Bauteilverknappung bei Stromversorgung

Euphoriebremse Zuliefermarkt

19. März 2018, 14:10 Uhr | Engelbert Hopf
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Keine Änderung an der Marktsituation 2018...

Bei Gaia Converter versucht man, lange Produktverfügbarkeiten dadurch zu gewährleisten, dass man komplett auf exotische oder noch nicht etablierte Komponenten oder Bauteile verzichtet, die von Haus aus schon lange Lieferzeiten erwarten lassen, wie Christian Bernard, zuständig für die DACH-Region bei Gaia, erläutert. »Sollten uns wider Erwarten Lieferprobleme bei unseren Zulieferern treffen, können wir sofort auf eine echte Second Source aus einem anderen Produktionswerk oder auf spezielle Reservelager zurückgreifen«.

»Steigender Bedarf auf der Kundenseite, sinkende Kapazitätsrelation, problematischer Zuliefermarkt«, so charakterisiert Birgit Trunk, verantwortlich für Projektmanagement und Materialwirtschaft bei Syko, die aktuelle Entwicklung. Sie verweist darauf, dass Syko die momentane Lieferantensituation erst jetzt zu spüren bekomme. »Die Liefer-Performance ist schlecht, alternative Komponenten haben aber die gleiche Liefersituation«, so Tunk. »Unsere Kunden haben zwar die Marktsituation verstanden, aber die mit Pönalen verbundenen Lieferverpflichtungen erzeugen hohen Streß.«

»Wir haben eine Allokation vom Feinsten«, meint Oliver Walter, CEO von Camtec. »Unter Allokationsbedingungen bleibt uns nur die Wahl, möglichst vorausschauend zu disponieren. In der Bauteilbranche werden aber aktuell zugesagte Liefertermine ohne Vorwarnung nach hinten geschoben, und zwar nicht um Tage, sondern um Wochen!« Die große Unbekannte laute deshalb: Liefert der auch wirklich? »Die Situation ist wirklich ernst«, versichert Walter, »mit Lieferverzögerungen ist zu rechnen«.

»Ein Mengen-Forecast ist wichtiger denn je«, bestätigt auch Dennis Dusny, Vertriebsleiter bei AE Conversion. »Wir müssen als Spezialisten für kundenspezifische Stromversorgungen deutlich früher im Projektverlauf in die Beschaffung der Komponenten gehen, bei sprunghaften Mengenänderungen haben wir aber letztlich nur noch Mittel wie den „Hut-Buy“«. Dass sich an der aktuellen Situation im Bereich der Bauelemente-Lieferkette in den nächsten Monaten etwas ändert, glaubt Dusny nicht, »wir stellen uns sicherheitshalber schon mal auf eine zusätzliche Verlängerung der Lieferzeiten ein«.

Zu den wenigen, die von sich behaupten, dass ihnen die verlängerten Lieferzeiten im Bauelementebereich noch keine Schwierigkeiten machen, zählt Recom. »Wir liegen mit unseren Lieferzeiten noch weit unter dem Marktstandard«, versichert Karsten Bier, der CEO des Unternehmens. »Wir haben auf die sich abzeichnende Entwicklung allerdings schon früh und massiv reagiert.«

Für Stromversorgungs-Interessenten und -Käufer in der DACH-Region lässt sich das Ergebnis der Branchenrecherche so zusammenfassen: Der Käufermarkt ist Geschichte, angesichts der weiter steigenden Nachfrage wird die Lage allmählich ernst. Langfristige Planung und Disposition sind nun das beste Mittel, um drohenden Vertragsstrafen zu entgehen.

Keiner der befragten Branchenkenner rechnet damit, dass sich 2018 an der prinzipiell positiven Marktsituation für die Stromversorgungsbranche etwas ändert. Das Marktwachstum liegt deutlich über dem Durchschnittwert der letzten Jahre. Allerdings könnte der Zuliefermarkt diese positive Marktentwicklung ausbremsen. Mit einer Verbesserung der Liefersituation im Bauelementebereich rechnet nur eine Minderheit der Befragten. Der Branchentenor geht hingegen davon aus, dass sich die aktuelle Situation bis 2019, vielleicht sogar bis 2020 hinziehen wird.


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