Bei einer Evaluierung der aktuellen Vorgehensweisen in der Automobil-Branche wird offensichtlich, dass ein gewisser Grad an Automation in Bezug auf die Sammlung von Nachvollziehbarkeitsdaten existiert, insbesondere in den frühen Phasen des Lebenszyklus, wo die Werkzeugunterstützung am stärksten ist. Die automatische Verfolgung bis zur Implementierung und Verifikation von Artefakten ist jedoch in der Regel unzureichend. An den Stellen, wo die Lücke zwischen den aktuellen Arbeitspraktiken und dem, was zur Erfüllung von sicherheitsbezogenen Normen erforderlich ist, groß ist, besteht noch ein beträchtliches Potential für Optimierungen und Kosteneinsparungen.
Die Einführung der ISO 26262 hat eine Unternehmensentwicklung gefördert, in der Prozesse und Projektpläne dokumentiert, Anforderungen erfasst, Implementierung und Verifikation in Bezug auf die Anforderungen vorgenommen und alle Artefakte in einem Konfigurations-Management-System vollständig kontrolliert werden.
Mithilfe der Lückenanalyse steht Unternehmen eine bewährte Methode zur Verfügung, die die Bereiche isoliert, in denen in Bezug auf eine Norm wie ISO 26262 noch Verbesserungen erforderlich sind. Die Ergebnisse der Lückenanalyse ermöglichen es dem Unternehmen, seine Ressourcen in Hinblick auf eine solche Verbesserung gezielt und effizient zuzuweisen.
Wenn Unternehmen eine Lückenanalyse durchführen lassen, zeigen die Ergebnisse den Reifegrad innerhalb jeder Phase des Software-Entwicklungs-Lebenszyklus sowie den Bedarf an Werkzeuginvestitionen in jeder Phase. Selbst bei ausgereiften Prozessen und angemessenen Werkzeugen zeigt sich das größte Defizit in der Regel an einer fehlenden Nachvollziehbarkeit zwischen den Software-Entwicklungsphasen, d.h., dass Anforderungen ungenügend mit der Entwufs-, Code-, Test- und Verifikationsphase der Entwicklung verbunden sind. Die Lückenanalyse zeigt die Defizite im System auf, denn selbst wenn jede einzelne Phase gut kontrolliert und mit angemessenen Werkzeugen ausgestattet ist, mangelt es dennoch häufig an Nachvollziehbarkeit zwischen den Phasen.
Kompliziert wird diese Problematik noch dadurch, dass die Analyse der gegenseitigen Abhängigkeiten, die zwischen Software-Designs und anderen funktionsübergreifenden Instanzen bestehen, oft erst in einem späten Stadium erfolgt, nachdem die Software in den ersten physischen Prototyp hochgeladen wurde. Das heißt, die Nachvollziehbarkeit fehlt nicht nur zwischen den verschiedenen Entwicklungsphasen, sondern auch zwischen den verschiedenen technischen Fachdisziplinen.
Bei dem Großteil der kommerziell entwickelten Software werden die Konstruktion und die Führung einer Anforderungs-Nachvollziehbarkeits-Matrix (RTM) als Aufgabe mit niedriger Priorität angesehen und mithilfe manueller Methoden wie einer Excel-Tabelle ausgeführt. Ein solches Vorgehen erfordert fortlaufende menschliche Interaktion und Interpretation in Hinblick darauf, wie die Nachvollziehbarkeit umgesetzt werden sollte; zudem müssen Aktualisierungen manuell vorgenommen werden.
Aufgrund der starken Korrelation zwischen mangelnder Erfüllung der Anforderungen und Software-Fehlfunktionen bemühen sich Unternehmen verstärkt darum, Wege zu finden, um dieses Risiko durch ein rigoroses Anforderungs- und Nachvollziehbarkeits-Management zu mindern. Zudem erzeugen die Kosten für manuelles Anforderungs-Management – die Ausgaben für traditionelle manuelle Verfahren zur Nachvollziehbarkeit, Verifikation und Zertifizierung machen 50 bis 70 Prozent des gesamten Entwicklungs-Budgets für ein gemäß den höchsten Sicherheitsstandards entwickeltes Projekt aus – steigenden Druck dahingehend, bessere Methoden zur Erfüllung der rigorosen Normen zu finden, ohne dabei die Kosten ins Unendliche steigen zu lassen. Der Übergang zu modernen Anforderungs-Mangements- und Nachvollziehbarkeits-Werkzeugen stellt einen Weg zur Erreichung hoher Software-Qualität in Verbindung mit Kosteneinsparungen dar.