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Schwebeflug via Koffersteuerung

10. September 2014, 15:36 Uhr | Von Peter Hauser und Gerhard Sprissler
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Anspruchsvolle Elektronikentwicklung

Wie erwähnt, kann ein Luftschiff bei rauen Wetterverhältnissen wegen seiner gewaltigen Abmessungen (beim Zeppelin beeindruckende 75 × 19,5 × 17,4 m³) und damit seiner großer Windangriffsfläche nicht einfach sich selbst überlassen werden. In der Vergangenheit musste dazu bei Starkwind ein Bediener vom Pilotensitz aus die Steuerungsfunktion übernehmen und das Luftschiff in seiner Verankerung am Haltemast stabil halten – beispielsweise gegen Aufschlagen des Heckfahrwerks am Boden. Mit einem erfreulichen Auftrag an die Luftschiffwerft über drei Zeppeline NT hat Good­year (USA) auch eine verbindliche neue Aufgabenstellung definiert: Bei Sturm darf zur Stabilisierung des Luftschiffes kein Bediener zur manuellen Steuerung in der Kabine sein. Eine mögliche Gefährdung durch Verletzung in Böen soll so von vornherein ausgeschlossen werden.

Für die Entwicklungsabteilung „Elektronik und Bodengeräte“ in Friedrichshafen und den Projektleiter Georg Gröger war damit eine herausfordernde Aufgabe zu lösen: Ein Steuersystem zum automatischen respektive ferngesteuerten „Schweben am Mast“ musste entwickelt werden, und das Ergebnis intensiver Arbeiten ist das erwähnte Watch-Standing-System. Die neue Lösung baut auf bereits vorhandene Module auf, und zwar auf das bisherige External Envelope Pressure System (EEPS). Es übernimmt als Kompletteinheit vollautomatisch alle Überlebensfunktionen des Zeppelins; diese werden aktiv, wenn im Ruhezustand beim Schweben am Mast die Luftschiffsteuerung auf „AUS“ steht.

Dies sind vor allem
- Back-ups für diverse Notprogramme
- die Druckregelung in der Zeppelinhülle
- die Messung der Heliumreinheit. Gegebenenfalls wird eine Helium-Reinigungsanlage am Boden aktiviert, um Fremdgase (Luft) abzuscheiden
- die Überwachung und Trimmung der vorderen und hinteren Ballonet-Füllstände mit Luft
- die aktive Flugsteuerung, sobald die Luftschiffsteuerung aus ist
- die Lageregelung über Lagesensoren in redundanter Ausführung (Hauptsensor und Plausibilitätssensor)
- die Alarmierung eines Verantwortlichen bei sich stark ändernden oder einen Grenzwert übersteigenden Windverhältnissen (Auswertung der Windsensorsignale des Luftschiffs)
- Vorschlag von Steuerungsbefehlen für den Bediener am Boden zur Fernsteuerung des Luftschiffs, basierend auf aero- und flugdynamischen Berechnungen und Erfahrungswerten der Zeppelin-NT-Historie


  1. Schwebeflug via Koffersteuerung
  2. Anspruchsvolle Elektronikentwicklung
  3. Gesamte MSR-Technik in einem Koffer
  4. Vorbildliche Projektabwicklung

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