Interview mit Microchip

MOST contra Ethernet

6. November 2013, 11:58 Uhr | Iris Stroh
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Wird Ethernet MOST langfristig verdrängen?

Horst Kohler
Horst Kohler: "Ethernet lässt sich sicherlich optimieren, und das wird auch funktionieren. Die Frage ist aber doch, wann und wie gut diese Technik funktionieren wird. Bei MOST sind im Gegensatz dazu entsprechende Mechanismen für Quality of Services in der Technologie bereits implementiert."
© Microchip Technology

Markt&Technik: Gibt es japanische oder amerikanische Automobilhersteller, die bereits erklärt haben, dass sie MOST anstelle von Ethernet unterstützen wollen?
Harald Kohler: Ja, es gibt weltweit sehr, sehr viele Autohersteller. die sich auf die MOST-Technologie stützen, sie einsetzen und auch in Zukunft einsetzen werden. Zudem gibt es erfreulicherweise mehrere Autobauer, in Japan oder USA, die in naher und mittlerer Zukunft ebenfalls MOST einsetzen werden. Sie werden verstehen, dass ich aus Gründen der Geheimhaltungsverpflichtung im Moment keine weiteren Details nennen kann. Aber Sie fragten auch, warum? Hierzu kann ich wiederum etwas sagen: MOST bietet im Vergleich zu Ethernet einige Vorteile. Lassen Sie mich auf einige wesentliche hier eingehen:
• MOST ist für Automotive-Anwendungen maßgeschneidert. Die MOST Technology wurde von Automobilherstellern und deren Zulieferer für Automobilhersteller und deren Zulieferer entwickelt und wird genau in dieser Konstellation weiterentwickelt werden. Weltweit befinden sich Stand heute bereits über 140 verschiedene Fahrzeug-Modellreihen in Serie auf der Straße. Darin spiegelt sich dieses Erfolgskonzept ziemlich gut wider.
• Der Kontroll-Kanal mit höchster Dienstgüte (QoS) - tatsächlich und ganz besonders in diesem Vergleich ist der Kontroll-Kanal in Verbindung mit den bei MOST gegebenen QoS-Mechanismen immer noch eines der schlagkräftigsten Argumente für ein MOST-basiertes Infotainment oder Fahrerassistenz System.
• Die MOST INICs mit integriertem Low-Level-Netzwerkmanagement - ein wesentlicher Vorteil für die Systemarchitektur hierbei ist, dass das Netzwerkmanagement keine Belastung für die CPU darstellt.
• MOST überträgt die verschiedensten Datentypen - die MOST INICs schleusen die Daten in ihrem ursprünglichen Datenformat, also nativ, lediglich durch bis zur jeweiligen Applikationsschnittstelle, ohne dabei umzuverpacken oder ähnliches. Das bedeutet wiederum eine Entlastung der Prozessoren.
• Das MOST Application-Framework - ein MOST-System wird durch die Beschreibung seiner Funktionen und Funktionsblöcke modelliert. Ein Application-Framework vereinfacht dem Entwickler die Erstellung von Anwendungen auf verteilten Systemen. Den Anforderungen an Wiederverwendbarkeit, Erweiterbarkeit und Skalierbarkeit der Systeme kann so sehr einfach Rechnung getragen werden.
• Die MOST Cooperation, kurz MOSTCo - MOSTCo ist die Standardisierungskörperschaft und Special Interest Group, die die weitere Entwicklung von MOST ausschließlich auf die Autohersteller bezogen steuert. Die MOSTCo wird durch keine anderen Interessengruppen, zum Beispiel der Consumer-Industrie, beeinflusst und kann deshalb sehr schnell arbeiten und reagieren. Das ist äußerst positiv.

Markt&Technik: Einige Experten erwarten, dass Ethernet einige Busse im Fahrzeug komplett ersetzen wird, einschließlich MOST. Wie sehen Sie das?
Harald Kohler: Wir sind fest davon überzeugt, dass sich MOST als Hochgeschwindigkeits-Netzwerktechnologie im Auto behaupten wird - optimiert durch die Automotive-Industrie für die Automotive-Industrie. Heute haben wir mehr als 140 Automodelle mit MOST auf der Straße. Microchip Technology wird sich also weiterhin der MOST-Technologie, den Produkten und den Prinzipien der MOST-Kooperation widmen und wird die MOST-Technologie weiterentwickeln, auch eine nächste Generation im Gigabit-Bereich. Wir glauben, dass der Automotive-Markt bis um das Jahr 2020 nach einem Gigabit-Netzwerk verlangen wird. Daran arbeiten wir gerade und bereiten uns entsprechend darauf vor. Und last but not least, bereits MOST150 kann eine komplette 100-MBit-Ethernet-Strecke im eingebetteten Ethernet-Kanal aufnehmen, sogar mit bis zu 150 MBit maximalem Datenaufkommen. Damit stellt MOST die ideale Automotive-fähige Übertragungsschicht sogar für den Ethernet-Use-Case im Auto dar. Und diese Eigenschaft wird sich wohl über die noch kommenden Generationen der MOST-Technologie hinaus durchsetzen.


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