Die Blockchain-Initiative Energie öffnet sich weiteren Techniken wie IoT, Machine-Learning, E-Mobilität und der robotergesteuerten Prozessautomatisierung.
Über die künftige Rolle der Blockchain in der Energiewelt sprach Markt&Technik mit Richard Plum, ProCom und Vorsitzender der Blockchain-Initiative Energie+ im edna Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation e.V., sowie dem Blockchain-Experten Raik Kulinna, SAP, vom Team Technik der Blockchain-Initiative Energie+.
Markt&Technik: Die Blockchain- bzw. Distributed-Digital-Ledger-Techniken werden häufig als die Techniken angepriesen, die IoT, Industrie 4.0 oder auch dezentrale Energiesysteme erst möglich machen. Hat sich die Euphorie inzwischen etwas abgekühlt?
Richard Plum: Ja – mit Betonung auf den letzten Teil der Aussage. Es finden sich Stand heute noch keine praxistauglichen, skalierbaren und regulatorisch soliden Ansätze, die diese valide Zielrichtung bestätigen. Wir möchten hier auf die Dena-Multi-Stakeholder-Studie vom Februar 2019 verweisen – dort werden die technologischen, regulatorischen und ökonomischen Herausforderungen diskutiert. Für die dezentrale Energiewende können wir aus pragmatischer Sicht wahrscheinlich nicht so lange warten, bis praxisgeeignete Antworten in der Blockchain-Technologie gefunden wurden, sondern müssen uns aus den klassischen, nicht Blockchain-basierten Datenplattformen für dezentrale Energiesysteme bedienen. Ob diese klassischen Technologien dann in einer hybriden Landschaft mit Blockchain verwendbar sind, besprechen wir in der BCI-E+. Meist wird die Antwort spezifisch für den Fall zu finden sein. Wer Interesse am Austausch zu Details hat, kann sich gern unserem Austausch und Diskussionen unter Experten anschließen.
»Realistisch gesehen ist die Blockchain eine Technik unter vielen, ein Werkzeug, das in bestimmten Szenarien sinnvoll eingesetzt werden kann – mehr nicht.« Würden Sie dem so zustimmen?
Plum: Ja – wobei »mehr nicht« für ein neues Werkzeug sehr hart klingt. Immerhin arbeiten viele Spezialisten mit Hochdruck daran, dass dieses neue Werkzeug neue und alte Herausforderungen löst und die Arbeit damit ein bisschen leichter macht.
Raik Kulinna: Wir in der BCI-E+ hatten von Anfang an immer einen neutraleren Blick auf die Blockchain-Technologie für die Energiewirtschaft – daher ist für uns diese Frage gar nicht so hart. Wir legen in unserem Austausch immer Wert darauf, die Expertise der Mitglieder beim Blick auf die Veränderungen mitzunehmen und darüber eine realistischere Erwartung auf neue Technologie zu bekommen. Dieses Prinzip wollen wir auch beim erweiterten Fokus beibehalten – wir wollen ein Fachexpertenforum für praxistaugliche Innovation bleiben.