Gehäuse - Schaltschränke

Baugruppenträger-Plattform für unterschiedlichste Anforderungen

22. April 2013, 15:31 Uhr | Von Martin Traut
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Der Unverwüstliche

Baugruppenträger vom Typ R „Rugged“ erweisen sich als „unverwüstlich“
Bild 4. Baugruppenträger vom Typ R „Rugged“ erweisen sich als „unverwüstlich“.
© Pentair/Schroff GmbH

Für besonders hohe Belastungen ist die Version Typ R „Rugged“ (Bild 4) ausgelegt. Durch die Verwendung stärkerer Seitenwände (3 mm), verstärkter Modulschienen und 19-Zoll-Winkeln (3,5 statt 2,5 mm) bzw. Eckprofilen werden die Baugruppenträger den Belastungen beispielsweise in mobilen Anwendungen oder anderen, besonders rauen Umgebungen gerecht (Schockfestigkeit bis 25 g).

Getoxte Seitenwand: H-Seitenwand mit Zweiloch-Modulschiene
Bild 5. Getoxte Seitenwand: H-Seitenwand mit Zweiloch-Modulschiene.
© Pentair/Schroff GmbH

Zur Befestigung werden bei diesen Anwendungen Edelstahlschrauben mit Schraubensicherung eingesetzt, um das Selbstlösen der Schrauben durch Vibrationen zu verhindern. Die Seitenwände werden bei der Version Typ R ebenfalls getoxt (Bild 5), und die Überlappung der 19-Zoll-Winkel mit den Seitenwänden ist doppelt so lang wie bei der Version Typ H.

Die Baugruppenträger sind aufgrund des Konstruktionsprinzips mit einem nutzbaren Einbauraum von 84 TE immer noch weniger als 449 mm breit und lassen sich daher in jeden 19-Zoll-Schrank einbauen. Um eine noch bessere Steifigkeit der Baugruppenträger zu erreichen, wurden Modulschienen mit Dreiloch-Befestigung entwickelt, deren Steifigkeitsmoment etwa 65 Prozent größer ist als bei den Modulschienen mit Zweiloch-Befestigung.

Alle Standard-Führungsschienen können auch für Anwendungen in rauen Umgebungen verwendet werden und bei Bedarf werden die Führungsschienen zusätzlich mit der Modulschiene verschraubt. Darüber hinaus gibt es auch Führungen für die Aufnahme von Card-Loks (Bild 6), Wedges-Loks oder Clamshells.

Leiterkarten in Schroff-Baugruppenträger mit Card-Loks
Bild 6. Leiterkarten in Schroff-Baugruppenträger mit Card-Loks.
© Pentair/Schroff GmbH

Anstelle der Aluminiumprofil-Frontgriffe - wie bei Typ H - kommen spezielle Rugged-Frontgriffe zum Einsatz. Zur Sicherung und zusätzlichen Versteifung der Deckbleche wurde eine Verriegelung entwickelt, die an mehreren Stellen mit der Modulschiene und dem Deckblech verschraubt wird. Diese äußerst stabilen und robusten Baugruppenträger Typ R sind für  Anwendungen in der Sicherheits- und Verteidigungstechnik, im Infrastrukturmarkt (z.B. Bahntechnik), bei Industrieanwendungen und z.B. für den Einsatz in Kraftwerken ausgelegt. Alle Einzelteile des Baugruppenträgers Typ R sind rückwärtskompatibel, was zum Beispiel auch den Einbau einer Modulschiene mit drei Befestigungspunkten in einem Baugruppenträger vom Typ F ermöglicht.

Die Baugruppenträger-Typen sind für die Backplane-Montage oder den Einbau von Steckverbindern nach EN 60603-2 (DIN 41612) vorbereitet. Etliche Bauteile (z.B. Gewindestreifen, Lochstreifen, EMV-Dichtungen) sind werksseitig bereits vormontiert, so dass sich bei der Montage ein wesentlicher Zeitvorteil für den Kunden ergibt. Jedem Bausatz liegt eine Benutzeranleitung bei, so dass der Kunde die Einzelteile in kürzester Zeit zusammenbauen kann. Geliefert werden die vorkonfigurierten Baugruppenträger in einer platzsparenden Flat-Pack-Verpackung. Zusätzlich zum Baugruppenträger muss der Kunde nur noch die für seine Anforderungen geeigneten Führungsschienen bestellen.

Überlappende Anwendungsbereiche

In der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sind die Anforderungen bezüglich Schock- und Vibrationsfestigkeit meist nicht so hoch. Angefangen von der Ampelsteuerung über Maschinensteuerungen in der Industrie bis hin zur Messtechnik in Forschungsinstituten oder Ringbeschleunigern, überall dort werden meist die Baugruppenträger-Versionen Typ L „Light“ und F „Flexible“ verwendet - Typ L, wenn keine EMV-Schirmung gebraucht wird.  Typ F kommt üblicherweise zum Einsatz, wenn EMV-Schirmung notwendig ist.

Sind sehr hohe Durchbiegungskräfte aufgrund der Baubreite und schwerer Einbauten zu erwarten, kommen die Typen H oder R in Frage.

Der Baugruppenträger-Typ H „Heavy“ wird vor allem in den unterschied-lichen Bereichen des Marktsegmentes Infrastruktur, z.B. in der Bahntechnik, oder auch in Bussen z.B. als Personeninformationssystem oder in Flugzeugen in nicht sicherheitskritischen Applika-tionen wie Entertainmentsystemen oder Steuerungen für Laderampen eingesetzt. Typ R wird sehr oft in der Verteidigungstechnik für die Steuerungen von Zielerfassungsgeräten z.B. auf Schiffen eingesetzt. Im Bereich Energietechnik kommen solche Baugruppenträger für die Steuerungen von Windkraftanlagen zum Einsatz. Die Baugruppenträger sitzen dann oben in den Gondeln der Windräder und sind ebenfalls höheren Schock- und Vibrationseinflüssen ausgesetzt. Bei diesen Anwendungen werden sehr oft die Leiterkarten, die in die Baugruppenträger eingebaut werden, zusätzlich mit Card-Loks oder Wedges-Loks gesichert. Im Industriebereich, besonders beim Einsatz in der Nähe von bewegten Maschinen wie Druckmaschinen, Portalfräsmaschinen oder Pressen, wird häufig der Baugruppenträger Typ H verwendet. Ob Typ H oder Typ R zum Einsatz kommt, ist immer von den Details der Applikation abhängig. Ausschlaggebend sind die genauen Anforderungen an die Schock- und Vibrationsfestigkeit, Steifigkeit und die EMV-Schirmung.

 

Der Autor

Dipl.-Wirt.-Ing. Martin Traut
studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Karlsruhe. Seit 1990 betreut er als Produktmanager unterschiedliche Produkte bei Pentair, Schroff GmbH in Straubenhardt. Heute ist er dort als Produktmanager für Subracks & Cases zuständig.

martin.traut@pentair.com



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