Am Max-Planck-Institut für die Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg berechnen Computeralgorithmen, wie sich das Zellwachstum biotechnologischer Produktionsorganismen wie Escherichia coli und Bäckerhefe mit der Überproduktion von (Bio-)Chemikalien koppeln lässt.
Schon heute produzieren Mikroorganismen ein großes Spektrum an Chemikalien und Biokraftstoffen. Mit der Effizienz dieser Prozesse hapert es allerdings noch vielfach. Denn sogar die Stoffwechsel von Mikroorganismen sind bereits hochkomplex, umfassen Hunderte oder Tausende Metabolite und chemische Reaktionen. Mathematische Modelle und Computersimulationen werden eingesetzt, um in dem Labyrinth der Stoffwechselprozesse nicht den Überblick zu verlieren.
Die fünf Organismen decken ein breites Spektrum von relevanten Produkten für die chemische Industrie ab, wie zum Beispiel Biokraftstoffe, Biopolymere, Nahrungsergänzungsmittel oder Plattformchemikalien zur Synthese anderer Substanzen. Damit haben die in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Ergebnisse möglicherweise weitreichende Bedeutung für die Entwicklung neuer biotechnologischer Prozesse.
Unter Anwendung der oben beschriebene Kopplungsstrategie hatte die Gruppe jüngst in einer Parallelstudie einen Stamm des Bakteriums Escherichia coli mittels computergestützter Berechnungen so verändert, dass dieser Itaconsäure, eine wichtige Plattformchemikalie, mit bisher unerreichter Ausbeute aus Traubenzucker produziert.
Für weitere Forschungen zur computergestützten Optimierung des Stoffwechsels von Mikroorganismen wird die Gruppe um Steffen Klamt in den nächsten fünf Jahren mit zwei Millionen Euro durch den Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) gefördert.