Ein Ausblick auf 2014 ff.

»Vierfache Dienstleistung, doppeltes Risiko, halbe Marge«

10. Januar 2014, 12:09 Uhr | Georg Steinberger, Vorsitzender DMASS und FBDi
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"Seit MItte 2011 dümpelt der Markt vor sich hin"

Blendende Aussichten also für eine Industrie (Komponenten), deren Geschäftsmodell seit 50 Jahren darauf basiert, immer mehr (Leistung und Vielfalt) für immer weniger (Geld) zu liefern. Die daraus resultierende Erwartungshaltung bei Konsumenten und Industriekunden ist, dass es immer so weiter geht und Elektronik bei steigender Komplexität fast nichts kosten darf. Ein Smartphone – ein Meisterwerk der Technik, und keinen interessiert es, außer es ist zu teuer oder geht nicht… Ergebnis: Man fragt sich als Branchenteilnehmer mitunter, wie lange diese Quadratur des Kreises noch gut gehen kann.

Egal, jedenfalls treibt diese (teils selbstverschuldete) Tendenz trotz aller wirtschaftlichen Risiken eine Innovationsbereitschaft, deren Ende weder auf Produkt- noch Prozessebene in Sicht ist. Davon profitieren auch Märkte, die nicht Heimat der Smartphone- oder Tablet-Produktion sind. Europas Anteil an weltweiten Industrielektronikmarkt ist nach Meinung von iSupply in der Gegend von 25%, mehr als das Doppelte von Europas Anteil am gesamten Komponentenmarkt (Ähnliches gilt für die Automobilindustrie).

Betrachtet man jedoch die Marktentwicklung in Europa – ob OEM-Markt oder Distribution ist nahezu egal –, dann stellt man fest, dass sich seit Fukushima (März 2011) aus der großen Innovationsbereitschaft kein sonderliches Wachstum ableiten ließ. Seit Mitte 2011 dümpelt der Markt vor sich hin, in 2013 dürfte es bestenfalls ein gaaaaaanz leichtes Wachstum gegeben haben. Nach Prognosen von DMASS Ltd. Und FBDI e.V. reden wir bei dem in Euro gemessenen Bauelemente-Distributionsmarkt von bestenfalls 2 bis 3 Prozent Zuwachs.

Moment! Dieses leichte Wachstum ist hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass die Halbleiterei an einem Überangebot von Produktionskapazitäten litt und leidet, das sich erst langsam abbaut und dementsprechend für Druck auf die Preise gesorgt hat. In 2013 schlägt sich das laut Advanced Forecasting Inc. mit einem Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich nieder, während der Markt in USD bestenfalls stagniert. Das heißt, der Bedarf ist da, aber nicht zu den notwendigen Preisen. Immer länger und öfter ist der Komponentenmarkt ein Käufer- und immer seltener ein Verkäufermarkt, es sei denn in exklusiven Nischen.

Bei Anwendung normaler Marktgesetze hieße das, es gibt zu viel vom Gleichen, deshalb zählt trotz aller Innovation der Preis. In einem Markt, der angeblich zur Hälfte von kunden- oder anwendungsspezifischen Komponenten dominiert wird? Hinzu kommt, dass es offensichtlich ein Überangebot von Komponenten gibt. Aktuelle Online-Kataloge umfassen eine zweistellige Millionenzahl an unterschiedlichen Bauelementen, ein Mekka für jeden Ingenieur und der Horror für jeden Einkäufer – wenn da nicht eine Komponentenindustrie macht, bei der es immer noch ein bisschen billiger geht…


  1. »Vierfache Dienstleistung, doppeltes Risiko, halbe Marge«
  2. "Seit MItte 2011 dümpelt der Markt vor sich hin"
  3. "Was verkaufen wir eigentlich?"

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