Klärwerke, die gegenwärtig größten Energieverbraucher der Kommunen, könnten mit einem neuen Verfahren Nettoenergieerzeuger werden. Im Projekt CARISMO (»CARbon IS Money«) wird der Energiegehalt der Organik optimal genutzt.
Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin hat ein neues Abwasserreinigungskonzept entwickelt und getestet, mit dem Kläranlagen vom Energieverbraucher zum –erzeuger werden können. Das jetzt für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominierte Projekt CARISMO verwendet das bislang weitgehend ungenutzt gebliebene chemische Energiepotential der organischen Inhaltsstoffe, anstatt sie wie bisher unter großem energetischen Belüftungsaufwand im »Belebtschlamm« biologisch abzubauen.
4.400 GWh verbraucht Deutschland jährlich alleine zur Abwasserreinigung, die Jahresproduktion eines mittelgroßen Kraftwerks. Die großen Kläranlagen Berlins haben derzeit einen spezifischen Energiebedarf von 0,2 bis 0,4 Kilowattstunden pro Kubikmeter behandeltes Abwasser. Bei einer vollständigen Umwandlung aller im Abwasser enthaltenen organischen Stoffe zu Methan mit der derzeit besten verfügbaren Technik könnten stattdessen theoretisch bis zu 0,8 Kilowattstunden pro Kubikmeter Abwasser erzeugt werden.
Im Projekt CARISMO wollen Forscher des Kompetenzzentrums Wasser Berlin gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben und Veolia bis zum Jahr 2030 kommunale Kläranlagen von Verbrauchern fossiler Energie zu Nettoproduzenten regenerativer Energie weiterentwickeln, bei gleichbleibend hoher Qualität der Abwasserreinigung. In einer ersten Projektphase sollen drei neue Behandlungskonzepte, von denen alle auf dem Niedrigenergieprozess der Mikrosiebung aufbauen, im Pilotmaßstab unter realen Bedingungen evaluiert werden.
Das neue Filterverfahren holt die energiereichen organischen Stoffe schon im Zulauf der Kläranlage aus dem Abwasser und überführt sie direkt in die Schlammfaulung, wo über den Weg der Biogasgewinnung Strom erzeugt wird. Der energieaufwendige Weg der »Schlammbelebung« entfällt damit; die Reinigungsleistung wird durch die Nutzung des Abwassers als regenerative Energiequelle nachweislich nicht verschlechtert. Bestehende Wasserbecken können ohne großen Mehraufwand umgebaut werden.
Die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises erklärte zur Nominierung von CARISMO, dass das Verfahren »einen wichtigen Beitrag für den Wandel zur Green Economy« leiste.