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Herausforderungen und Chancen des bidirektionalen Ladens

9. August 2024, 12:00 Uhr | Irina Hübner
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Bidirektionales Laden ermöglicht es Elektrofahrzeugen als dezentrale Energiespeicher zu nutzen und könnte weitreichenden Einfluss auf die Energiewende nehmen. Doch wo stehen Prosumer, Installateure und die Gesetzgebung in Deutschland in Bezug auf diese Technik?

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Mit bidirektionalem Laden wird es möglich, Elektrofahrzeuge als dezentrale Energieressourcen zu verwenden. Die Technologie geht über die reine Transportfunktion von Fahrzeugen hinaus und trägt zur Integration erneuerbarer Energien, zur Balance von Angebot und Nachfrage sowie zur Optimierung der Strominfrastruktur bei. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Flexibilität im europäischen Energiesystem werden solche kleinteiligen, dezentralen Lösungen immer wichtiger.

Das Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmen EUPD Research hat umfangreiche Befragungen mit über 6000 PV-Anlagen-Besitzern und -Planern sowie mit 344 Installateuren von Ladestationen (EV Charging Stations InstallerMonitor) in Deutschland durchgeführt. Daraus sin der SolarProsumerMonitor sowie der EV Charging Stations InstallerMonitor entstanden. Diese Umfragen von EUPD Research bieten Einblicke in die Positionen der verschiedenen Akteure gegenüber bidirektionalem Laden und zeigen die bestehenden Herausforderungen auf.

Prosumer und bidirektionales Laden

Aus Sicht der Prosumer sind die Verfügbarkeit und die Funktionalität von bidirektionalem Laden entscheidende Faktoren bei der Kaufentscheidung und Empfehlung von Elektrofahrzeugen und Ladestationen. Einer der Hauptgründe für die Nicht-Empfehlung eines Elektroautos oder einer Ladestation ist das Fehlen der bidirektionalen Ladefähigkeit. Darüber hinaus würden 67 % der befragten Ladestationsbesitzer (sehr) wahrscheinlich eine bidirektionale Ladestation kaufen, wenn diese verfügbar wäre.

Installateure und die Nachfrage nach bidirektionalem Laden

Auch bei den Installateuren ist das Thema präsent: 28 % berichten, dass sie bei jeder oder jeder zweiten Installationsanfrage auf bidirektionales Laden angesprochen werden. Zudem wünschen sich 17 % der Installateure von den Herstellern mehr legislative Klarheit, eine stärkere Implementierung und niedrigere Preise für bidirektionale Ladestationen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen

Ein wesentliches Hindernis für bidirektionales Laden war bislang das Fehlen eines umfassenden regulatorischen Rahmens. Das Europäische Parlament hat 2024 wesentliche Gesetze verabschiedet, um diesen Rahmen zu schaffen. Artikel 33 der Richtlinie zur Änderung der Richtlinien (EU) 2018/2001 und 2019/944 verlangt von den Mitgliedsstaaten, regulatorische Rahmenbedingungen für intelligente und bidirektionale Ladepunkte zu schaffen.

Kapitel II, Artikel 4 der Verordnung 2024/1257 legt Herstellervorgaben für Fahrzeuge mit Systemen für intelligentes und bidirektionales Laden fest. In Deutschland entwickelt sich der rechtliche Rahmen für bidirektionales Laden jedoch noch. Zwar gibt es keine ausdrücklichen Gesetze, welche die V2X-Technik verbieten, doch konzentrieren sich die bestehenden Vorschriften hauptsächlich auf den unidirektionalen Stromfluss vom Netz zum Fahrzeug.

Bidirektionales Laden bietet zahlreiche Chancen

Die Umfrage von EUPD Research zeigt also, dass bidirektionales Laden mit einigen Herausforderungen verbunden ist, aber auch viele Chancen bietet.  »Bidirektionales Laden bietet enormes Potenzial sowohl für den Einzelnen als auch für die gesamte Energiewende«, erklärt Mark Hoehner, CEO von EUPD Research. »Unsere Studien zeigen, dass diese Technologie im Markt einen entscheidenden Differenzierungsfaktor darstellt  und eine wichtige Rolle bei der Flexibilisierung des Energiesystems spielen kann. Vorher müssen aber die Hürden bei der Technologieverbreitung, den Preisen und dem rechtlichen Rahmen überwunden werden.«

Der EV Charging Stations Monitor

Auch in seiner dritten Auflage schafft der EV Charging Stations Monitor von EUPD Research Transparenz im Markt für Elektrofahrzeug-Ladestationen. Die Studie liefert aktuelles Wissen über Anbieter, Händler und Installationsbetriebe. Neben einem umfassenden Marktüberblick über Anbieter, Produkte und Händler liegt in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf der Sektorenkopplung. Dabei werden Themen wie solares Laden, bidirektionales Laden und Integration der Ladestation in ein Energiemanagementsystem behandelt.

Der SolarProsumerMonitor

EUPD Research führte den SolarProsumerMonitor bereits zum dreizehnten Mal durch. Dabei werden Besitzer und Planer von PV-Anlagen, so genannte Prosumer, befragt. Im Fokus stehen die Bewertung bestehender Hausenergiesysteme und die konkreten Investitionsplanungen in PV-Anlagen, Speicher, Ladestationen, Elektroautos, Wärmepumpen und Heim-Energiemanagement-Systeme.


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