Als Broadliner deckt Arrow so gut wie alle Bereiche ab – wo (damit meine ich die Produktbereiche) wollen Sie in nächster Zeit Ihr Portfolio noch weiter ausbauen?
Wir verfolgen das Ziel, in den Märkten stark zu sein, die schnell wachsen, und haben in Bereichen wie LED Lighting ein sehr breites Produkt- und Serviceportfolio aufgebaut und in Ressourcen in ganz Europa investiert. In gleichem Maße wollen wir auch in anderen Märkten aktiv sein, die ähnlich vielversprechend sind. Aktuell verstärken wir unseren Fokus auf den Bereich M2M und das Internet der Dinge. IDC erwartet mehr als 30 Milliarden vernetzte Geräte im Jahr 2020. Das bedeutet signifikante Möglichkeiten, und wir wollen ganz klar eine wichtige Rolle in diesem Bereich spielen. Darüber hinaus bieten wir nun Online-Einkaufsmöglichkeiten und Tools, die über arrow.com verfügbar sind, inklusive Management Tools für elektronische Komponenten, die zahlreichen Optionen der Offline-Distribution in eine »24/7-Umgebung« transferieren und Nutzern von überall aus Zugriff ermöglichen. Dazu zählen Produktabkündigungs-Benachrichtigungen, End-of-Life Forecasts, die Suche nach Alternativprodukten und zudem viele neue Funktionalitäten, die es in der Offline-Welt gar nicht gibt.
Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen für die Distribution in Europa?
Die größten Herausforderungen finden sich in Europa wahrscheinlich eher jenseits der Elektronikindustrie, aber es gibt zahlreiche positive Impulse. Nehmen Sie beispielsweise die Wachstumsstrategie der Europäischen Union, »Europa 2020«. Die EU hat sich eine Re-Industrialisierung auf die Fahnen geschrieben und ganz klar die Bedeutung einer starken industriellen Basis in Europa identifiziert. Hierzu benötigt es regionale Anstrengungen. In Deutschland etwa hat sicherlich Industrie 4.0 das Potential, spannende neue Anwendungen in die Fabriken, aber auch in andere Umgebungen zu bringen. Ich bin sehr zuversichtlich, weil Europa über eine solide industrielle Basis verfügt und mit einem leistungsstarken Engineering und guten Herstellungskapazitäten ausgestattet ist. Deshalb sehe ich die Zukunft der Distributionsbranche ebenfalls positiv, mit Wachstumsmöglichkeiten sowohl bei Technologien in vertikalen Märkten als auch steigendem Bedarf an Services.
Wenn wir EMEA sagen, meinen wir hier aus unserem Blickwinkel meist Europa – aber welche Bedeutung hat »MEA« für die Distribution?
Bei Arrow zählt das MEA Business zu der Vertriebsregion, die wir Emerging Markets nennen und umfasst Vertriebsrepräsentanzen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägypten. Diese Märkte bedienen wir aus unserem Büro in Istanbul heraus. Ich würde den DTAM nicht mit den europäsichen Märkten in Vergleich setzen, aber es gibt eine Anzahl interessanter Kunden, vor allem im Messbereich und im Lighting-Markt. Speziell in Afrika haben wir zudem ein Joint Venture namens Altech, ein leistungsstarker Player in Südafrika. Die Produktion setzt sich dort vor allem aus OEMs, ODMs und einer Reihe von Auftragsfertigern zusammen, und es gibt in Afrika einen hohen Bedarf an Daten- und mobiler Kommunikation. Zu den wichtigsten Marktsegmenten zählen erneuerbare Energien, Sicherheit, Flottenmanagement inklusive Fahrzeug-Telematik und Asset Tracking auf RF- und GSM/GPS-Basis. Industrie und Bergbau sind ebenfalls bedeutend.
Die Distribution ist bekanntlich ein Verdrängungsmarkt und Wachstum wird in der Distribution zunehmend schwerer. Wie sieht die Wachstumsstrategie von Arrow in EMEA aus?
Sollte die These hier sein, dass der DTAM klar umrissen ist und es für einen Marktteilnehmer nur möglich ist, zu wachsen, indem man Marktanteile an sich reißt, so muss ich an dieser Stelle widersprechen! Es gibt auch über Akquisitionen hinaus gute Wachstumsmöglichkeiten. Wir sehen eine ganze Reihe von Märkten mit großem Potential, etwa LED Lighting oder das Internet der Dinge, aber auch in traditionellen Märkten wie Automotive gibt es viele neue Entwicklungen, die dafür Raum bieten. Und wir sehen es als sehr vielversprechend an, Services bereitzustellen, die das bestehende Business ergänzen. Das bezieht sich auf alle Phasen des Applikationslebenszyklus und lässt sich auf die Implementierung von Services anwenden, die nahe am traditionellen Business stehen, etwa die Komponenten-Programmierung oder innovative Programme, die eine Versorgung mit Bauteilen sicherstellen. Hinzu kommen für uns relativ neue Services wie Value Recovery.
Im letzten Jahr gab es in Deutschland mit der MSC-Übernahme durch Avnet einen Deal, der zu Verschiebungen in den Marktanteilen in Europa führen könnte und Avnets Position als Nummer 1 weiter stärkt. Was hat Arrow hier entgegenzusetzen?
Wir werden weiterhin das tun, was wir gut können, und weiterhin in neue Services und Fähigkeiten investieren. Zudem werden wir weiterhin eng mit Kunden und Herstellern auf lokaler Ebene zusammenarbeiten.