Analyse

Seltene Erden und Automatisierungstechnik

27. November 2012, 9:28 Uhr | Von Thomas Quest (Quest TechnoMarketing e.K.)
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Preise von Seltenen Erden lassen Umweltschutz bisher unberücksichtigt

Die Produktion von Seltenen Erden ist mit 100 bis 1000 Verfahrensschritten sehr prozessintensiv. Diese technischen Anforderungen mögen sich bisher in den Preisen der Seltenen Erden widergespiegelt haben. Nicht aber der Umweltschutz.

Zur Herauslösung der Seltenen Erden aus den Erzen sind große Mengen von Säuren erforderlich. Und die meisten Lagerstätten enthalten radioaktive Materialien, besonders Thorium. Der Schutz von Mensch und Natur vor diesen Giften ist derzeit nicht oder nur ungenügend gewährleistet. Entsprechend enthalten auch die Preise der Seltenen Erden noch nicht die Kosten des Umweltschutzes. Deren Berücksichtigung wird die Preise der Seltenen Erden erhöhen. Allerdings sind solche Preisanpassungen von den Preisexplosionen des Jahres 2011 zu unterscheiden, die spekulationsgetrieben waren.

Angebot und Nachfrage bis 2016 - spezifische Über- und Unterdeckungen des Bedarfs

Angebot von und Nachfrage nach Seltenen Erden im Jahr 2016
Angebot von und Nachfrage nach Seltenen Erden im Jahr 2016
© Quest TechnoMarketing, Dudely Kingsnorth

Die Prognose in der Tabelle stammt von Dudely Kingsnorth, dessen Analysen als »Benchmark für die Industrie« gelten. Kingsnorths Prognose reicht bis zum Jahr 2016. Sie enthält mit Neodym, Dysprosium, Europium und Cerium für die Automatisierungstechnik wichtige Elemente.

Die Prognose zeigt, dass kein allgemeiner Angebotsengpass dieser Elemente für die Automatisierungstechnik zu erwarten ist. Vielmehr treten bis 2016 gleichzeitig Unter- und Überdeckungen des Bedarfs auf. So ist eine leichte Überdeckung bei Neodym (Angebot zu Nachfrage 118 Prozent) und eine deutliche Unterdeckung bei Dysprosium (Angebot zu Nachfrage 88 Prozent) bis 2016 zu erwarten.

Innovationen vorantreiben, Substitutionsmöglichkeiten erweitern

Die Lösungen dieser Strukturprobleme und der labilen Versorgungslage liegen darin, die Substitutionsmöglichkeiten von Seltenen Erden durch Innovationen zu erweitern. Ein erster Anfang ist offenbar gemacht: »Bei einem Motor mit Magnetwerkstoffen heute auf Seltene Erden zu verzichten, ist bestenfalls im Labormaßstab möglich«, erläuterte Dr. Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe im Interview mit dem Quest Trend Magazin Online.

Ein weiterer Ansatz ist das Recycling von Seltenen Erden, das »generell noch in den Kinderschuhen steckt«, wie Dr. Matthias Buchert vom Öko-Institut e.V. im Interview mit dem Quest Trend Magazin Online einräumen musste. Buchert wies auf das Projekt »MORE« hin, eine Abkürzung, die für Motor-Recycling steht. Hier erforscht staatlich gefördert ein Konsortium aus Industrie und Forschung, welche Wege für das Recycling von Permanentmagneten aus Synchronmotoren gangbar sind. Ergebnisse sollen bis 2014 vorliegen.

Thomas Quest ist Geschäftsführer der Quest TechnoMarketing e.K., die unter anderem das Quest Trend Magazin herausgibt.


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