Klimafreundlicher Lieferverkehr

Straßenbahn liefert Pakete

2. Juli 2024, 9:52 Uhr | Irina Hübner
Die Pakete fahren mit: Eine umgebaute Gütertram in Karlsruhe.
© AVG, Paul Gärtner

Eine umgebaute Straßenbahn könnte künftig als Gütertram für einen klimafreundlichen Paktetdienst sorgen. Das KIT hat mit Partnern ein entsprechendes Logistikkonzept entwickelt, die Auswirkungen des Konzepts auf den Verkehr untersucht und nun eine umgerüstete Karlsruher Stadtbahn präsentiert.

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Im Verbundprojekt LogIKTram erforschten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie ein zukünftiger Gütertransport in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen verlagert werden kann, um den städtischen und regionalen Straßenverkehr zu entlasten. Auf Basis einer Zweisystem-Stadtbahn nach dem Karlsruher Modell“ entwickelten sie ein technisches Konzept einer Gütertram für den ÖPNV. Das Karlsruher Modell kombiniert Straßenbahnstrecken in der Stadt und Eisenbahnstrecken im Umland bereits seit fast 30 Jahren. Im Projekt stellte die AVG den Forschenden ein älteres Fahrzeug zur Verfügung, das sie an die Projektanforderungen angepasst und als Demonstrationsobjekt getestet haben.

Demonstration einer Gütertram für Karlsruhe

Nun präsentierte das Projektteam die umgebaute Stadtbahn und konnte zeigen, dass sich diese als Gütertram technisch reibungslos in das schienengebundene ÖPNV-Netz der AVG integriert: Ein elektrisch unterstützter Fahrradanhänger fährt selbstständig in den dafür vorgesehenen Bereich der Straßenbahn, um von dort aus in das Zustellgebiet transportiert zu werden. Künftig könnten Pakete dort an einer Haltestelle etwa von einem Fahrradkurier übernommen werden.

Innenraumgestaltung und Simulation der Gütertram

»Wir haben die Innenraumgestaltung der Gütertram übernommen und uns beispielsweise um das automatisierte Be- und Entladen der Transportbehälter sowie deren Sicherung in der Bahn gekümmert. Auch die Positionierung der Bahnen an den Stationen haben wir uns angeschaut, da diese wichtig ist, um die Transportbehälter zentimetergenau zu bewegen und die normalen Fahrgastwechselzeiten im Personenverkehr einzuhalten«, sagt Dr. Michael Frey vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT.

Die Auswirkungen des Gütertram-Konzepts auf den Straßen- und Schienenverkehr untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT: »Mithilfe des am IfV entwickelten Verkehrsnachfragemodells mobiTopp und seiner logistischen Erweiterung logiTopp haben wir eine Simulationsumgebung für den Personen- und Gütertransport in der Modellregion Karlsruhe aufgebaut und davon ausgehend verschiedene Betriebsszenarien der Gütertram und deren Auswirkungen auf den Verkehr betrachtet«, betont Lukas Barthelmes vom IfV des KIT.

Klimafreundliches Transportsystem für immer mehr Pakete

»Unsere Simulationen zeigen, dass das Konzept der LogIKTram zu einer Verlagerung von herkömmlichen Fahrten auf der Straße auf die Tram und anschließend das Lastenrad beiträgt und damit die Verkehrsleistung im motorisierten Verkehr reduzieren kann«, so Barthelmes weiter. Voraussetzung dafür sei die Errichtung von zentralen City-Hubs in der Stadt, von denen aus Lastenradtouren gebündelt werden können, ebenso wie die effiziente Anbindung der umliegenden Verteilzentren der Logistikdienstleister an das Tram-System.

»Wir können davon ausgehen, dass der Paketverkehr auch zukünftig steigen wird. Gütertrams könnten helfen, den Anstieg des Paketverkehrs mit einem nachhaltigen Transportkonzept für die städtische und regionale Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen abzufedern.«

Verkehrsträger-übergreifender Lieferverkehr

LogIKTram ist Teil der Gesamtinitiative regioKArgo, deren Partner neue Formen des Verkehrsträger-übergreifenden Warenladungs- und Lieferverkehrs erforschen und umsetzen wollen. Das Projekt startete im März 2021 und war auf drei Jahre angelegt. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erhielt LogIKTram eine Förderung von insgesamt rund 2,75 Millionen Euro.

Projektkoordinator war die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft. Projektpartner waren neben dem KIT und dem FZI die Hochschule Offenburg, INIT, Marlo Consultants, SimPlan, DB Engineering & Consulting, Verkehrsbetriebe Karlsruhe sowie Hitachi. Dazu kommen die assoziierten Partner Dachser, DPD, UPS, Nüwiel und die Stadt Karlsruhe sowie die Netzwerkpartner AEN - Automotive Engineering Network, e-mobil BW und die TechnologieRegion Karlsruhe.


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