Die fehlende Investitionsbereitschaft in eine umfangreiche Sicherheitsarchitektur von Umspannwerken gefährdet laut den Analysten von Frost & Sullivan die Entwicklung eines stabilen und verlässlichen Stromnetzes in Deutschland.
Umspannwerke sind die Knotenpunkte innerhalb des deutschen intelligenten Stromnetzes. Neu gebaute Umspannwerke werden zukunftsfest gemacht, um künftigen technologischen und kommunikationskritischen Anforderungen zu genügen. Allerdings stellt Karsten Deubel, Consultant bei Frost & Sullivan, fest: »Aktuell wird nahezu ausschließlich bei neugebauten und weniger bei bereits existierenden Umspannwerken in Sicherheitslösungen investiert.« Dagegen werde die überwiegende Mehrzahl der neu errichteten Umspannwerke heute mit standardisierten Kommunikationsprotokollen ausgestattet, die es erleichtern, eine umfassende Sicherheitsarchitektur zu installieren. Diese Protokolle bieten die Option, das System zu einem späteren Zeitpunkt je nach den Anforderungen zu erweitern.
Die Entwicklung in Richtung dezentralisiertes Stromnetz erfordert die Stärkung der Hoch- und Mittelspannungsebene. Bei bereits bestehenden Umspannwerken liegt der Investitionsfokus vor allem darauf, sicher zu stellen, dass erneuerbare Energie in das Stromnetz integriert werden können. Um dies zu ermöglichen, wird der Großteil der Investitionen sowohl in Transformatoren, größere Überlandleitungen und automatisierte Regulierungssteuerung fließen – also in die Modernisierung bestehender Umspannwerke.
Umspannwerke bleiben angreifbar
Dieser Umstand verzögert das Nachfragevolumen seitens der Verteilnetzbetreiber (VNB) für Sicherheitslösungen um ungefähr zwei bis drei Jahre. Gleichzeitig bleiben die Umspannwerke angreifbar, sowohl von digitaler als auch physischer Seite. Sogenannte Greenfield-Projekte werden von Beginn an mit Kommunikationsprotokollen wie beispielsweise IEC 61850 –ausgerüstet.
Nach Meinung von Karsten Deubel »beläuft sich das neu entstehende Marktpotenzial auf 2,6 Millionen Euro pro Jahr innerhalb der Höchst- und Hochspannungsebene und auf 1,8 Millionen Euro für die Hoch- und Mittelspannungsebene.« Die Kombination der oben gemachten Annahmen ergeben ein Gesamtmarktvolumen von 30,6 Millionen Euro für Umspannwerke in der Zeit von 2015 bis 2020. Das entspricht einer Summe von sechs Millionen Euro pro Jahr.
Diese Summe enthält nur die Kosten der Sicherheitstechnologie für die Umspannwerke, die geschätzt einen prozentualen Anteil von 8 Prozent der Investitionskosten für Umspannwerke in der Höchst- und Hochspannungsebene und 6 Prozent bei Umspannwerken der Hoch- und Mittelspannungsebene ausmachen. Frost & Sullivan nimmt zudem an, dass innerhalb der Jahre 2015 bis 2020 25 Höchst- und Hochspannungs-Umspannwerke in Deutschland entstehen werden. Für jedes dieser Werke werden die Kosten für die Sicherheitsausrüstung auf 720.000 Euro beziffert. Bei den Hoch- und Mittelspannungs-Umspannwerken hingegen, von denen nach Schätzungen von Frost & Sullivan innerhalb desselben Zeitraums 60 entstehen werden, belaufen sich die Kosten auf 210.000 Euro.
Zusätzlich lässt sich eine Tendenz erkennen, bei der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) aufgeschlossener gegenüber fortschrittlichen Sicherheitslösungen sind. Aus Sicht der Wertschöpfungskette sind die ÜNB den VNB vorgelagert. Die ÜNB bilden die Hauptversorgungsadern des Stromnetzes; jegliche Störungen müssen unterbunden bzw. auf ein Minimum reduziert werden – andernfalls drohen Bußgelder. Auf Grund der Größe und Komplexität der Umspannwerke ist es schwierig, Störungen auf der ÜNB-Ebene zu isolieren.