Mit dem Wandel verbunden sein, dürft auch das Vordringen in völlig neue Applikationsbereiche. Ihr Unternehmen war zu Beginn fast ausschließlich auf Telcom-Applikationen ausgerichtet. Das dürfte sich in den letzten Jahren geändert haben?
Der Telekom-Bereich hat unser Geschäft einmal zu über 70 Prozent dominiert. Das hat sich inzwischen deutlich verändert. Mit den VI-Chips sind wir dann schrittweise in das Server-Business und schließlich auch in Consumer-Applikationen vorgestoßen. In Zukunft werden sie unsere Produkte in wachsendem Maße auch im Automotive-Bereich finden. Das Schöne am Konzept der Power-Components ist ja, dass diese Komponenten, verpackt etwa in unterschiedlichen Gehäusen, in den verschiedenen vertikalen Märkten zum Einsatz kommen können.
Eines der Erfolgskonzepte von Vicor basierte in den letzten Jahren auch darauf, dass Sie ihre Technologien auch lizensieren. Damit umgehen Sie als Single-Source-Anbieter die Notwendigkeit immens hoher Investitionen Produktionskapazitäten. Können Sie in diesem Zusammenhang Namen nennen?
Es gibt eine ganze Reihe solcher Vereinbarungen, aber nur wenige Kunden machen diese Form der Zusammenarbeit auch öffentlich. Im Consumer-Bereich ist das bekanntlich Sony, und aus Äußerungen von IBM zu den Vorteilen des Einsatzes von VI-Chips, können sie auch entsprechende Rückschlüsse ziehen. Für uns als verhältnismäßig kleinen Stromversorgungshersteller hat sich die Technologie-Lizenzierung als sehr effektiver Weg erwiesen, um unsere Marktbedeutung weiter auszubauen. Aus diesem Grund sind wir bei strategischen Kunden für diese Möglichkeit immer offen.
Bislang gilt vor allem für den Industriebereich, das trotz eines riesigen Angebots an Standardstromversorgungen immer noch ein hoher Bedarf an kundenspezifischen Entwicklungen besteht. Wird sich das mit der zunehmenden Verwendung von Power-Components verändern?
Durch die Verwendung standardisierter Funktionsblöcke wird ja gerade die Reaktion auf plötzliche und unvorhergesehene Änderungswünsche deutlich erleichtert. Es wird eben nicht mehr für spezielle Applikationsbereiche entwickelt, sondern dem Entwickler steht ein modularer Baukasten zur Verfügung, mit dem er auf die unterschiedlichsten Veränderungen reagieren kann, und der den großen Vorteil der Skalierbarkeit bietet. Die Verbesserung aus Sicht des Auftraggebers besteht darin, dass Änderungswünsche die Entwicklung nicht mehr um Wochen zurückwerfen, oder dass der Design-Prozess sogar wieder von vorne begonnen werden muss.
Sie haben in den letzten Jahren mit Hilfe der VI-Chip-Technologie den Wirkungsgrad beispielsweise von DC/DC-Wandlern immer höher getrieben. Wie realistisch erscheint heute eine Steigerung auf einen Wirkungsgrad von 100 Prozent?
Ich kann nicht erkennen, dass es eine irgendwie geartete Limitierung unter der 100 Prozent Marke gibt. Mutter Natur hat keinen imaginären Grenzwert bei 96 oder 98 Prozent Wirkungsgrad gesetzt. Mit neuen Technologien und Komponenten werden wir den Wirkungsgrad schrittweise weiter steigern können. Meine Faustformel dafür lautet: Die Abwärme einer Einheit lässt sich alle 10 Jahre halbieren. Eine technische Limitierung sehe ich darum nicht. Es kann sich aber auf den letzten Metern in Richtung 100 Prozent Wirkungsgrad erweisen, dass die Realisierung solcher Produkte aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn macht. Noch aber kann ich keine solchen Bedenken erkennen, die Steigerung der Wirkungsgrade wird also vorerst unverändert weitergehen.