Was können Automatisierungstechnik-Hersteller generell tun, um ihre Produkte und ihr Know-how vor Produktpiraterie zu schützen?
Auf jeden Fall sollten sie zunächst die möglichen Bedrohungen identifizieren und dann Gegenmaßnahmen festlegen. Am Ende wird dabei eine Liste herauskommen, die bei der Sensibilisierung der Mitarbeiter beginnt und rechtliche Aspekte enthält, aber auch konstruktive Maßnahmen umfasst, um einerseits Original von Plagiat durch Kennzeichnung unterscheiden zu können und andererseits den Nachbau von vornherein zu erschweren. Nötig sind also nicht nur technische, sondern auch organisatorische Maßnahmen, die verhindern, dass sensible Daten und Informationen durch Fahrlässigkeit oder Gedankenlosigkeit von Beteiligten aus dem Unternehmen fließen.
Inwieweit unterscheiden sich die möglichen Maßnahmen gegen Produktpiraterie von denen gegen Bedrohungen wie Stuxnet und Duqu?
Die nötigen Maßnahmen gegen Produktpiraterie zielen darauf ab, Nachbau und Reverse Engineering zu erschweren, also auf Know-how-Schutz. Sie helfen auch gegen Manipulation wie bei Stuxnet und Spionage wie bei Duqu. Allerdings sind hier zusätzliche Maßnahmen sinnvoll, die gegen Produktpiraterie nicht direkt erforderlich sind, aber mit den gleichen technischen Lösungen umgesetzt werden können.
Die Arbeitsgemeinschaft »Protect-Ing« im VDMA soll der Produktpiraterie entgegenwirken. Welche Ziele verfolgt sie im Einzelnen?
»Protect-Ing« bündelt die Interessen der Anbieter von Techniken und Dienstleistungen zum Produkt- und Know-how-Schutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefährdeter und plagiierter Produkte und Prozesse. Die Arbeitsgemeinschaft klärt betroffene industrielle Branchen auf und zeigt Handlungsbedarf im Kampf gegen Produktpiraterie und unerwünschten Know-how-Transfer. Zentrale Aufgabengebiete sind Interessenvertretung, Messeteilnahme, Öffentlichkeitsarbeit, Marktanalysen, Networking sowie Forschung und Normung.
Auf Messen zeigt die Arbeitsgemeinschaft live Methoden und Prozesse für automatisierten Produktschutz. Zudem organisiert sie Veranstaltungen für Betroffene und Anwender. Insgesamt sind etwa 30 Unternehmen in der Arbeitsgemeinschaft vertreten.
»Protect-Ing« wurde 2010 gegründet. Was hat die Arbeitsgemeinschaft bisher bewirkt?
Sie hat das Thema Produktpiraterie im Bewusstsein vieler betroffener Unternehmen verankert. Zudem hat sie Hersteller und Betreiber für Security in Automatisierung und Produktion sowie für Know-how-Schutz sensibilisiert. Dank ihr werden die neuen Herausforderungen, die durch die Integration von IT in Produkte und Prozesse zu meistern sind, frühzeitig aktiv angegangen. Auch die Bundesregierung hat durch entsprechende Informationsarbeit des VDMA die Notwendigkeit erkannt, sich für den Produkt- und Know-how-Schutz einzusetzen. Der Schutz industrieller Systeme und die Sicherheit von Embedded-Systemen stehen mittlerweile ganz oben auf der Agenda.