Das Forschungsprojekt »Kombikraftwerk 2« hat die hundertprozentige Versorgung Deutschlands mit erneuerbaren Energien erfolgreich simuliert. Der jetzt veröffentlichte Abschlussbericht zeigt, dass, technisch betrachtet, weder Kohle noch Kernkraft für eine gute Versorgungsqualität nötig sind. Die Kosten-Frage wurde aber nicht gestellt.
Wenn man den kleinen Satz auf Seite 23 übersieht, ist der Abschlussberichtes des Projektes »Kombikraftwerk 2« ein emphatischer Apell für die sofortige Umstellung der deutschen Stromversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien. Der Satz lautet: »Wirtschaftliche Fragestellungen, z.B. zum Strommarktdesign oder eine Kosten-Nutzen-Analyse zum Umbau der Stromversorgung, wurden nicht betrachtet«.
Immerhin, technisch sind 100 Prozent Regenerativstromversorgung möglich, so das Fazit des Abschlussberichtes des Forschungsprojektes, das insbesondere die Probleme der Frequenz- und Spannungshaltung im Stromnetz durch erneuerbare Energie-Anlagen (EEA) lösen konnte. Das vom Fraunhofer IWES geführte Projektkonsortium hochkarätiger Partner aus Industrie und Wissenschaft entwickelte ein Zukunftsszenario mit standortgenau vermerkten EEAs, in dem bei Einspeisung realer Wetterdaten stundengenau der Zustand des Versorgungsnetzes analysiert werden konnte.
Windenergie ging mit 53 Prozent, Sonnenenergie mit 20 Prozent, Bioenergie mit 10 Prozent in das Szenario ein. Eine Rolle spielten auch Wasser- und Geothermiekraftwerke, sowie Batterien als Energiespeicher und Gaskraftwerke, die mittels Elektrolyse aus überschüssigem EEA-Strom gewonnenes Methan- und Biogas verbrannten. Mit dieser Grundkonfiguration wurden die erforderlichen »Systemdienstleistungen«, also zur Grundlastversorgung nötigen Zusatzkraftwerke sowie nötige Netzausbaumaßnahmen ermittelt.
Kaspar Knorr, Projektleiter beim IWES, resümiert: »Die Untersuchungen zeigen, dass die heutige Versorgungsqualität auch mit einer intelligenten Kombination aus Erneuerbaren Energien, Speichern und Backupkraftwerken mit erneuerbarem Gas erreichbar ist, und dass wir langfristig auf fossile und nukleare Energiequellen in der Stromerzeugung gut verzichten können. Dazu muss das System aber technisch und regulatorisch weiterentwickelt und konsequent auf die Erneuerbaren Energien ausgerichtet werden.« Knorr weiter: »Eine sinnvolle Anpassung der Rahmenbedingungen zur Markt- und Systemintegration ist notwendig, damit die Erneuerbaren Verantwortung für die Stabilität der Versorgung übernehmen können.«
In Laborversuchen und mit realen Anlagen im Feld wurden die Ergebnisse verifiziert und die grundlegende Eignung von EEAs zur Erbringung von Regelleistung für das Stromnetz bewiesen. Allerdings verhindere das gegenwärtige Design des Regelleistungsmarktes einen Einsatz der EEAs für Regelleistungsaufgaben.
Neudeutsch heißt die Forderung nach der »Anpassung der Rahmenbedingungen« nichts anderes als: »Ich will Subventionen«. Ob solch ein »Hartz IV« für Systemdienstleistungen von EEAs derzeit vermittelbar ist, darf bezweifelt werden.