Sie sehen schon, worauf ich hinaus will. Nein, kein Gejammer über sinkende Margen und rauer werdenden Ton zwischen den Marktteilnehmern (siehe Xilinx und Flextronics) , sondern die schlichte Feststellung, dass es wohl an Differenzierung mangelt, die der Kunde zu zahlen bereit ist. Die Steigerung von „mehr für weniger“ ist „alles umsonst“, ein wenig tragfähiges Konzept für eine der kapitalintensivsten Industrien überhaupt.
Die Bauelemente-Distribution hat es trotz ihres Anteils am Gesamtmarkt (von ca. 25% in Europa) und der Größe einzelner Marktteilnehmer nur bedingt geschafft ihre Rolle neu zu definieren. Die Wachstumslinien der Distribution mäandern stets um die des Gesamtmarktes herum, ein wesentlicher Schritt aus dem 25-Prozent-Gefängnis ist bisher nicht erfolgt (bis auf kleinere Länder, die sich für die Hersteller nicht mehr lohnen). 4fache Dienstleistung, doppeltes Risiko, halbe Marge (im Vergleich zum goldenen Zeitalter in den 70er und 80er Jahren).
Darauf zu warten, dass die Hersteller in Scharen Europa gen Asien verlassen und den „alten“ Kontinent der Distribution überlassen, könnte eine trügerische Hoffnung sein, denn der Anteil am Gesamtmarkt mag steigen, das Erzielen angemessener Preise dank höchster Transparenz und direktem Sourcing der Kunden im Schlaraffenkontinent Asien oder auf dem grauen Markt nicht.
Innovationsbereitschaft vorhanden (Hersteller), Dienstleistungsqualität (Distribution) ebenfalls, woran also hapert es? Meiner Überzeugung nach bedarf es einer Neubewertung des Kundennutzens, unabhängig vom Ausgang.
Für die Distribution würde dies bedeuten, Ihr Verhältnis zu Herstellern und Kunden neu zu definieren? Was ist die Rolle der Distribution im Kontext von OEMs, CEMs und Komponentenherstellern? Dass die Antwort darauf nicht sehr einfach ist, mag man an der gewaltigen Konsolidierung in der globalen Distribution über die letzten 20 Jahre sehen.
Dieser unbeantworteten Frage wächst noch ein zweites Problem zu, das Dr. David Bosshardt, der Chef des schweizerischen Gottlieb-Duttweiler-Instituts, auf den FBDI-Trendtagen sehr eindeutig beschrieben hat: die Smartphone- und Tablet-Generation tritt verstärkt ins Arbeitsleben ein und wird bisherige Geschäftsprozesse – designen, konstruieren, sourcen, produzieren, um in unserer Industrie zu bleiben – ganz gewaltig verändern. „Wer Erfolg haben will, muss zwischen den Anwender und sein Smartphone kommen“, so Bosshardt.
Vereinfachung von Abläufen, automatisieren von dummen Geschäftsvorgängen, persönlicher Kontakt nur noch zur Lösung kniffliger Problem oder Besprechung weitreichender Strategien – vieles davon klingt bekannt und wird zum Teil bereits umgesetzt, nach Meinung der Trendforscher viel zu langsam in unserer Industrie, um sich einerseits vor Großlogistikern zu schützen oder anderseits sich für jungen Menschen interessant zu machen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind und keinesfalls mehr hinter einem ERP-Terminal verschwinden wollen…
Auf den nächsten Komponentenzyklus wird das keinen Einfluss haben (2014 wird wohl etwas besser ausfallen als 2013, und Europa wird dem globalen Trend wieder mal hinterherlaufen, aber die strukturelle Geschäftsprozessveränderung wird den Fokus auf die eigentliche Frage richten: Was verkaufen wir eigentlich?