Der Gesetzgeber hat entschieden: Ab 2025 müssen alle Energieanbieter dynamische Tarife im Programm haben. Eine interessante Zielgruppe für variable Tarife sind E-Auto-Fahrende, die ihre Stromkosten durch angepasstes Ladeverhalten senken können. Doch was halten EV-Fahrer und -Fahrerinnen davon?
Damit sich der Umstieg auf variable Tarife für Nutzerinnen und Nutzer von Elektroautos lohnt, müssen sich die Preise innerhalb des Tarifs spürbar unterscheiden. Das ist eins der Ergebnisse der Smart-Charging-Studie 2024, die das Marktforschungsunternehmen UScale Ende vergangenen Jahres durchgeführt hat.
Wie die Studie zeigt, erwartet der größte Teil der Befragten (39 %) mindestens 10 bis 14 Cent Preisnachlass pro kWh. Für 27 % der Befragten genügen weniger. Alle anderen erwarten eine noch höhere Preisspreizung, damit sie sich auf die Konditionen eines variablen Stromvertrages einlassen.
Fragt man EV-Fahrende nach möglichen Motiven für einen Wechsel zu variablen Tarifen zuhause, nennen 78 % die Möglichkeit zum Sparen. Neben den monetären Aspekten spielen aber auch andere Motive eine wichtige Rolle: Für 80 % der Befragten ist die entlastende Wirkung für das Stromnetz und für 58 % die Erhöhung des Ökostromanteils am Verbrauch ein wichtiges Umstiegsmotiv.
Das Bewusstsein für die energieseitigen Zusammenhänge zwischen Elektromobilität und Erneuerbarer Energie ist bei E-Auto-Fahrer:innen also hoch. Nur 2 % der Befragten geben an, dass sie keine Vorteile in den neuen Tarifen sehen.
Befragt nach den Nachteilen von variablen Tarifen zuhause, äußert knapp die Hälfte die Sorge am Ende mehr als mit einem statischen Tarif zu zahlen. Dazu fürchten die Befragten, dass das Laden mit schwankenden Tarifen insgesamt komplizierter wird. Andere sorgen sich davor, dass die Preise unübersichtlicher werden.
Bei variablen Tarifen für das Laden im öffentlichen Raum nennen EV-Fahrer:innen ähnliche Vorteile. Allerdings werden für den öffentlichen Raum deutlich mehr Nachteile genannt. So fürchten beispielsweise 64 %, dass Ladepreise unübersichtlicher werden. 58 % haben die Sorge, am Ende mehr zu zahlen als bei statischen Tarifen. 53 % fürchten, dass variable Tarife das Laden insgesamt noch komplizierter machen.
Neben den spürbaren Preisunterschieden innerhalb des Tarifs ist für Kunden die Frage wichtig, nach welchen Kriterien der Preis schwankt. Bei variablen Strompreisen zuhause zeigen die heutigen EV-Fahrenden das höchste Interesse an Tarifen, die in Abhängigkeit von der Tageszeit oder vom verfügbaren Ökostrom variieren. Das Interesse an dynamischen Tarifen in Abhängigkeit vom Börsenkurs ist dagegen deutlich geringer.
Das Laden im öffentlichen Raum bietet noch zahlreiche weitere Möglichkeiten zur Steuerung variabler Strompreise. Dazu zählen variable Preise in Abhängigkeit vom Betreiber, der Auslastung oder des Standorts. Sie alle werden nur von rund jedem Vierten als sehr attraktiv bewertet.
»Variable Tarife sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Die Begeisterung bei den Kunden ist aber trotz allgemein hoher Strompreise in Deutschland geringer als wir vermutet hatten«, sagt Dr. Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer von Uscale.
»Hauptgrund ist der sogenannte Ladedschungel, über den viele E-Auto-Fahrende noch immer klagen. Nachdem die Tarifwelt mit dem Verschwinden von Zeittarifen über die Jahre einfacher wurde, wird sie mit variablen Tarifen nun wieder komplizierter.«
UScale hat im November 2023 insgesamt 2.001 E-Auto-Fahrer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz online nach ihren Einstellungen zum Thema Smart Charging befragt. Neben den variablen Tarifen wurde auch die Akzeptanz des bi-direktionalen Ladens im Netz und Vehicle-to-Home-Lösungen ermittelt. Die Studie wurde nach 2021 zum zweiten Mal durchgeführt und soll Anbietern bei der Entwicklung variabler Tarifmodelle und Angebote helfen.