Kurs auf die erste Milliarde

»Jeden Monat neue Rekordzahlen in Billings«

23. Mai 2022, 15:00 Uhr | Karin Zühlke
Rudy Van Parijs
Rudy van Parijs, Avnet Abacus: »In der Distribution ist alles ›Relationship‹. Menschen kaufen bei Menschen. Auch in Zukunft wird nicht alles durch EDI und Software gelöst werden.«
© Avnet Abacus

Seit Mitte 2018 ist der Avnet-Veteran Rudy Van Parijs President von Avnet Abacus und führt den IP&E Distributor (Interconnect/Passiv & Electromechanical) seit 19 Monaten mit positiver Book-to-Bill durch global schwierige Zeiten.

Doch damit nicht genug: Mit noch mehr Investition in technische Ressourcen und dem Logistikprogramm »LogOn« nimmt Avnet Abacus zum 50. Geburtstag Kurs in Richtung seiner ersten Umsatzmilliarde.

Markt&Technik: Wie ordnen Sie die aktuelle Geschäftslage ein?

Rudy van Parijs: Wir gewinnen laut DMASS Marktanteile ebenso wie Netzwerkanteile bei unseren Herstellern. Wir haben z. B. kürzlich den EMEA Distribution Award des Jahres von unserem größten Hersteller TE erhalten. Und wir dürfen von weiteren wichtigen Herstellern ähnliche Awards erwarten, wie uns mitgeteilt wurde. Allerdings können wir noch keine weiteren Namen veröffentlichen. Fest steht: Wir sind für unsere Hersteller der am stärksten wachsende Distributor in Europa. Und es sieht unseren Quartalszahlen zufolge so aus, als ginge diese Tendenz auch so weiter.

Avnet Abacus feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Können Sie uns einen kurzen Abriss geben, wie sich die Division und das Geschäft über die Jahre entwickelt haben?

1972 wurde Abacus als lokaler Distributor in England gegründet. Auf der Linecard stand nicht nur IP&E, sondern auch Halbleiter. Abacus war in der Folge auch in der Nordic Region präsent. Im Jahr 2000 hat Avnet seine Division Avnet Time als IP&E Spezialist gegründet. Im Jahr 2009 folgte die Übernahme der Abacus-Gruppe durch Avnet. Diese wurde schließlich mit Avnet Time fusioniert. 2010 haben wir 220 Millionen Euro umgesetzt. Seither sind wir immer schneller als der Markt gewachsen. Auch in den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich das Geschäft sehr schön entwickelt. Wir verzeichnen jeden Monat neue Rekordzahlen in Billings und sehen seit 19 Monaten eine positive Book-to-Bill-Verhältnis. Wir gehen mit hoher Geschwindigkeit in Richtung einer Milliarde Euro Umsatz.

Zum 50. ist das natürlich ein krönender Meilenstein. Welche strategischen Ziele verbinden Sie damit?

Unser Ziel ist, dass wir Avnet Abacus für unserem Bereich genauso dominant im Markt platzieren wie unsere Halbleiterschwestern EBV Elektronik und Avnet Silica. Das Erreichen der Milliarde Euro Jahresumsatz ist als Meilenstein jedenfalls sehr wichtig für uns. Denn je mehr Power wir unseren Herstellern bieten können, umso mehr Chancen haben wir, gut beliefert zu werden, auch wenn es knapp wird. Der Markt wird jedes Jahr weiter um vier bis fünf Prozent wachsen. Und wir sind gut dabei und schneller gewachsen als der Markt. Wir haben die letzten zwölf Jahre im Durchschnitt eine Wachstumsrate von mehr als zehn Prozent erzielt.

Und Welche Aktionen sind zum 50. Geburtstag geplant?

Wir werden in jeder Region, wo wir eine Vertriebsniederlassung haben, mit den Kunden und Herstellern lokal feiern. Wir wollen unseren Mitarbeitern aus jeweils anderen Niederlassungen darüber hinaus die Möglichkeit geben, mit dabei zu sein und die lokalen Kunden anderer Niederlassungen besser kennen zu lernen.

Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen?

Wir befinden uns sozusagen »in a perfect Storm«. Jeden Monat kommt etwas Neues, was die ganze Liefersituation noch schwieriger macht: ein Feuer in China, ein Erdbeben in Japan, Wintereinbruch in Texas, ein Schiff im Panamakanal, die Null-Covid-Strategie in China etc. Die letzten Monate dann unglücklicherweise noch der Konflikt in der Ukraine. All das hat und wird weiterhin Einfluss auf die Lieferketten haben.

Gab es Geschäftsbeziehungen von Avnet Abacus in Russland und der Ukraine?

Wir hatten Geschäftsaktivitäten in der Region, aber seit 24. Februar haben wir alle Geschäfte blockiert. Wir hoffen natürlich für die Menschen in der Ukraine, dass sich die Situation schnell zum Positiven wendet. Aber selbst wenn der Konflikt zu Ende ist, wird es sicherlich noch längere Zeit dauern, bis sich die Geschäftsbeziehungen wieder erholt bzw. etabliert haben.

Wie schätzen Sie die aktuelle Verfügbarkeitssituation ein?

Das ist schwierig zu sagen. Ich tausche mich täglich mit den Herstellern aus: Sehr viele Produkte haben noch lange Lieferzeiten und es sieht auch so aus, dass das in nächster Zeit so bleibt. Das hat vor allem mit den Engpässen bei Rohstoffen zu tun, wie Nickel, Palladium etc. Diese werden immer teurer, da die Anfrage hoch bleibt, das Angebot limitiert ist und vielleicht auch Spekulanten große Volumina aufkaufen.
Ich persönlich denke, dass die Engpässe noch einige Quartale bleiben werden. Ein Beispiel: Die Situation bei Standard MLCCs entspannt sich langsam aber Automotive MLCCs werden auch in Zukunft noch lange Lieferzeiten haben. Bei Induktivitäten nehmen die Lieferzeiten eher noch zu. Unsere Kunden müssen damit rechnen, dass die Verknappung weiterhin Bestand hat. Auch 2023 wird es höchstwahrscheinlich für viele Produkte eng bleiben.

Das dürfte die Kunden wenig freuen…

Wir führen viele Gespräche mit unseren Kunden, denn es ist schwierig, Liefertermine für viele Produkte zu nennen. Zudem versuchen wir die Stückzahlen, die wir bekommen, fair auf die Kunden zu verteilen. Es ist momentan nicht einfach im Sales und im Innendienst zu arbeiten. Ich möchte mich hier bei unseren Teams bedanken, die in dieser Situation ihr Möglichstes tun.

25 Prozent des Umsatzes kommt über Demand Creation

Wie viel Prozent Ihres Geschäfts sind Design-in und wie viel Fulfillment?

Ich selbst komme aus der Design-in-Schiene, bin im Ursprung FAE-Ingenieur und lege sehr viel Wert auf Design-in. Auch für IP&E-Produkte ist es wichtig, unsere Kunden zu beraten. Im Übrigen werden unsere Produkte auch immer technischer, z. B viele unserer Hersteller investieren sehr viel in Sensorprodukte und Wireless-Module; ebenso haben unsere Hersteller mehr und mehr Antennen im Programm. Aber auch bei Konnektoren und passiven Bauteilen spielen Demand Creation und Design-Unterstützung eine große Rolle.

Knapp 25 Prozent unseres Umsatzes kommt aus der Demand Creation, also durch Projekte, die durch unsere Mitarbeiter unterstützt worden sind. Wir wollen diesen Anteil noch weiter vergrößern. Und im Zuge dessen möchte ich ausdrücklich betonen, dass wir uns als ein Design-unterstützender Distributor sehen. Wir bieten unseren Kunden sozusagen »Free of Charge« technische Beratung. Wir investieren weiterhin in technisches Personal, vor allem in Zentraleuropa, aber auch in Osteuropa.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. »Jeden Monat neue Rekordzahlen in Billings«
  2. Viel Zuspruch für LogOn-Abteilung

Verwandte Artikel

Avnet Abacus, EBV Elektronik GmbH & Co. KG