Der Nachteil der von den Kryptowährungen bekannten Blockchain besteht darin, dass die Proof-of-Work-Methode viel Zeit und Energie kostet, also in industriellen Umgebungen nicht sinnvoll sind.
Es gibt ja glücklicherweise alternative Distributed-Ledger-Verfahren wie Hyperledger, Etherium oder Iota, die auf andere Verfahren wie z.B. Proof of Stake setzen. Damit lassen sich diese Energieprobleme aus der ursprünglichen Blockchain-Technik umgehen.
Sie sagen, dass sich erst mit den Distributed-Ledger-Verfahren die Innovationsgeschwindigkeit in der Energiebranche steigern lässt. Warum?
Dazu gebe ich Ihnen gerne ein Beispiel: Im Moment ist die Netzabrechnung sehr teuer. Deshalb gibt es beispielsweise im Umfeld der Elektromobilität keine getrennte Lastabrechnung für den Haushalt und das Auto. Dies würde jedes Mal mindestens 15 Euro kosten. Eben dies gilt für viele ähnlich gelagerte Fälle in der Industrie. Im Allgemeinen: Abrechnungskosten hemmen die Innovationen.
Der freie Energiehandel zwischen den Prosumern untereinander und Prosumern und Versorgern kann im Moment aber schon wegen nicht darauf abgestimmter Regularien gar nicht stattfinden.
Die Regulierung muss natürlich mitziehen. Aber das wird sie meiner Überzeugung nach tun. Das eigentliche Hemmnis besteht darin, dass wir in Deutschland ein Adaptionsproblem haben. Deshalb hinken wir auf Gebieten wie der Elektromobilität, neuer Mobilitätskonzepte und den Breitbandnetzen hinterher.
Wie man gerade an den BSI-zertifizierten Smart-Meter-Gateways sieht.
Das kenne ich aus eigener Erfahrung als einstiger Geschäftsführer des Energieanbieters Yello Strom. Von der Entscheidung, dass es erforderlich sei, Smart-Meter-Gateways mit einem Schutzprofil auszustatten und zertifizieren zu lassen, bis zur hoffentlich jetzt erfolgten Umsetzung – die ersten zertifizierten Geräte sind nun endlich da – dauerte es mehr als acht Jahre. Das kann nicht funktionieren. Zumal sich in der Zeit technologisch schon wieder einiges getan hat, ich nenne hier nur die Blockchain. Diese Technologie war 2010 so noch gar kein Thema. Und wir müssen das Thema global angehen, denn CO2 kennt keine Grenzen.
Was meinen Sie damit?
Heute wissen wir, dass es viel effektiver wäre, nicht den Kilowattstunden-Verbrauch zu optimieren, sondern den CO2-Ausstoß. Übergeordnet betrachtet ist ein eigener Speicher zur PV-Anlage auf dem Dach für den Klimaschutz kein Gewinn. Einfach ausgedrückt: 10.000 Euro würde man besser für eine PV-Anlage an einem dafür optimal geeigneten Ort ausgeben als für einen Speicher in einem Haushalt, der sich zum Beispiel in Wuppertal befindet, wo auch die PV-Anlage auf dem Dach gemessen an anderen Standorten ineffizient ist. Das Geld wäre viel besser investiert, PV-Anlagen bzw. -Kraftwerke dort zu bauen, wo die Sonne häufig scheint, heute aber zumeist Dieselgeneratoren laufen. Dann wird es aber notwendig, die Erzeugung und die Verbräuche einander effektiv zuzuordnen. Logischerweise müsste dann der CO2-Ausstoß berechnet werden.
Wieder eine Aufgabe für Distributed-Ledger-Techniken?
Genauso ist es. Die Technologien sind da und sie werden sich weiterentwickeln. Sie müssten aber auch konsequent angewendet werden. Es kommt also darauf an, dass die Innovationsbremsen beseitigt werden. Die Distributed-Ledger-Techniken bieten eine vielversprechende Möglichkeit, die Blockaden zu umgehen. Wir beraten die interessierten Unternehmen im Energie- und Industrieumfeld, wie sie diese Techniken jetzt schon einsetzen können, um im Innovationsrennen ganz vorne mit dabei zu sein.