Ein Windmessmast im Oberpfälzer Wald liefert nach dem ersten Betriebsjahr überraschend positive Ergebnisse: Mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von 6,8 m/s wehte der Wind stärker als die Modellierungen und Prognosen erwarten ließen.
Die mittlere Turbulenzintensität liegt in 140 Metern Höhe bei ca. 11 Prozent und steigt – bedingt durch die Topographie und den Baumbestand – in den darunterliegenden Schichten stark an. Auf einer Messhöhe von ca. 100 Metern verzeichnet die Messung ein Einknicken im Windprofil, was ein wichtiges Kriterium für die Konstruktion der geplanten Windenergieanlagen darstellt. Sie sollten die Windenergie oberhalb der turbulenten Zone ernten und für die richtige Turbulenzkategorie ausgelegt werden.
Das sind die Ergebnisse der Messungen, die die örtliche Energieinitiative »Natural Energy Solutions GmbH & Co.KG«, Erbendorf, im Hessenreuther Wald im bayerischen Landkreis Tirschenreuth durchführen ließ. Natural Energy Solutions will dort einen Windpark mit bis zu fünf Anlagen aufbauen. Die Daten des Windmessmasten dienen dem Projektpartner auch zur Planung der Anlagen. In einer Höhe von 60 bis 140 Meter haben insgesamt sieben Schalenkreuzanemometer und drei Windfahnen ein Jahr lang kontinuierlich Windgeschwindigkeit und -richtung gemessen. Aus den Daten haben die TÜV SÜD-Experten das Windprofil über den Baumwipfeln abgeleitet.
Kurzzeitmessungen wenig aussagefähig
Die Messungen zeigten eine starke Varianz im Jahresverlauf. Diese Erkenntnis ist auch für andere Standorte von Bedeutung. Denn werden aus Kostengründen lediglich wenige Monate dauernde Kurzzeitmessungen beispielsweise mit lasergestützten LIDAR-Systemen vorgenommen, liefern sie kein repräsentatives Ergebnis. Das Potenzial des Standorts kann somit weit über- oder unterschätzt werden.
Seit Oktober 2012 betreiben Windexperten von TÜV SÜD den 140 Meter hohen Mast – zur Standortanalyse und zu Forschungszwecken. Auch 2014 wird der Forschungsmessmast in Betrieb bleiben, um die Messungen zu verifizieren, die bisherigen Ergebnisse statistisch abzusichern und einen Beitrag für die Forschung zu leisten.
Bankfähige Windgutachten
Nur mit aussagekräftigen Windmessungen sind zuverlässige Wirtschaftlichkeitsanalysen für Windparkprojekte möglich. In einigen Bundesländern liefern Windatlanten oder computerbasierte Simulationsprogramme zwar erste Hinweise auf ertragreiche Standorte. Um jedoch belastbare Eingangsdaten für einen konkreten, komplexen Standort zu bekommen, wird eine Windmessung benötigt. Nur so kann auch ein bankfähiges Windgutachten erstellt werden. In Süddeutschland existieren dazu bis heute erst wenige Untersuchungen in großen Messhöhen, die auch auf weitere Standorte übertragen werden können.