Mobilität

Wie geht Verkehrswende auf Kommunalebene in der Praxis?

1. April 2020, 8:49 Uhr | Irina Hübner
Um die Verkehrswende zu schaffen, muss der Autoverkehr in den Städten erheblich reduziert werden.
© WZB

In der Theorie ist die Verkehrswende einfach: Weniger Autofahrten, mehr öffentlicher Personennahverkehr und eine gute Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger. Doch rechtliche Rahmenbedingungen machen es den Städten und Gemeinden oft schwer.

Diesen Artikel anhören

»Um die Verkehrswende in Deutschland zu erreichen, muss die Anzahl der Autos verringert und der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden. Das setzt viele Kommunen unter Druck, weil sie nicht wissen, wie sie das schaffen sollen«, meint Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Für drei Kommunen sollen deshalb modellhaft Maßnahmenpakete entwickelt werden, die Akteure schulen und beim Erreichen der Ziele unterstützen.

»Mit diesen Ansätzen wollen wir in diesen Städten 50 % weniger Autos und 50 % weniger gefahrene Kilometer innerhalb von fünf Jahren erreichen«, erklärt Knie. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben fachlich und bietet finanzielle Unterstützung von 120.000 Euro.

Das Problem mit den Autos und dem Gesetz

»In der Praxis ist es nicht so leicht, die Verkehrswende zu schaffen. Denn unser Rechtsrahmen ist in der Absicht entwickelt worden, das Privat-Kfz zu stärken«, so Knie. Das mache es insbesondere aus Sicht der Kommunen schwer, Umbaumaßnahmen zu ermöglichen. Das nötige Wissen sei zwar vorhanden, es fehle aber häufig an Kompetenzen oder Mitarbeitern, um es umzusetzen.

Drei beispielhafte Kommunen

Mit dem Projekt soll ein ganzheitliches Verkehrswendekonzept auf den Weg gebracht werden, das insbesondere die umweltverträglichsten Verkehrsteilnehmer stärkt – die Fußgänger und Radfahrer. Dazu sollen für die Kommunen übertragbare Konzepte entwickelt werden. »Für unser Projekt haben wir uns drei sehr unterschiedliche Regionen als Modelle ausgesucht«, erläutert Knie.

»Die Gemeinde Gingst mit 1.200 Einwohnern liegt auf Rügen und dient als Beispiel für den ländlichen Raum, Drolshagen/Lennestadt mit 25.000 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen für ein größeres Siedlungsgebiet, und die Stadt Leipzig in Sachsen mit 600.000 Einwohnern repräsentiert den Typ einer wachsenden Großstadt.« Die drei sehr unterschiedlichen Kommunen stünden vor ähnlichen, aber auch sehr verschiedenen Herausforderungen.

Umbaumaßnahmen anstoßen

Ziel des Projektes ist es, Kommunen bei Umbauarbeiten zu unterstützen und das Verändern des Rechtsrahmens in der Politik anzustoßen. Je nach Region können das zum Beispiel Hilfen beim Erstellen eines Bebauungsplans oder für den Aufbau eines Carsharing-Systems für Elektroautos sein, also die organisierte gemeinschaftliche Nutzung von Autos.

Für die ausgewählten Modellkommunen wird ein Verkehrswendebüro einterichtet, das kommunale Akteure schult und beim Umsetzen der Verkehrswende unterstützt. Durch das Einbinden von Bauämtern, Investoren und Mobilitätsanbietern sollen die Maßnahmen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kommune zugeschnitten werden. Unterstützt wird das Verkehrswendebüro von der Allianz Verkehrswende. Dort engagieren sich Personen und Organisationen, die an Modellvorhaben zur Elektromobilität mitgewirkt haben.

Praxistaugliche Umsetzung

Im Rahmen des Projekts soll eine bedarfs- und praxistaugliche »Handreichung« entstehen, die sich hauptsächlich an die Entscheider von Kommunal- und Regionalpolitik richtet. Dabei geht es um das Etablieren guter Rahmenbedingungen für das Verringern von individuellem Fahrzeugverkehr, das Umstellen auf elektrische Antriebe sowie das Fördern des Fuß- und Fahrradverkehrs und das Modernisieren des ÖPNV durch das Nutzen digitaler Plattformen. Bis zum Ende des Projekts soll so ein modellhafter Umsetzungsplan für die Verkehrswende entstehen.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Componeers GmbH

Weitere Artikel zu E-Mobility und Infrastruktur