Bei Alu-Elkos etwa, muss das Oxid anodisch formiert werden, sie Dr. Ebel erläutert, »und für die Formierung der Anodenfolien braucht man 200 Mal mehr Energie, als für die Aluminiumerzeugung an sich«. Aus diesem Grund ist der Hersteller von Alu-Elkos für diesen Prozess auch nach Island gegangen. Auch bei der Herstellung von MLCCs ist Energie ein Kostenfaktor wie Sperlich feststellt: »Kerkos werden bei stundenlang bei 1500 °C gebrannt, das ist auch nicht umsonst«.
Bei der Frage ob der Anteil der Distribution im Geschäft mit passiven Bauelementen in Zukunft weiter steigen wird, liefert Reinecke eine interessante Antwort für die USA. Distribution war dort über Jahrzehnte Fullfilment, das galt auch für die Autoindustrie. Inzwischen hat dort ein Wandel stattgefunden, der Anteil der Direktlieferungen an die Automobil- und Automotive-Kunden nimmt in den USA zu.
Für Reinecke ist es auch die starke Stellung der Automobilindustrie in Deutschland, und Europa, die dazu beigetragen hat, dass der Anteil der Direktlieferung hier immer noch hoch ist. Er ist damit aber in keiner Weise unzufrieden. »Unser Markt in Europa ist eben kein Volumenmarkt, sondern er ist sehr diffizil und von hoher Variabilität. Es gibt kleine und große Stückzahlen, es ist für jeden etwas dabei, der Mix ist relativ gesund«. Wer im Automobil-Bereich Erfolg haben wolle, fügt Reinecke hinzu, »der muss als Hersteller auch ein gewisses Maß an Ressourcen für die direkte Betreuung zur Verfügung stellen, sonst funktioniert das nicht.
Für Sperlich entsteht mehr Direktgeschäft in Deutschland, und Europa, weil die Direktkunden größer werden, »aber wir sollten auch nicht übersehen, dass zahllose kleine Firmen hochkommen, die von den Tier 1, Tier 2, Tier 3 getriggert werden, dies und jenes für die zu realisieren«. Für Murata sei die klassische Tier-1-Beziehung wichtig, versichert er, aber noch viel interessanter ist für uns, was da von unten alles hochwächst. Zwar werden diese Kunden über die Distribution bedient, aber Murata pflegt den direkten Kontakten mit ihnen.
So wie die Spezialisten für passive Bauelemente nach neuen Kunden mit zukünftigen Potenzial suchen, so sondieren sie auch den Markt nach neuen Wachstumschancen, in Bereich, die bislang nicht unbedingt das Ettiket passive Bauelemente trugen. Jüngstes Beispiel für diese Entwicklung war Ende letzten Jahres die Übernahme des MEMS- und Sensorik-Spezialisten InvenSense durch TDK für 1,3 Milliarden Dollar.
»Die Sensorik entwickelt sich in der Tat zu einer der zukunftsträchtigsten Sparten«, versichert Vissing, »TDK setzt deshalb auf den Ausbau seines Sensorik-Geschäfts mit einer deutlich verbreiterten Technologie- und Produktpalette«. TDK hat bereits im Vorjahr Micronas gekauft, sowie bei Tronics die Mehrheit übernommen, und damit sein Portfolio im Bereich der Hall-, Inertial- und MEMS-Sensoren deutlich erweitert.
»Wenn man sich die Zukunftsthemen Healthcare, IoT und Wearables ansieht«, so Sperlich, »dann benötigen diese Wireless-Applikationen alle Input, und den bekommen sie über Sensoren, deshalb passt das Thema Sensorik für uns hervorragend«! Schrott verweist darauf, dass es hier auch um die Sicherung des bestehenden Umsatzes geht. »Die diskreten Bauteile verschwinden immer mehr von der Platine und wandern in Module«, schildert er die Entwicklung, »wenn ich hier nicht gegensteuere, verliere ich vielleicht 30 Prozent meines Umsatzes«.
Mit Potenziometern und linearen Widerständen, ist Vishay heute schon im Sensorik-Geschäft vertreten, Lüthje sieht das Thema Sensorik aber durchaus als Wachstumsoption für die Zukunft. Ähnlich schätzt Lauerer das Thema ein: »Wenn man sich die Potentiometer ansieht, dann kommt auch Bourns ursprünglich aus der Sensorik. Aktuell beschränkt sich das Thema Sensorik bei uns auf Automotive, dort haben wir eine eigene Division dafür. Den Sensorik-Ansatz wird man zukünftig wohl auch auf andere Bereiche ausdehnen. Mit welchen Technologien, das wird man sehen«.
Als Distributor für passive Bauelemente profitiert TTI bei diesem Thema von den Aktivitäten seiner Partner wie TE, Molex, oder Amphenol. »Diese Unternehmen investieren massiv in Richtung Sensorik«, erläutert er, »für TTI sind aktuell die wichtigsten Wachstumsmärkte die Sensorik, und das Thema Power«. Endrich ist im Bereich Sensorik bereits seit Jahrzehnten speziell im Automotive-Bereich aktiv, wie Dr. Endrich erläutert, »wir haben dort die Spezialisten, die Hersteller passiver Bauelemente waren hier für uns noch nicht so präsent«. Auch Landschooff berichtet, dass es die Aktivitäten der jeweiligen Hersteller seien, die es Schukat erleichtern, die Bereich Sensorik und passive Bauelemente in Zukunft zusammenwachsen zu lassen, »bislang waren wir im Bereich Sensorik nur rudimentär tätig«.