Wie zumindest die Energiewende gelingen kann, dazu hat Peter Löscher auf dem ZVEI-Jahreskongress 2013 ein Programm vorgelegt. Künftig soll auf das feste Ausbauziel für erneuerbare Energien verzichtet werden und stattdessen die CO2-Reduzierung die Zielvorgabe bilden. Damit würde die ungewollte Renaissance der Kohlekraftwerke in Deutschland gestoppt werden, der Einsatz hocheffizienter Gas-und-Dampf-Kraftwerke (GuD) würde sich lohnen und über GuD in Kombination mit Windkraft ließen sich die Betriebs- und Investitionskosten für die Energiewende bis 2030 um mehr als 150 Mrd. Euro senken.
»Das Klimaziel lässt sich bis 2030 mit weniger Erneuerbaren zu deutlich geringeren Kosten erreichen. Ein Strommix mit 40 Prozent Ökostrom - statt der geplanten 50 Prozent bis 2030 - ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll«, erklärte Löscher.
Zumindest mit seiner Forderung, das EEG zu reformieren, dürfte Löscher auf breiten Konsenz stoßen. Auch die Anregung, künftig die CO2-Emissionen als übergeordnetes Ziel für die Energiewende zu sehen, stieß auf Zustimmung. »Ich sehe die Reduzierung des CO2-Ausstoßes als vorrangiges Ziel der Energiewende«, erklärte Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimaforschung, im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf dem ZVEI Jahreskongress.
Das EEG ändern, das will auch Umweltminister Peter Altmaier. Zumal sich die Bedingungen geändert haben. Denn die Preise für fossile Energieträger entwickeln sich durch die Ausbeutung von Schiefergas vor allem in den USA anders als gedacht. »Schiefergas ändert die Spielregeln!«, so Altmaier.
Wie lassen sich unter diesen Bedingungen die Kosten für die Energiewende in einem vertretbaren Rahmen halten? Altmaier setzt auf mehr Marktwirtschaft - »der Energiemarkt war immer schon reguliert, aber mit Marktwirtschaft ginge es oft effizienter« - und auf die Deckelung der Förderungen. Subventionen seien richtig, aber nur wenn sie degressiv gestaltet werden, denn sonst erwiesen sie sich als Innovationsbremse und würden zu Fehlallokationen führen. Die Strombremse und die Degression werde nach der Wahl unausweichlich kommen - egal wie die Regierung nach der Wahl aussehe.
Mehr Marktwirtschaft, das ist auch das Konzept von Wirtschaftsminister Rösler: »Wir müssen aus der Förderung der Erneuerbaren und aus der Planwirtschaft raus, sonst werden wir die Energiepreise nicht in den Griff bekommen.«
Im Moment wäre der Industrie allerdings schon gedient, wenn die Politik das Zuständigkeits-Wirr-Warr rund um die Energiewende in den Griff bekommen würde. Im Moment mischen verschiedene Ministerium und die Bundesländer lustig mit. »Wir brauchen ein professionelles Management«, forderte deshalb Prof. Schellnhuber.
Im Moment sieht die Industrie den Ball im Spielfeld der Politik. Die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, ein Marktdesign zu kreieren, das sei jetzt die vorrangige Aufgabe. »Die Energiewende muss zu Wachstum beitragen und Arbeitsplätze schaffen und die Chancen sehen wir - heute genauso wie schon vor zwei Jahren«, resümiert Löscher.
Unabhängig davon, ob die Industrievertreter nun aus den Reihen der Erneuerbaren Energien kommen oder auch auf fossile Energieträger setzen - alle sind doch der Meinung, dass die Energiewende aus technischer Sicht gelingen kann und dass die deutsche Industrie alle Voraussetzungen dafür mitbringt, sie umsetzen zu können. »Wir können es und wir wissen wie es geht«, sagte Friedhelm Loh, Präsident des ZVEI auf seiner Eröffnungsrede zum ZVEI Jahreskongress in Berlin. Und an Umweltminister Altmaier gewandt fügte er hinzu: »Das ist unser Beitrag und ihre politische Chance, Herr Altmaier.« Das dürfen wir also gespannt sein, welche politischen Chancen sich nach den Wahlen eröffnen.