Die Mehrheit der (potenziellen) Elektrofahrzeugnutzerinnen und -nutzer steht dynamischen Preismodellen an öffentlichen Ladesäulen grundsätzlich offen gegenüber. Transparenz ist hierbei jedoch ein entscheidender Faktor.
Mit dem Hochlauf der E-Mobilität wird auch ihr Anteil am Gesamtstrombedarf in Deutschland weiter steigen. Da der Großteil des Stroms in Zukunft aus erneuerbaren Energien stammen wird, spielt die Steuerung von Angebot und Nachfrage für eine stabile Versorgung eine wichtige Rolle.
Dynamische Preismodelle an öffentlichen Ladestationen sind eine Möglichkeit, Stromungleichgewichte auszugleichen und finden in Deutschland bereits Akzeptanz. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage von Deloitte unter mehr als 600 (potenziellen) Elektrofahrzeugnutzerinnen und -nutzern. Demnach sind 65 Prozent der Befragten grundsätzlich offen für dynamische Preismodelle. 11 Prozent bewerten das Konzept sogar sehr positiv.
Bei der Auswahl der Ladestation spielen für Verbraucherinnen und Verbraucher die Kosten eine große Rolle. Darüber hinaus legen sie Wert auf Komfortfaktoren wie die Ladegeschwindigkeit, die Zugänglichkeit und die Möglichkeit, die Verfügbarkeit der Station online zu überprüfen.
Die Nutzerinnen und Nutzer sind vor allem dann bereit, dynamische Preise zu akzeptieren, wenn diese einen direkten Mehrwert bieten oder von ihnen selbst beeinflusst werden können: Je 23 Prozent würden die Ladegeschwindigkeit oder die Tageszeit als Preisfaktor tolerieren. Die Auslastung der Ladestationen sowie ihre Anzahl in direkter Umgebung halten hingegen nur von 9 bis 10 Prozent der Befragten für einen akzeptablen Preisfaktor.
Dynamische Preise sind für 41 Prozent der Befragten attraktiv, wenn Anbieter die Preisfaktoren transparent und verständlich kommunizieren – und zwar nicht nur an der Ladesäule, sondern auch per App. Klare Ober- und Untergrenzen bei den Preisen sind für ein Drittel der Umfrageteilnehmenden (31%) zudem von großer Bedeutung.
»Flexible Preise sind nicht nur für Anbieter ein attraktives Geschäftsmodell. Wer die E-Ladesäulen gezielt nutzt, kann Kosten sparen – zum Beispiel bei niedrigeren Preisen tagsüber und höheren in der Nacht. Dadurch können, insbesondere an stark frequentierten Orten, Stoßzeiten entzerrt und die voraussichtlich knappen Ladestromkapazitäten für mehr Menschen zugänglich gemacht werden«, betont Dr. Amadeus Petzke, Partner und Strategieexperte bei Deloitte.
Eine weitere Option, die schwankende Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen auszugleichen, könnte zukünftig das bidirektionale Laden werden: Bei Bedarf und ausreichendem Ladestand könnten E-Auto-Nutzerinnen und -Nutzer Strom aus ihren E-Auto-Batterien zurück ins Netz einspeisen und dafür eine Vergütung bekommen.
44 Prozent der Befragten wären bereit, Preisschwankungen von bis zu +/- 10 Prozent zu akzeptieren, 29 Prozent von bis zu +/- 20 Prozent. 8 Prozent sind offen für mehr als +/- 20 Prozent.
»Die Anbieter öffentlicher Ladesäulen sollten die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden bei der Entwicklung ihrer dynamischen Preismodelle berücksichtigen. So legen einige einen starken Fokus auf eine schnelle Ladegeschwindigkeit, während andere die Wartezeit überbrücken und den einfachen Zugang zu Ladestationen priorisieren«, meint Petzke.
Die hier vorgestellte Deloitte-Umfrage wurde im August und im September 2023 unter 626 (potenziellen) E-Auto-Nutzerinnen und -Nutzern in Deutschland durchgeführt. 59 Prozent der Befragten fahren bereits ein Elektrofahrzeug, 41 Prozent können sich vorstellen, auf E-Fahrzeuge umzusteigen.