Wo steht nochmal der Rollator oder das Aufwachbett auf Station 3? Minimum 20 Minuten verbringen Pflegekräfte pro Schicht mit Suchen – das Aachener Start-up Fenjax möchte diesen Zustand verbessern: Auf dem Fraunhofer-Gemeinschaftstand präsentierte die Ausgründung der RTHW Aachen ein hochpräzises Echtzeit-Lokalisierungssystem (RTLS), das auf Ultra-Breitband-Technologie (UWB) basiert und speziell für die Tracking-Anforderungen in Kliniken entwickelt wurde.
Herzstück des Systems sind die selbst entwickelten Fenjax-Tags, die an medizinischen Geräten, Betten, OP-Liegen oder Hilfsmitteln wie Rollstühlen angebracht werden. Die Positionsdaten werden über zentral installierte UWB-Empfänger (Fenjax Hospital Anchor) erfasst, die – anders als herkömmliche Bluetooth-Mesh-Lösungen – mit minimalem Installationsaufwand auskommen: »Unser Ansatz ist, dass ein Empfänger zentral im Stationsflur angebracht wird und so einen kompletten Bereich von bis zu 50 Metern abdeckt. Das reduziert die Infrastrukturkosten und vereinfacht die Nachrüstung enorm«, erklärt der Co-Gründer und Geschäftsführer Jonas Gesenhues. Die eigens entwickelte Software nutzt zusätzlich auch Gebäudemodelle, um Bewegungen selbst dann präzise zuzuordnen, wenn Geräte oder Betten einen Raum wechseln und aus dem Blickfeld des Anchors geraten – etwa, wenn ein Bett vom OP in den Aufwachraum gebracht wird.
Geringer Installationsaufwand und einfache Refinanzierung
Technisch setzt Fenjax auf Standard-Wireless-Chips (u.a. von Nordic) und kombiniert diese mit einer eigenen Algorithmik, um auf den Zentimeter genau zu tracken und damit deutlich präziser als etwa Airtags aus dem Consumer-Bereich zu sein. Doch auch im Vergleich zu industriellen Tracking-Systemen will Fenjax punkten: »Im Vergleich zu klassischen Bluetooth-Systemen benötigen wir um Faktor 40 weniger Empfänger pro Fläche. Das macht unser System besonders attraktiv für große Krankenhäuser«, so Gesenhues. Ein besonderer Fokus des Startups liegt auf Wirtschaftlichkeit und Refinanzierbarkeit: Fenjax bietet sein System als Service-Modell an, bei dem Kliniken wiederkehrend pro Monat und Pflegekraft zahlen – typischerweise zwischen 20 und 30 Euro. »Wir verkaufen keine Hardware, sondern Lösungen. Das passt zu den Refinanzierungsmodellen für pflegeentlastende Maßnahmen, bei denen nachweislich gesparte Minuten bei der Suche nach Geräten oder Betten direkt angerechnet werden«, erläutert Gesenhues, wie die Kliniken die Anfangsinvestition geringhalten können.
Neben dem Tracking von Assets arbeitet Fenjax bereits an Varianten für das Patienten- und Personaltracking – ein Ausblick, der das Potenzial der Plattform unterstreicht. Auf der Messe zeigte das Team außerdem den digitalen Zwilling eines OPs und demonstrierte live, wie Geräte und Betten in Echtzeit verfolgt werden können. Mit seiner Lösung adressiert Fenjax einen der größten Effizienzbremsen im Klinikalltag: das zeitaufwändige Suchen nach Geräten und Betten. Jonas Gesenhues und sein Team haben eine Vision: »Unser Ziel ist es, Pflegekräfte zu entlasten und Klinikprozesse messbar effizienter zu machen – und das mit minimalem Installationsaufwand und maximaler Präzision«. (uh)