Andreas Hammer, Kemet:
Nachdem die großen Autoproduzenten wie VW, BMW, Daimler und andere die Produktion eingestellt haben, sind auch einige unserer Kunden gezwungen, mit der Produktion zu pausieren. Allerdings sind das Stand heute nur sehr wenige, und die Auswirkungen auf Kemet sind im Moment minimal. Wir haben sogar an der einen oder anderen Stelle steigende Bedarfe für Applikationen wie zum Beispiel 48 V mild Hybrid. Wir haben unser Q4 Fiskaljahr 2020 (Kalenderquartal 1) nahezu wie zu Beginn erwartet abgeschlossen. Lediglich der Shutdown in Italien sowie einige Automotive Kunden haben uns in der letzten Märzwoche Einbußen beschert.
Unsere Produktion ist nach wie vor gut ausgelastet. Sicher auch eine Konsequenz daraus, dass einige Wettbewerber mit geschlossenen Produktionsstätten zu kämpfen haben. Auch der Ausblick in unser Q1 Fiskaljahr 2021 (April-Juni 2020) ist im Moment gut. Book to Bill ist seit Anfang 2020 deutlich über 1. Selbstverständlich sind auch wir sehr vorsichtig und gehen davon aus, dass wir im April und vielleicht auch im Mai noch Stornierungen, Reduzierungen und Verschiebungen sehen werden. Wie die sich auswirken wird maßgeblich damit zusammen hängen, wie lange der Produktionsstop der Autohersteller noch anhalten wird. Bedarfe in Asien steigen seit einiger Zeit, auch wenn dort der Automotive-Markt nach wie vor schwächelt und sehr volatil ist.
Wir betrachten die Marktsituation täglich und planen entsprechend. Die Lage entwickelt sich sehr dynamisch. Im Moment haben wir einen sehr soliden Auftragsbestand, sowohl bei unseren Direktkunden wie auch bei der Distribution. Wir haben aber fertige Pläne, unsere Produktion zu reduzieren, sollten die Bedarfe tatsächlich massiv einbrechen, was wir heute noch nicht sehen.
Der Lagerbestand bei unseren Distributoren ist seit über 9 Monaten rückläufig und wird das auch aus heutiger Sicht im kommenden Quartal weiter sein. Das bedeutet, wir liefern an die Distribution, was diese auch an deren Kunden ausliefert, und nicht auf Lager. Zurzeit planen wir weder eine deutliche Reduzierung und schon gar nicht eine Einstellung unserer Produktion. Wir müssen auch im Auge behalten, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Situation sich wieder entspannt und wir dann nicht Monate Zeit haben werden, die Produktion hochzufahren. Wie am 31. März von den Wirtschaftsweisen in Deutschland zu hören war, gehen sie davon aus, dass wir ein “V”-Verhalten sehen werden. Rascher Einbruch, aber ein genauso rascher Aufschwung.