Elektrofahrzeuge gelten als klimaschonender als Verbrenner. Eine treibhausgasintensive Batterieproduktion und der derzeitige deutsche Strommix sorgen jedoch dafür, dass sie ihre Klimavorteile erst nach mehreren Betriebsjahren und hohen Fahrleistungen ausspielen können.
Elektroautos gelten als umwelt- und klimaschonender als herkömmliche Antriebsarten wie etwa Benziner oder Diesel-Fahrzeuge. Allerdings erreichen die Stromer bei Nutzung des deutschen Strommix ihre Emissionsvorteile gegenüber herkömmlichen Antrieben erst nach mehreren Betriebsjahren und hohen Fahrleistungen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Lebenszyklus-Analyse der Forschungsgesellschaft Joanneum Research im Auftrag des ADAC. Die Untersuchung erfolgte auf Basis eines generischen Fahrzeugmodells, der so genannten »Golfklasse«. Als jährliche Fahrleistung legten die Forscher 15.000 Kilometer und als Lebensdauer 15 Jahre zugrunde.
Der Grund für das mäßige Abschneiden der Elektrofahrzeuge sind der immer noch relativ schmutzige Strom in Deutschland mit einem hohen Kohleanteil sowie die Antriebsbatterie. Deren Produktion ist aufwändig und treibhausgasintensiv, was sich wie ein schwerer »Klima-Rucksack« in der Bilanz niederschlägt. Erst mit einem immer höheren Anteil an regenerativem Strom können die Elektroautos ihre Klimabilanz gegenüber herkömmlichen Antrieben deutlich verbessern.
In der Analyse von Joanneum Research werden alle relevanten Energieaufwendungen und Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs berücksichtigt. Dabei schneidet der Plug-in-Hybrid gemeinsam mit dem Benziner-Pkw am schlechtesten von allen gängigen Antriebsarten ab. Sein Problem ist vor allem die zusätzliche Batterie, die sich negativ auf die CO2-Bilanz auswirkt. Der vergleichsweise schmutzige Strom und die große Antriebsbatterie sind auch schuld daran, dass der Plug-in-Hybrid mit einem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 2,95 l Super und 11 kWh pro 100 Kilometer gegenüber einem ganz normalen Benziner keinen Vorteil bietet. In puncto Treibhausgas ist ein Plug-in deshalb derzeit keine Lösung. Auch das reine Elektroauto kann seinen Klimavorteil erst spät ausspielen: Im Vergleich zum Benziner nach 127.500 km oder 8,5 Betriebsjahren, im Vergleich zum Diesel nach 219.000 km oder 14,6 Betriebsjahren.
Die beste Treibhausgas-Bilanz der konventionellen Antriebe weist unter heutigen Bedingungen das Erdgasauto mit 15 Prozent Biomethan auf, besser noch als der Elektro-Pkw bei Nutzung des deutschen Strommix.
Beim Einsatz regenerativer Energiequellen zeigt das Elektroauto die beste Treibhausgasbilanz, dicht gefolgt vom Brennstoffzellenfahrzeug. Aktuell wird Wasserstoff aber noch unter hohem Energieaufwand aus Erdgas hergestellt und ist deshalb noch keine Alternative. Zukunftsmusik sind auch synthetische Kraftstoffe, die aus elektrischer Energie und CO2 hergestellt und mit relativ geringem Aufwand in modifizierten Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können. Allerdings verschlingt die Herstellung dieser E-Fuels derzeit noch viel zu viel Energie.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Reduzierung der Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs nur möglich ist, wenn Strom und alternative Kraftstoffe aus regenerativen Energiequellen erzeugt werden. Dazu ist der Ausbau der regenerativen Quellen und die Anpassung der Versorgungsnetze nötig.
Erst mit regenerativ erzeugtem Strom weist das Elektrofahrzeug eine deutlich bessere Bilanz auf als alle anderen Antriebsarten. Bei 100 Prozent regenerativem Anteil erfolgt die Amortisation der hohen Treibhausgas-Emissionen aus der Produktion bereits nach ca. 37.500 km gegenüber dem Benziner bzw. ca. 40.500 km gegenüber dem Diesel. Und jetzt hat auch das beste Erdgasfahrzeug (mit 15 Prozent Biomethan) keine Chance mehr: Das Elektroauto hat es schon bei ca. 48.000 km eingeholt.