Hitachi Astemo

»Europa ist für uns ein Wachstumstreiber«

6. Juni 2023, 8:00 Uhr | Iris Stroh
Vorteile des Smart Brake Systems
© Hitachi Astemo

Dieser Überzeugung ist Hideo Hatagi, Senior Vice President und Head of Europe Region von Hitachi Astemo. Und weiter: »Mein Ziel ist es, unser Geschäft in Europe zu vergrößern.« Dafür setzt er auf drei Bereiche: xEV, AD/ADAS sowie intelligente Bremssysteme.

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Hitachi Astemo gehört zur Hitachi Group, wobei »Astemo« steht für »Advanced Sustainable Technologies for Mobility«. Laut Hatagi steuern die Automotive-Aktivitäten, also Astemo, rund 15 Prozent zum Gesamtumsatz der Hitachi Group bei, der im Geschäftsjahr 2021 circa 10.264,6 Mrd. Yen entsprach. Hitachi Astemo ist im Januar 2021 aus einem Merger bzw. aus Übernahmen folgender Unternehmen entstanden: Hitachi Automotive Systems, Keihin, Showa und Nisin.

Derzeit hält Hitachi an Astemo 66,6 Prozent, Honda den Rest. Im September dieses Jahres kommt noch ein dritter Aktionär dazu: JICC, ein japanisches Investment-Unternehmen. Dann verteilen sich die Aktien folgendermaßen: Hitachi 40 Prozent, Honda 40 Prozent und JiCC 20 Prozent. Hatagi fügt hinzu: »Weltweit durchläuft die Automobilindustrie einen massiven Wandlungsprozess, das heißt, dass die Investitionen in Software und Hardware enorm sind.«

Hitachi Astemo ist bereits seit 2011, damals noch als Hitachi Automotive Systems, in Europa aktiv, 2021 wurde das Unternehmen dann nach den oben beschriebenen Mergern in Hitachi Astemo Europe umbenannt. Das Unternehmen ist mit 3300 Mitarbeitern in acht europäischen Ländern vertreten, es gibt sechs R&D- und Engineering-Standorte und neun Fabriken. Hatagi: »Alleine in Deutschland beschäftigt Astemo 540 Mitarbeiter.«

Das Europageschäft läuft prächtig

Nicht nur in Zukunft soll Europa zum Wachstum von Astemo beitragen, auch in der Vergangenheit liefen die Geschäfte durchaus prächtig: »Zwischen 2019 und 2021 konnten wir unser Geschäft verdreifachen, vor allem durch die Elektrifizierung, die in Europa aufgrund der anspruchsvollen Regularien stark gewachsen ist, aber auch durch unser Bremsengeschäft«, so Hatagi. Für die Zukunft setzt Astemo auf drei Technologien bzw. Produkte: xEV-Produkte, AD/ADAS-Produkte (in der Bolton-Fabrik in UK werden seit 2020 ADAS-ECUs produziert) und intelligente Bremsen. Hatagi weiter: »Als eines der weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Elektrifizierung und Fahrwerkstechnologie werden wir hier weiterhin in entscheidende Technologien investieren. Softwareentwicklung ist der Schlüssel bei allen Produkten der nächsten Generation.«

Intelligente Bremssysteme

Bernd Schemer, Executive Officer und Head of Brake Business Unit bei Hitachi Astemo, ist überzeugt, dass die bekannten CASE-Markttrends »Connectivity«, »Autonomous«, »Sharing«, »Electric«, plus die Forderung nach Nullemission, direkte Auswirkungen auf die Bremssysteme haben. Wobei er hinzufügt, dass Astemo grundsätzlich bei all seinen Aktivitäten drei Innovationstreiber im Fokus hat: »Smart«, »Safe & Secure« sowie »Sustainable«.

Aber zurück zu CASE – Schemer ist überzeugt, dass CASE und die damit verbundenen Anforderungen auch ganz klare Auswirkungen auf die Bremssysteme haben. Schemer macht seine Aussage an diversen Beispielen deutlich: So führe der allgemeine Trend zu Elektrofahrzeugen beispielsweise zu strengeren NVH-Anforderungen (Noise Vibration Harshness) und erforderten Maßnahmen zur Reichweitenverlängerung, was wiederum die Anforderungen an das Restbremsmoment aber auch an das Systemgesamtgewicht verschärfen.

Schemer: »Auch wenn es um das Thema »null Emissionen« geht, steigen die Anforderungen an das Restbremsmoment.« Und: »Autonomes Fahren macht eine redundante Bremsfunktionalität unabdingbar, was wiederum Auswirkungen auf die Bremssystemarchitektur hat und zur weiteren Elektrifizierung, zum Beispiel in Form eines elektronischen Bremspedals, führen wird.« Autonomes Fahren wird seiner Überzeugung nach auch die Anforderungen an die Bremsdynamik erhöhen und radspezifische Bremsregelung erforderlich machen.

»Auch das Ziel einer vereinfachten Montage kann und wird dazu führen, ein vereinfachtes Bremssystem einzuführen. Wenn man das alles zusammennimmt, kann man davon ausgehen, dass es zu einer stufenweisen Elektrifizierung der Bremse kommen wird. Genau in diese Richtung treiben wir die Entwicklung voran«, so Schemer weiter.

Hitachi Astemo
Weiterentwicklung im Inverter-Bereich
© Hitachi Astemo

Was ist unter einer stufenweisen Elektrifizierung der Bremssysteme zu verstehen? Schemer ist überzeugt, dass der erste Schritt darin besteht, die manuelle Parkbremse zu elektrifizieren, sodass »der Handbremshebel durch eine Taste im Fahrzeug ersetzt wird«, so Schemer. Im nächsten Schritt wird die Bremsunterstützung elektrifiziert, sprich die Vakuumpumpe wird durch einen elektrischen Bremskraftverstärker ersetzt. Die nächste Stufe besteht aus seiner Sicht darin, dass ein elektronisches Pedal eingebaut wird und darüber hinaus würden in einem nachfolgenden Schritt hybride Ansätze verfolgt, bei denen sowohl nass als auch elektrisch gebremst wird. Und in Hinblick auf teilautonomes Fahren/autonomes Fahren geht es wie bereits beschrieben, natürlich um Redundanz.

Smart Brake

»Astemo entwickelt mit Smart Brake an einem intelligenten elektromechanischen Bremssystem«, so Schemer weiter. Dabei handelt es sich um ein Brake-by-Wire-System, bei dem die gesamte Bremsfunktion elektronisch gesteuert wird. Schemer weiter: »Fahrzeuge werden in den kommenden Jahren eine voll zentralisierte Architektur haben, komplett elektrisch sein und auf eine L3/4-Autonomie abzielen. Smart Brake soll dann über vier bremsflüssigkeitsfreie und unabhängige Aktuatoren mit Brems-Modulations-Software verfügen sowie über Schnittstellen für redundante Stromversorgung, Kommunikation, Bremsanforderung und Vehicle Motion Control.«

Die Vorteile sind vielfältig. Das fängt damit an, dass es keine Bremsflüssigkeit mehr braucht, sprich der Wartungsaufwand sinkt. Solche Systeme zeigen aber auch Vorteile beim Fahrverhalten, z. B. durch einen verkürzten Anhalteweg und ein verbessertes Crashverhalten – durch Entfall der Hydraulikeinheiten. Darüber hinaus ist »Smart Brake« um bis zu vier Kilogramm leichter. Es ermöglicht darüber hinaus eine EV-Reichweitenverlängerung von bis zu vier Prozent und eignet sich durch die Redundanz für autonomes Fahren ab L3.

»Wir investieren deshalb intensiv in die Hitachi Astemo Smart Brake, um sie schnell zur Serienreife zu bringen, und planen ihren Produktionsstart in 2028«, so Schemer weiter.


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  2. Inverter und Elektromotoren

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