Während Osteuropa aufblüht, hat die Tendenz, nach China zu verlagern, nachgelassen, stellt Schmidt-Streier klar. Gibt es Anzeichen dafür, dass Produktion im großen Stil von China zurück nach Europa verlagert wird? Auf diese Frage hat Weber eine recht eindeutige Antwort: »Es kommen Produktionen zurück, aber nicht im großen Stil. Dieses Attribut muss man streichen. Außerdem müssen wir zwei Dinge grundlegend unterscheiden: Geht ein Unternehmen wegen des lokalen Marktes nach China, dann kommt die Produktion nicht zurück. Ist der Markt für dieses Unternehmen dagegen hier in Europa, gibt es Chancen auf einen Rücktransfer.«
Dass der chinesische Markt für den deutschen Mittelstand attraktiv ist, steht außer Frage. »Eine der Hauptmotivationen, warum der deutsche Mittelstand nach China geht, ist neben dem lokalen Markt aber auch der, dass man keine halbfertigen Produkte, beispielsweise Module oder Subsysteme, nach China zuliefern darf: Wird ein Endprodukt in China gefertigt, müssen auch die Module und Subsysteme im Land produziert werden«, erläutert Andreas Mangler, Director Strategic Marketing von Rutronik.
Den Königsweg für Europa sieht Weber wie viele seiner Kollegen im Prinzip »Nicht Low Cost Country, sondern Best Cost Country«. Das heißt zum einen, marktnah zur Abnehmerregion zu produzieren, denn damit lassen sich die Logistikkosten deutlich reduzieren. Zum anderen sollte auch der intensive Austausch zwischen Entwicklung und Produktion gegeben sein. Und hier hat eine Produktion vor Ort große Vorteile: Man dürfe nicht vergessen, so Weber, dass Änderungen am zu fertigenden Produkt fast an der Tagesordnung sind, beispielsweise weil abgekündigte Bauelemente ersetzt werden müssen. »Die Produktion hat in Europa auch weiterhin große Chancen, wenn ich gleich zu Beginn die optimale Konstruktion, das optimale Design-for-Manufacturing und eine geeignete Bauelementeauswahl habe«, so Weber. »Denn die SMD-Linie kostet in Asien genauso viel wie in Europa. Und der Bediener macht nur einen sehr geringen Teil der Kosten aus. Viele die aus dem Low-Volume Segment nach Asien gegangen sind, haben die Vorteile von Europa inzwischen erkannt.«