Nikola Motor geht an die Börse, um die Produktion ihres batterieelektrischen Lastwagens nächstes Jahr in Ulm starten, ein Brennstoffzellen-Lastwagen soll 2023 folgen.
Über den Börsengang will Nikola das weitere Wachstum finanzieren. Und das soll kräftig ausfallen: Es lägen bereits Bestellungen für ihre Brennstoffzellen-Lastwagen im Wert von 10 Mrd. Dollar vor. Die Verhandlungen über Verträge zu den batterieelektrischen Fahrzeugen befänden sich in ihren abschließenden Stadien. Deshalb werde der Umsatz von voraussichtlich 150 Mio. Dollar 2021 auf 3 Mrd. Dollar im Jahr 2024 steigen. Die Prognose basiert auf der Annahme, dass 2021 rund 600 batterieelektrische Lastwagen geliefert werden könnten, 2024 sollen es 7.000 batterieelektrische und 5.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge sein. Das Management-Team des neuen Unternehmens führen Trevor Milton, bisheriger CEO von Nikola, und Mark Russle, bisheriger Präsident von Nikola, der die Aufgaben des CEO und President übernehmen wird.
Nikola arbeitet eng mit Unternehmen zusammen, die die Lastwagen auf bestimmten Fernstrecken betreiben wollen, an denen Nikola-Wasserstofftankstellen baut. »Auf diesen Strecken bieten wir „Freight as a Service“ für einen einheitlichen Preis an, der die Kosten für die Lastwagen, die Wartung und den Treibstoff enthält«, sagt Mark Russell. Der Gesamtpreis sei wettbewerbsfähig zu den Kosten, die den Logistikunternehmen aus bestehenden Lastwagenflotten auf Basis von Dieselmotoren entstünden.
Laut Steve Girsky, CEO von VectoIQ, habe sich sein Unternehmen für Nikola entschieden, weil es sowohl auf batterieelektrische als auch auf Brennstoffzellen basierende Antriebe setze. »Vom ersten Tag an haben wir die Strategie verfolgt, nicht nur Lastwagen zu verkaufen, sondern ein integriertes Mobilitätskonzept. Jetzt können wir eine Leasing-Rate anbieten, über die die Cost-of-Ownership für 7 Jahre festgelegt ist«, sagt Trevor Milton, der Nikola gegründet hat. So werde das Henne-Ei-Problem gelöst, das bisher die Verbreitung von Brennstoffzellen-Lastwagen behindert habe.
Erst im vergangenen Monat hatte Milton den Pick-up »Nikola Badger« vorgestellt, dessen Elektromotor sowohl über Batterien als auch über Brennstoffzellen versorgt wird. »Damit kommen wir in Stückzahlen, um die Kosten für die Wasserstoff-Brennstoffzellen weiter nach unten treiben«, so Milton.
Iveco in Ulm übernimmt die Fertigung
Zudem hatte Nikola kürzlich die Kooperation mit Iveco über ein Joint-Venture mit deren Mutter CNH Industrial bekannt gegeben, über die Nikola schnell auf den Markt kommen will. Die Produktion des batterie-elektrischen Lastwagens vom Typ »Nikola Tre« wird Iveco im Werk in Ulm übernehmen. Die Fertigung des »Nikola Tre« soll 2022 im neuen Werk von Nikola in Cooldige/Arizona starten, 2023 die Produktion der Fahrzeuge mit Brennstoffzellen aufgenommen werden. Über Kooperationen mit Firmen wie Bosch, Meritor und Wabco will Nikola das Risiko für den Einstieg in den Markt für Lastwagen senken.
Der Börsengang findet über einen Merger mit der börsennotierten VectoIQ Acquisition Corp. statt. Sie kam 2018 an die Börse, das Geschäftsziel bestand darin, »interessante Kombinationen mit einem oder mehreren Unternehmen in den Bereichen Industrie, Transport und Smart Mobility zu suchen«, wie es in einer Pressemitteilung von Nikola heißt. Die daraus neue entstehende Firma mit einem Wert von 3,3 Mrd. Dollar wird auf den Namen »Nikola Corp.« getauft und soll an der Nasdaq notiert werden.