Durch den Einsatz von Heiz- und Blockheizkraftwerken zur Lieferung von Wärme und Strom hat Vattenfall in Berlin das größte Fernwärmenetz Westeuropas aufgebaut. Die Technik ist effizient und entpuppt sich als verlässlicher Baustein der Energiewende.
Die deutsche Energiewende wird von hinten aufgezogen. Zu diesem Ergebnis muss kommen, wer die Struktur des deutschen Energieverbrauches kennt. Die Erzeugung von Wärme ist für knapp 50 Prozent des Primärenergieverbrauches verantwortlich, knapp 30 Prozent verschlingt der Verkehr, und 20 Prozent werden für die Stromerzeugung aufgewendet. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. errechnete in diesem Frühjahr, dass Deutschlands Primärenergieverbrauch in Höhe von 14.005 PJ gerade mal zu 0,73 Prozent aus PV-Anlagen gedeckt wird. Diese 101,9 PJ aus der Photovoltaik verblassen gegenüber der Windkraft (179 PJ/ 1,28 Prozent), der regenerativ gewonnenen Wärmeenergie (588,5 PJ/ 3,99 Prozent) und den 1.130,8 PJ (8,08 Prozent) aus Biomasse gewonnener Energie. Medial wird dagegen vermittelt, Wind- und Solarstrom deckten schon einen Großteil des deutschen Energieverbrauchs.
Dem Gesetzgeber war durchaus bewusst, dass, wer eine erfolgreiche Energiewende will, neben Wind und Photovoltaik noch viele weitere Pfeile im Köcher braucht. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) stellt demgemäß anspruchsvolle Ziele für die Deckung des Wärme- und Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen auf. Bis 2020 sollen mindestens 14 Prozent des Wärme- und Kälteenergiebedarfs von Gebäuden aus erneuerbaren Energien gedeckt sein. An Stelle der direkten Belieferung der Gebäude mit regenerativ erzeugter Wärme- und Kälteenergie lässt das Gesetz verschiedene Ersatzmaßnahmen zu, wie die Nutzung der Abwärme von Abluft- und Abwasserströmen zu 50 Prozent, die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden um mehr als 15 Prozent oder die Nutzung von hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen zu mindestens 50 Prozent. Letzteres deshalb, weil Nah- oder Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen einen besonders günstigen Primärenergiefaktor aufweist, also die Energiemenge, die für vorgelagerte Gewinnungs-, Umwandlungs-, Prozess- und Transportschritte der Energie aufgewandt wird. Für gas- bzw. ölbeheizte Liegenschaften werden vom Gesetzgeber ein Primärenergiefaktor von 1,1 bzw. 1,3 angenommen, für aus Kraft-Wärme-Kopplung bereitgestellte Fernwärme dagegen ein Primärenergiefaktor von 0,7.
Der Versorger Vattenfall erreicht im überwiegenden Teil seines Versorgungsgebietes einen besseren Wert. Die TU Dresden errechnete für den Standort Berlin einen Primärenergiefaktor von 0,56 und für Hamburg von 0,57. Die Heiz- und Blockheizkraftwerke, die das heiße Wasser für das Berliner Fernwärme-Verbundnetz bereitstellen, arbeiten nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Sowohl die nutzbare Elektrizität wie auch die nutzbare Wärme des Prozesses werden verwertet. Durch den Verbundcharakter des Fernwärmenetzes gewinnt Berlin zusätzlich ein Stück Versorgungssicherheit, denn der Ausfall eines Kraftwerkes kann durch die Einspeisungen anderer Kraftwerke ausgeglichen werden.
Etwa jede dritte Berliner Wohnung, 27 Prozent des Berliner Wärmemarktes, werden mit Fernwärme von Vattenfall versorgt. 11 Heizkraftwerke und 31 Blockheizkraftwerke erbringen jährlich eine Wärmeleistung von 5.580 MWth und eine elektrische Leistung von 2,421 MWel. Sie setzen 9.440 GWh Wärme jährlich ab. Mit über 1 Million versorgten Wohneinheiten im Raum Berlin ist die Vattenfall Europe Wärme AG Westeuropas größter Fernwärme-Anbieter. 17.800 Übergabestationen bringen die Wärme der im 1775 km langen Fernwärmenetz zirkulierenden 200.000 Kubikmeter Wasser mit maximal 16 bar zu den Kunden. Die Temperatur zum Kunden für Raumheizung und Konstantleiter beträgt bis zu 110° C, der gemeinsame Rücklauf 40° - 70°C. Im Ostteil der Stadt beträgt die Gebrauchswassertemperatur zum Kunden 70° bis 135°C, der Rücklauf hat eine Temperatur von 50° - 70°C.
Auch für Kunden, bei denen sich der Anschluss an das Fernwärmenetz nicht lohnt, bietet Vattenfall Optionen. Schon heute sind im Berliner Versorgungsgebiet 265 dezentrale Anlagen installiert. Vattenfall bietet die Installation von Mini-Blockheizkraftwerken (Mini-BHKW), die dank ihres sehr guten Wirkungsgrades die Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und der Energieeinsparverordung erfüllen und gegenüber einer getrennten Erzeugung von Strom und Wärme bis zu 25 Prozent Energie sparen. Vattenfall bietet verschiedene Vertragsmodelle an, die jeweils den optimalen Betrieb der Anlage, die Übernahme aller Wartungen und Reparaturen, die Fernüberwachung und Störungsbeseitigung sowie evtl. zusätzlich den Bezug von Primärenergie umfassen.
Der Wärmeverkauf kann entweder durch eine von Vattenfall finanzierte, errichtete und betriebene Anlage erfolgen, bei der dem Kunden nur der Wärmebezug in Rechnung gestellt und nach Vertragsende die Möglichkeit zur Anlagenübernahme gewährt wird. Oder der Versorger übernimmt den Betrieb der kundeneigenen Anlage und die Erbringung der Wärmedienstleistung. Die Installation von Mini-BHKW erfolgt nicht nur aus umweltpolitischem Altruismus. Kleine gasbetriebene BHKW haben den Vorteil, dass sie, zu einem virtuellen Kraftwerk zusammgeschaltet, sehr gut Spitzenlaststrom oder Regelenergie liefern können. Damit schafft Vattenfall dann auch eine Grundlage zur Optimierung seines eigenen Energieversorgungssystems. Der Ausbau der effizienten Fernwärmeversorgung Berlins bewirkt zudem keine Gefährdung der Netzstabilität oder der Grundlastsicherung, wie sie durch die volatilen Wind- und Sonnenstrom-Einspeisungen zu erwarten sind. Die Energieversorgung durch Heiz- und BHKW ist unspektakulär, effizient und zuverlässig – Eigenschaften, die die Energiewende Deutschlands dringend nötig hat.