Blockchain für Industrie 4.0

Jetzt kommen die Anwendungen

16. Mai 2019, 12:31 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sichertheit, Vertrauen und Transparenz

Die wesentlichen Punkte: Die Plattform monetarisiert privat gesammelte Daten. Sie schafft Vertrauen und Transparenz zwischen den Beteiligten, etwa zwischen den Automobilerstellern, die untereinander im Wettbewerb stehen. Und ganz wichtig: Über die Plattform lässt sich eine länderübergreifende, weltweite Infrastruktur aufbauen.

Sicherheit und Transparenz – das sind die Stichworte für Stephan Noller, CEO von Ubirch. Auch er beschäftigt sich mit dem sicheren Austausch von Daten: auf der Ebene der Produktion. Und auch für ihn ist die Blockchain eine wesentliche Voraussetzung, steht aber nicht im Zentrum der Anwendung. »Unsere Aufgabe ist es, IoT und Industrie 4.0 sicher zu vernetzen, auch hier geht es darum, Systeme zu schaffen und Daten sicher tauschen und monetarisieren zu können«, so Noller. »Ehrlich gesagt, die Blockchain hatten wir gar nicht von Anfang an im Visier.«

Dass sie ins Visier geriet, lag daran, dass die Sicherheitsaspekte in IoT und Industrie bisher vernachlässigt wurden, wie spektakuläre Fälle von Produktionsausfällen in großen Produktionsbetrieben über Einbrüche in Casinos und Krankenhäusern jüngst gezeigt haben. »Dass die Sicherheitsfragen noch nicht gelöst sind, schadet der Verbreitung von IIoT bzw. Industrie 4.0 extrem stark«, so Noller.

Denn wenn jedes physikalische System sein digitales Abbild, seinen Digital Twin, besitzt, wenn die vernetzten Cyberphysical Systems modular, verteilt und über Grenzen und viele Partner hinweg – von den Sensoren bis zu den Systemen – ihre Daten sicher handeln sollen, dann gibt es eine unabdingbare Voraussetzung: Die Datensicherheit muss gewährleistet sein. Noller: »Für Milliarden von Sensoren, von denen gar nicht genau bekannt ist, welche gerade gebraucht werden und welche nicht, wären herkömmliche Verfahren wie die TLS-Verschlüsselung weit überfordert.«
Da kam für Noller die Blockchain als „Vertrauensmaschine“ gerade recht. »Früher sind die Partner essen gegangen, um Vertrauen zu schaffen, jetzt können wir das auf technischer Ebene lösen.«

Die Frage ist nur: Wenn die Blockchain das Internet der Dinge sicher macht, »wie bekomme ich die Blockchain in das Ding?« Denn die Sicherheit muss über die gesamte Kette vom Sensor bis in die Plattformen bestehen. »Genau das machen wir: Unsere Technik sitzt in einfachen Mikrocontrollern. Wenige kB Speicher genügen, sogar die Versorgung über Energy-Harvesting ist möglich«, so Noller. Über einen im Sensorknoten erzeugten Private Key werden Miniblöcke mit Signatur versehen und in einer Blockchain-Kette aus dem Sensor geschickt. »Das ermöglicht den sicheren Digital Twin

Auch er wartet bereits mit konkreten Ergebnissen aus der Praxis auf: autonom fahrende Transportfahrzeuge (AGV) beim Maschinen- und Anlagenbauer Grenzebach. Eingebettet in die Industrie-4.0-Plattform „Sericy“ von Grenzebach, sind die AGVs bis zum SAP-System nahtlos in die Geschäftsprozesse integriert. Die Transporter können Lagertüren öffnen, Komponenten in die Produktion bringen. Der digitale Zwilling ist der Agent, der sogar die Zahlung im SAP-System auslöst. Das funktioniert sicher, weil er kryptografisch in der realen Maschine verankert ist. »Rechtssichere Pay-per- use-Systeme sind damit möglich«, erläutert Noller.
Ein sehr interessantes Beispiel, das den Wert der Daten im Vergleich zum realen Produkt aufzeigt: Die Automobilhersteller sind sehr stolz auf ihr Spaltmaß, den möglichst schmalen Türspalt.


  1. Jetzt kommen die Anwendungen
  2. Sichertheit, Vertrauen und Transparenz
  3. "Digitale Transformation erfordert partnerschaftliche Zusammenarbeit"

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