Das Direktgeschäft in Europa nimmt ab

DTAM von 50 Prozent: Wunschtraum oder greifbares Ziel?

18. Juli 2012, 16:43 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Europa muss seine Produktion besser schützen!

So lange der Mittelstand sich in Deutschland und Europa wohlfühlt, sehen die Teilnehmer der Diskussionsrunde auch weiterhin gute Chancen für den Standort. Ziel müsse sein, so die Forumsteilnehmer, die Industrieumgebung so zu gestalten, dass dieser Mittelstand erhalten bleibt.

Und da gibt es insgesamt doch noch einiges zu tun: Denn das Bild, das sich von Europa zeigt, ist alles andere als einheitlich: »Noch sind wir in Deutschland die Insel der Seligen, was die Industrieproduktion anbelangt, weil wir in der Lage waren, die Vielfalt der Industriemärkte hier zu erhalten. In Österreich und der Schweiz ist die Fertigungslandschaft hingegen völlig zusammengebrochen«, gibt Steinberger zu bedenken.

Müsste Europa seine Produktion also besser schützen? Im Prinzip schon, ist sich die Runde einig: »Betrachten Sie alleine die Zölle, die Sie bezahlen müssen, wenn Sie in China ein Produkt aus Europa importieren, umgekehrt ist das nicht so«, bringt es Weber auf den Punkt. Auch die Umwelt- und Konformitätsauflagen der EU strapazieren die Wettbewerbsfähigkeit der Region stark: Wer seine Waren von außerhalb der EU in der Europäischen Union verkauft, hat es oft deutlich leichter. Verschiebungen der Vertriebskanäle entstehen zwar dadurch nicht, so Jäger - für Unmut sorgt der Bürokratismus aber durch die Bank: »Ich bin schon verwundert darüber, warum wir unseren Standort so unattraktiv gemacht haben. Wenn ein chinesischer Hersteller es leichter hat, ein Produkt einzuführen, als ein europäischer, es hier in Europa herzustellen, oder wenn ein amerikanischer Online-Distributor nicht-konforme Produkte ohne Konsequenzen online nach Europa vertreiben kann, ein europäischer aber erheblichen Informationsauflagen unterliegt, dann hat das nichts mehr mit Verbraucherschutz, sondern mit Wettbewerbsnachteilen zu tun«, beklagt Steinberger.

Doch nicht nur die Distributoren haben in diesem Punkt Grund zur Klage, auch viele Distributions-Kunden blicken kaum mehr durch, welches Produkt wie von welcher Verordnung betroffen ist. Zumindest in diesem Punkt verspricht Steinberger Abhilfe: Avnet hat zusammen mit dem FBDi den Umwelt- & Konformitäts-Kompass erarbeitet: Er soll Licht ins Dunkel der EU-Gesetzgebungen und Direktiven bringen. Das Werk besteht aus drei Teilen und ist als Navigationshilfe durch den Verordnungswust konzipiert. Es richtet sich an Distributionskunden und an Bauelemente- oder Gerätehersteller quer durch sämtliche vertikale Märkte. Die Frage »betroffen oder nicht betroffen?« lässt sich anhand der Matrix des Kompasses für jedes Produkt relativ einfach klären.


  1. DTAM von 50 Prozent: Wunschtraum oder greifbares Ziel?
  2. »Wir wollen nicht bei allen Distributoren auf der Linecard sein«
  3. Verschiebt sich der DTAM nach Osteuropa?
  4. China: Fertigung für den lokalen Markt
  5. Europa muss seine Produktion besser schützen!

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