Im Interview erklärt EEBUS-Geschäftsführer Josef Baumeister, welche Fortschritte EEBUS bei der Etablierung als führendes Datenmodell für smarte Geräte in der kommenden Energiewelt gemacht hat.
Markt&Technik: Herr Baumeister, wenn man die Vehemenz, mit der Hersteller aktuell Produkte mit einer EEBUS-Kompatibilität bewerben, als Indikator für dessen Verbreitung betrachtet, könnte man den Eindruck bekommen, hier passiert kaum etwas, ist der Eindruck berechtigt?
Josef Baumeister: Zuerst einmal gibt es bereits eine ganze Reihe Hersteller, die ihre Produkte mit der EEBUS-Kommunikation ausstatten. Noch mehr unserer Mitglieder haben die EEBUS-Kommunikation erprobt und einsatzbereit. Andererseits dürfen Sie von der Anzahl der tatsächlich verfügbaren Produkte, die schon mit der EEBUS-Kompatibilität werben, nicht auf die tatsächliche Dynamik schließen. Im Gegenteil dazu wurden auf regulatorischer und vorbereitender Ebene gerade 2019 Meilensteine erreicht.
Nämlich?
Zum Beispiel nutzt SAREF des europäischen Normungsinstituts ETSI das interoperable Datenmodell SPINE des EEBUS …
Moment, erklären Sie doch bitte, was ETSI ist und SAREF und SPINE …
Ja, gerne! ETSI (European Telecommunications Standards Institute) ist das Normungsinstitut, welches im Auftrag der EU-Kommission die Normung für elektronische Kommunikationsdienste, -netze, Rundfunk und Telekommunikation betreibt. Dazu gehört auch die Vorbereitung europäischer Vorschriften und Gesetze durch die Schaffung europäischer Normen. Nur seine und die von den beiden anderen europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC entwickelten Normen werden als Europäische Normen, die sogenannten ENs, anerkannt.
Wenn Sie Themen wie IoT oder M2M – und insbesondere das Energiemanagement vernetzter „Things“ – europaweit denken, ist stets das ETSI involviert. Aber nicht nur auf europäischer Ebene: Das Institut treibt mit Partnerorganisationen anderer Kontinente die globale Harmonisierung der Standards voran.
Und was hat ETSI mit EEBUS zu tun?
Wir kooperieren seit Jahren mit ETSI, aber auch mit CEN und CENELEC bei der Vorbereitung des Internet of Things im Energiebereich. Konkret schaffen wir hier eine semantische und ontologische Basis, auf der sich Maschinen, Geräte und Computer vernetzt über den effizienten Einsatz von Energie verständigen können. Wenn die morgige Energiewelt dezentral mit Millionen Produzenten und Nutzern zurechtkommt, müssen die verschiedenen beteiligten Systeme und Komponenten mit einer Maschinensprache kommunizieren, in der sie sich interoperabel und intelligent verstehen.
Das ist auf der Information-Layer-Ebene, sehr vereinfacht ausgedrückt, das EEBUS-Datenmodell SPINE (Smart Premises Interoperable Neutral Message Exchange). Dessen Spezifikationen haben unsere Mitgliedsunternehmen erstellt und ertüchtigen sie ständig weiter, sei es nun eine Audi AG, Schneider Electric, Hager, Vaillant, Viessmann, Bosch, SMA, BSH oder Innogy. Dass dies keine rein deutsche Veranstaltung ist, zeigen Mitglieder wie Microsoft, EVBox oder die State-Grid-China-Tochter NARI Group, die sich der EEBUS-Initiative in letzter Zeit angeschlossen haben.
Die EU-Kommission hat 2013 die SMART-Standardisierungsinitiative für intelligente Geräte gestartet, und kürzlich hat das technische Komitee des ETSI „Smart M2M“ neue SAREF-Spezifikationen verabschiedet, unter anderem für Smart Cities sowie Industrie und Fertigung.