Verdreifachung der Übertragungskapazität

Siemens: Stromrichterstationen für HGÜ zwischen Estland und Finnland

14. Februar 2014, 13:52 Uhr | Heinz Arnold
Ventilhalle der HGÜ Stromrichterstation in Anttila, Finnland
© Siemens

Für die neue Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-Verbindung (HGÜ) zwischen Estland und Finnland (EstLink 2) errichtet Siemens Energy die Stromrichterstationen im estnischen Püssi und im finnischen Anttila.

Diesen Artikel anhören

Mit einer Übertragungsleistung von 650 MW bei einer Gleichspannung von ± 450 kV erhöht das HGÜ-System die Stromübertragungskapazität zwischen den baltischen und den nordischen Ländern von 350 MW auf 1000 MW. Zudem verbessert die HGÜ-Verbindung die Zuverlässigkeit der Stromversorgung. Die Leistung zwischen den beiden Stationen fließt über eine 14 Kilometer lange Freileitung, ein 145 Kilometer langes Seekabel durch den finnischen Meerbusen und ein 12 Kilometer langes Landkabel. Auftraggeber sind der Energieversorger Fingrid, Helsinki, und der estnische Stromnetzbetreiber Elering, Tallin. Der Gesamtauftragswert des EU-teilfinanzierten Projektes liegt bei 320 Mio. Euro, wobei der Siemens-Anteil rund 100 Mio. Euro ausmacht. Der Betrieb der Stromrichterstationen ist für Anfang 2014 geplant.

HGÜ Stromrichterstation in Püssi, Estland
HGÜ-Stromrichterstation in Püssi, Estland
© Siemens

Die HGÜ-Verbindung EstLink 2 verdreifacht nicht nur die Stromübertragungskapazität zwischen Finnland und Estland, sie leistet auch einen maßgeblichen Beitrag zur geplanten Integration der Energiemärkte in den baltischen Staaten und in den skandinavischen Ländern. »Unsere Erfahrung in der HGÜ-Technik kommt uns vor allem bei Projekten zugute, bei denen große Mengen Energie über lange Strecken transportiert werden müssen. Aber auch kabelgebundene kürzere Strecken, seien es Verbindungen unter der Erde oder im Wasser, profitieren von den geringen Übertragungsverlusten der HGÜ. Angesichts der weltweiten Ausbaupläne bei den erneuerbaren Energiequellen wird die Zahl der HGÜ-Projekte weltweit zunehmen«, sagte Udo Niehage, CEO der Division Transmission im Siemens-Sektor Energie.

Siemens ist bei EstLink 2 für die Auslegung des kompletten HGÜ-Systems als Monopolverbindung mit dem Kabel als metallischem Rückleiter verantwortlich. Weiter gehören zum Auftragsumfang die Lieferung, Installation und Inbetriebnahme der Kernkomponenten wie Stromrichterventile mit direkt lichtgezündeten Leistungsthyristoren, Stromrichtertransformatoren, Glättungsdrosseln, Schutz- und Leittechnik sowie AC-, DC-Filter.

Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) ist immer dann gefragt, wenn die konventionelle Methode des Energietransports mit Drehstrom an ihre technischen und wirtschaftlichen Grenzen stößt. Gegenüber einer vergleichbaren Drehstromübertragungsstrecke hat eine HGÜ-Verbindung 30 bis 40 Prozent weniger Übertragungsverluste. HGÜ-Verbindungen können daher auch 2.000 oder 3.000 km lang sein, bei vergleichsweise geringen Verlusten. Dies ermöglicht den Anschluss weit entfernter regenerativer Energie an die Verbrauchszentren, zum Beispiel Wasserkraft oder Offshore-Windenergie in Europa (über Seekabel) oder künftig auch Solarstrom aus der Wüste.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens AG Infrastructure & Cities Sector

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)