Wie sich das Stromverteilnetz schrittweise automatisieren lässt

Intelligente Ortsnetzstationen - die Neuronen des Smart Grid

23. September 2013, 10:42 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was macht eine Ortsnetzstation intelligent?

Bernd Schüpferling, Siemens
Bernd Schüpferling, Siemens: »Allein in Deutschland arbeiten zwischen 550.000 und 600.00 herkömmliche Stationen. Etwa 20 Prozent davon müssten mit der zunehmenden Einspeisung aus fluktuierenden Quellen intelligent werden.«
© Siemens

Was heißt nun intelligent? Laut Bernd Schüpferling von Siemens Infrastructure & Cities gehört dazu zunächst die Fähigkeit zum Monitoring. Das Monitoring-System liefert die Informationen, um Fehler wie Kurzschlüsse schnell zu lokalisieren. Bisher müssen im Fehlerfall die Techniker häufig viele Ortsnetzstationen abfahren, um herauszufinden, wo der Fehler aufgetreten ist. Das kostet Zeit und Geld. Ein Monitoring-System dagegen erlaubt es nicht nur, den Fehler schneller zu finden, er kann auch schneller behoben werden, und die Versorger können den Netzbetrieb schneller wieder aufnehmen. In Ländern, in denen die Versorger Strafen bezahlen müssen, wenn das Netz länger ausfällt, ist das ein wichtiger Punkt.

Das Monitoring-System ist aber nur die Grundvoraussetzung, um eine Ortsnetzstation intelligent zu machen. Das zweite wesentliche Element ist das Fernwirksystem. Es erlaubt der Netzleitstelle, Schalthandlungen durchzuführen. Damit lassen sich Ausfallzeiten auf Minuten reduzieren, die bisher im Bereich von Stunden lagen. Die Lastflusssteuerung als drittes und hochwertigstes Element erlaubt es, die Verluste zu reduzieren und dezentrale Energieeinspeisung zu managen. Hierzu sind ausgeklügelte Automatisierungs- und Regelfunktionen erforderlich. Das trifft insbesondere dann zu, wenn die intelligente Ortsnetzstation auch noch über einen regelbaren Ortsnetztrafo (RONT) verfügen soll, der das Niederspannungsnetz vom Mittelspannungsnetz entkoppelt und damit erlaubt, das Spannungsband von ±10 Prozent auf der Niederspannungsebene voll zu nutzen.

Nicht vergessen werden darf die unabhängige Stromversorgung. Sie macht die Ortsnetzstation zwar nicht intelligent, sorgt aber dafür, dass sie im Fehlerfall weiter versorgt werden kann und damit ihre Intelligenz nicht verliert.
Nun ist es nicht ganz einfach, all die zusätzlichen Funktionen in einer vorhandenen Ortsnetzstation unterzubringen, denn die EVUs wollen möglichst nicht komplett neue Stationen bauen, sondern die Automatisierungs- und Regelsysteme, das Fernwirksystem und, wenn möglich, auch den RONT in die bestehenden Stationen einbauen. »Mit den Komponenten, die wir für die intelligenten Ortsnetzstationen im Programm führen, ist dies weitgehend möglich«, sagt Bernd Schüpferling. Fast alle Komponenten kommen aus dem eigenen Haus, und sie arbeiten in den meisten Fällen auf Basis schon lange im Feld erprobter und damit verlässlicher Techniken.


  1. Intelligente Ortsnetzstationen - die Neuronen des Smart Grid
  2. Was macht eine Ortsnetzstation intelligent?
  3. Elemente der intelligenten Ortsnetzstationen
  4. Der regelbare Ortsnetztrafo

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