Häfen und Schifffahrt gelten als ein Schlüssel für die Energiewende. Eine Bestandsaufnahme zeigt bei ambitionierten Zielen ein paar Fortschritte – und einige Herausforderungen.
Die deutschen Seehäfen sollen künftig eine zentrale Rolle in der Energiewende übernehmen. Geplant ist der Ausbau zu sogenannten Energie-Drehkreuzen – etwa als Umschlagplätze für klimafreundliche Kraftstoffe wie Wasserstoff, Methanol oder E-Fuels. In Wilhelmshaven soll dafür ein Anleger mit bis zu sechs Schiffsliegeplätzen entstehen.
Neben dem klassischen Umschlag konzentrieren sich die Häfen auf die Reduktion von Emissionen. Laut Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe liegt der Anteil der Hafenanlagen an den Schadstoffemissionen bei maximal 15 Prozent, während die Schifffahrt den Großteil (mindestens 70 Prozent) der Emissionen in den Seehäfen ausmacht. Effizienzsteigerungen bei Energie- und Flächennutzung sowie der Ausbau des Lärmschutzes zählen zu den weiteren Nachhaltigkeitszielen.
Eine Schlüsselrolle spielt der Ausbau von Landstromanlagen. Schiffe können im Hafen klimaneutralen Strom beziehen, anstatt ihre Dieselgeneratoren laufen zu lassen. Ab 2030 ist Landstrom für große Container- und Kreuzfahrtschiffe in der EU verpflichtend. Hamburg will dies für Kreuzfahrtschiffe bereits 2027 umsetzen. Bremerhaven plant ab Herbst die Versorgung von Autotransportern, im Frühjahr sollen Kreuzfahrtschiffe folgen. In Wilhelmshaven ist die Inbetriebnahme der Landstromversorgung ab 2028 geplant.
Der Transportsektor ist mit jährlich 55 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten (Stand 2019) einer der großen Emittenten. Besonders Lastwagen tragen erheblich zur Klimabilanz bei. Binnenschifffahrt und Schiene schneiden laut Umweltbundesamt deutlich besser ab. Hamburg und Bremerhaven setzen deshalb verstärkt auf die Schienenanbindung für den Weitertransport.
Extremwetter wie Niedrigwasserperioden stellen die Branche vor zusätzliche Herausforderungen. So sank während der Trockenperiode 2018 der Export per Binnenschiff laut IfW Kiel um rund 20 Prozent.
Um Emissionen zu reduzieren, wird an der Elektrifizierung von Lkw-Flotten gearbeitet. Gleichzeitig sollen mehr Güter auf die Schiene verlagert werden. Für die sogenannte letzte Meile empfehlen Experten den Einsatz von Logistik-Lastenrädern.
Obwohl Schiffe im Vergleich zu Lkw oder Flugzeugen pro transportierter Tonne effizienter arbeiten, ist ihr Anteil an den globalen CO₂-Emissionen wegen des großen Transportvolumens signifikant. Die Internationale Energieagentur beziffert den Anteil der Schifffahrt 2022 auf rund zwei Prozent der energiebedingten CO₂-Emissionen weltweit.