Nun ist in der Branche immer wieder davon zu hören, dass viele Kunden nicht bereit sind, einen ordentlichen Forecast abzugeben. Teilen Sie diese Kritik?
Nein, diese allgemeine Kritik teile ich nicht. Wir machen, wie gesagt, sehr gute Erfahrungen mit unseren Forecasts. Ein Forecast, der nur um 25 Prozent schwankt, ist für uns ein guter Forecast, damit können wir gut arbeiten.
Aber wir haben uns hier auch Forecast-Prognosemodelle gebaut, so dass wir einen künstlichen Forecast bestimmen können, wenn der Kunde sehr unsicher bei der Planung ist. Nach diesem Verfahren arbeiten wir mit vielen Kunden, was zu einer langfristig sicheren Versorgung führt.
Wie funktioniert eine solche Prognose?
Das erkläre ich am besten anhand eines Zahlenbeispiels: Wir berücksichtigen den Forecast zu 30 Prozent, den Verbrauch der letzten sechs Monate ebenfalls zu 30 Prozent und die letzten drei Monate zu 40 Prozent. Aus diesen drei Zahlen berechnen wir eine neue Zahl und erhalten damit den Forecast pro Woche.
Was ist Ihrer Ansicht nach die wichtigste Voraussetzung für einen Distributor, um das Supply-Management in den unterschiedlichen Ausprägungen realisieren zu können?
Man muss die Möglichkeit haben, Artikel für verschiedene Produktionsmodelle unterschiedlich abzubilden. Wir haben heute über 500 verschiedene Logistiksysteme bzw. -Kunden. Kein Logistiksystem gleicht dem anderen zu 100 Prozent, nicht einmal innerhalb eines Unternehmens. Auch hier gibt es unterschiedliche Systeme. Letztlich stehen zwar immer wieder die drei Logistiksysteme Kanban, Lieferplan und Konsignationslager im Mittelpunkt, aber in unterschiedlichen Ausprägungen und Kombinationen.
Wie hoch ist der Anteil der Logistikmodelle bei Rutronik am Geschäft?
Supply-Chain-Solutions ist für Rutronik ein sehr wichtiges Geschäftsfeld. Rutronik erwirtschaftet inzwischen 40 Prozent der Umsätze über Logistikmodelle, und wir betreiben 166 Konsignations-Lager in der ganzen Welt verteilt, mit Millionen an Lagerbeständen. Sehr stark dabei vertreten ist die Automobilindustrie. Wir zählen einige weltweit agierende Tier 1 zu unseren Kunden.
Was macht Rutronik anders als der Mitbewerb?
Wir sind nicht limitiert über lokale Profit Center in Asien, EMEA und USA. Bei uns ist es nicht verboten, in ein anderes Profitcenter hineinzuliefern. Ich kann ein Unternehmen weltweit genauso bedienen mit dem gleichen Logistik-Label. Wir können Konsignationslager in Mexiko oder wo auch immer genauso führen wie in Europa. Natürlich muss man jeweils steuerliche und vertragliche Bedingungen und Vorschriften berücksichtigen.
Was uns außerdem unterscheidet, ist unser weltweit einheitliches Computersystem. Unsere Mitbewerber haben das nicht. Egal ob Mexiko, Asien oder USA: Alles hängt an einem Computersystem.
Wie stellen Sie sicher, dass im Falle eines Ausfalls nicht das komplette System zusammenbricht?
Wir haben aus Sicherheitsgründen zwei Computersysteme in verschiedenen Gebäuden. Jedes von beiden wäre in der Lage, das Geschäft alleine zu bewerkstelligen.