Gibt es aus Ihrer Sicht hierzulande Projekte, die zu interessanten Erkenntnissen geführt haben?
Es gibt einige, sehr interessant ist das Projekt der Mainova AG. Der Stromversorger hat neben dem Tag- und Nachttarif einen dritten Spartarif eingeführt, den die Verbraucher zu bestimmten Zeiten nutzen können. Dann sparen sie bis zu 3 Cent/kWh. Hier geht es also auch schon in Richtung Lastverschiebung. Die Kunden erhalten einen intelligenten Stromzähler, der die Daten alle 15 Minuten erfasst und zweistündlich über Mobilfunk an Mainova schickt. Über das Visualisierungstool iVis Management können die Kunden ihren Stromverbrauch auf dem PC oder auf dem Smartphone nachvollziehen und steuern. Die neu gewonnene Verbrauchs- und Kostentransparenz schützt vor unliebsamen Nachzahlungen am Jahresende.
Im Märkischen Viertel im Berliner Bezirk Reinickendorf hat Vattenfall 10.000 intelligente Stromzähler installiert. Im Rahmen des größten Pilotprojekts Deutschlands können die Teilnehmer ihren Stromverbrauch auf dem Online-Portal, dem iPhone und auf ihren Fernsehern visualisieren. Der Verbrauch lässt sich nach Tag, Woche und Monat ablesen. Zusätzlich erhalten die Verbraucher Prognosen über ihren voraussichtlichen künftigen Energieverbrauch. Weil das System von GreenPocket die Verbrauchswerte in Form von Kosten und Umweltbilanzen darstellt, lernen die Kunden, bewusster und effizienter mit der Energie umzugehen – und sie schonen auch noch ihren Geldbeutel. Weil Vattenfall die Mieter von Anfang anmit ins Boot genommen haben und es gelang, den Nutzen für jeden verständlich zu machen, ist die Resonanz sehr gut. Die Möglichkeit, den Energieverbrauch auch über Fernseher zu verfolgen, bietet den Nutzern einen einfachen Zugang, die sich mit PCs, Internet und Smartphones nicht so gut auskennen. Demnächst sollen die Ergebnisse über die Einsparungen veröffentlicht werden.
GreenPocket will künftig im Markt für Home-Automation mit mischen. Tritt das Unternehmen auch hier als reine Software-Anbieter auf?
Ja, diese Strategie wollen wir bei behalten. Wir wissen allerdings, dass es kaum möglich wäre, ohne Hardware in diesem Markt erfolgreich auftreten zu können. Deshalb arbeiten wir hier sehr eng mit Hardware-Herstellern zusammen.
Auch der Markt für Home-Automation entwickelt sich hierzulande nicht gerade boom-artig. Wie können die potenziellen Endkunden überzeugt werden, hier zu investieren?
Das Einsparpotenzial für den Endverbraucher im Haushalt ist aus dem heutigen Blickwinkel nicht so hoch. Deshalb sollten weitere Punkte eine wichtige Rolle spielen: Wer über Home-Automation verfügt, - erhöht seinen Komfort sehr stark. Beispielsweise kann die Heizung automatisch abgesenkt werden, sobald ein Fenster in einem Raum geöffnet wird. Ebenso lassen sich mithilfe von Programmen Voreinstellungen einrichten, die den Energieverbrauch während eines Urlaubs kontrollieren.
Und wenn das System dem Kunden die eingesparte Energiemenge so präsentiert, dass er es einordnen und verstehen kann, dann ist das sicherlich auch ein Argument. Wer erfährt, dass er jetzt eine CO2-Menge vermieden hat, die einer Autofahrt von München nach Hamburg entspricht, kann damit etwas anfangen. Und schließlich schützt die Transparenz des Systems auch gegen unliebsame Überraschungen, etwa unangenehme Nachzahlungen.
Es geht ja auch um Lastverschiebungen. Wären die zu erwartenden Potenziale für die Lastverschiebungen so hoch, dass sich der Aufwand rechtfertigt?
Es müssten schon sehr viele Haushalte teilnehmen, damit sich ein spürbarer Effekt ergibt. Aber das ist ja schlussendlich das Ziel. Wenn dies dann einen merklichen Beitrag dazu leistet, dass die Versorger mit den Einspeisungen aus fluktuierenden Quellen besser zurecht zu kommen, ist der Aufwand gerechtfertigt. Wenn erst einmal variable Tarife anstelle von Standardlastprofilen etabliert sind, werden die Einsparungen so kräftig ausfallen, dass die Verbraucher den Smart Meters in Verbindung mit Home Automation sehr viel offener gegenüber stehen, als es heute noch teilweise der Fall ist.