Nun war die Politik auch nicht untätig, am 3. Mai hat Bundeskanzlerin Merkel den Startschuss für die Nationale Plattform Elektromobilität gegeben. Ziel ist es, die Bundesrepublik zum Leitmarkt für Elektromobilität zu entwickeln. Es wurden sieben hochrangig besetzte Arbeitsgruppen gegründet. Wird diese Initiative zu konkreten Ergebnissen führen?
Stoppok: Mit dieser Initiative hat die Politik gezeigt, für wie wichtig sie die Entwicklung der Elektromobilität hält und dass sie sie unterstützen will. Hier sitzen auch die verschiedenen Verbände einschließlich des ZVEI um einen Tisch, allein das sehe ich als sehr positiv an. Schon im November wird ein Zwischenbericht vorgelegt, ich rechne hier schon mit konkreten Ergebnissen, der Abschlussbericht folgt im Frühjahr 2011.
Gresch: Nachdem der Abschlussbericht veröffentlicht ist, kommt es vor allem darauf an, dass weiter intensiv an dem Thema gearbeitet wird. Die Politik muss die Leitplanken setzen, damit alle Aktivitäten möglichst in die gleiche Richtung laufen und alle an einem Strick ziehen. Und sie muss dafür sorgen, dass sich das zu einem kontinuierlichen Prozess entwickelt.
Wir alle kennen die optimistischen Visionen, bis hin zu der schönen Vorstellung, dass die Autos als dezentraler Energiespeicher fungieren, der die Schwankungen der Einspeisungen aus den erneuerbaren Energien abfängt. Bleiben wir aber zunächst einmal bei einem Szenario, das in einen noch relativ überschaubaren Zeitrahmen passt. Bis 2020 sollen in Deutschland nach den Zahlen, die derzeit kursieren, zwischen 1 und 4 Millionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein. Schätzen Sie das als realistisch ein?
Gresch: Wenn man unter Elektrofahrzeugen sowohl Elektroautos als auch Autos mit Hybridantrieb oder Brennstoffzellenantrieb versteht, halte ich eine Zahl von 1 Million Fahrzeuge bis 2020, wie sie in der Nationale Plattform Elektromobilität genannt wird, für möglich. Was die Batterien der Autos als Energiespeicher für den Ausgleich von Netzschwankungen betrifft, so glaube ich auch, dass dies noch etwas weiter in der Zukunft liegt.
Auch wenn die Standardisierungsbemühungen relativ schnell von Erfolg gekrönt sein sollten, werden die daraus resultierenden Kostenreduzierungen nicht über die nächsten Jahre durchschlagen. Es kommen deshalb enorme Kosten in der Einführungsphase auf die Industrie zu. Bleiben wir nur mal bei den schon angesprochenen teuren Batterien, die auch noch die Reichweite der Autos stark einschränken, von den Ladezeiten gar nicht zu sprechen. Wie können die Anwender überzeugt werden, trotz dieser Nachteile Elektroautos zu kaufen?
Gresch: Es kommt darauf an, die richtigen Zielgruppen zu definieren und deren Bedürfnisse genau zu kennen. Wer einen Zweitwagen überwiegend in der Stadt fährt, hat kein Problem mit der Reichweite. In bestimmten Bereich tut sich schon einiges, so denken z.B. Flughäfen über den Aufbau einer Flotte von Elektrofahrzeugen nach. In dieser Richtung könnte sicherlich noch viel mehr unternommen werden. Außerdem müssten die Automobilhersteller innovative Konzepte anbieten.
Stoppok: Beispielsweise Leasingverträge: Nach zwei Jahren gibt der Kunde das Auto wieder zurück. Und man darf nicht vergessen, dass das Auto bei der Jugend nicht den Stellenwert hat, wie in der Vergangenheit. Auf dieser Erkenntnis aufbauend könnte man sicherlich neue Vermarktungskonzepte entwickeln.