Auf der Ebene des Tagesgeschäfts steht für Ralf Maier, Sales Director bei Rusol Energy, ganz klar die Suche nach neuen Geschäftsmodellen. In den letzten Jahren sei es nicht nur für den Handel vor allem darum gegangen, wie er die geforderten und benötigen Produkte überhaupt zur Verfügung stellen konnte, »dagegen stellt sich nun vor allem die Frage: Wie verkaufen wir diese Produkte überhaupt?« Schenk pflichtet ihm bei: »Begonnen hat die Veränderung im Handel bereits 2011, nur hat man das damals noch nicht richtig wahrgenommen. 2012 machte sich der Wandel dann deutlich wirtschaftlich bemerkbar, und 2013 hatten wir dann mit den Ausläufern zu kämpfen.«
Dr. Luck erinnert daran, dass die Bedingungen auf dem deutschen Markt ja auch lange Jahre geradezu paradiesisch waren. »Im Prinzip ging es darum, ein Dach oder ein Feld zu finden, eine PV-Anlage zu installieren, der Anschluss war ja gewährleistet, und dann begann umgehend die Einspeisevergütung zu sprudeln«, blickt sie zurück, »diese Voraussetzungen sind weltweit nicht wieder so leicht zu finden«.
Dass die Situation heute so ist, wie sie ist, hat für Gerhard Schackert, Sales Director Northern EMEA Renewable Energy bei Power-One, viel damit zu tun, dass PV vor allem auch für die privaten Investoren mit Geldverdienen zu tun hatte. Ein Denken, das für Schackert nur auf dem Nährboden ungewöhnlicher Marktbedingungen gedeihen konnte. Die aktuelle Situation erfordere darum, schnellstmöglich von einem Fördermarkt zu einem Angebots-Nachfrage-Markt zu kommen. »Das klassische Modell, Einspeisetarif ist gleich Altersversorgung, funktioniert nicht mehr«, pflichtet ihm Dr. Stefan Wiebach bei, Deputy Product Manager, Business Development, Solar Division bei Kyocera Fineceramics, »wir müssen bei den Kunden ein anderes Denkschema verankern, das die Unabhängigkeit der Eigenversorgung in den Vordergrund stellt«.
Ein Prozess, der nicht leicht fallen dürfte. »Schließlich hat in den letzten zehn Jahren die Gier das Gehirn gefressen«, stellt Schlumberger ganz nüchtern fest, »sie sind über Jahre auf Geld getrimmt worden und jetzt kommen wir und erzählen ihnen, dass es auch noch etwas anderes im Leben geben soll«. Bleibt zu hoffen, so die Diskussionsteilnehmer, dass die Regierung das Thema Eigenstromversorgung nicht konterkariert. »Auch die Speichertechnologien müssen erst am Markt Fuß fassen«, mahnt Schackert. Maier verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Berlin immer noch nicht klar gemacht hat, was mit der Bagatellgrenze für den Eigenverbrauch passieren wird. »So lange das nicht geklärt ist«, so Maier, »besteht für ein mittelständisches Unternehmen eigentlich keine Motivation, in so etwas zu investieren«. Vogel seinerseits sieht das Thema Speicher derzeit vor allem beim privaten Häuslebauer angesiedelt: »Der Hausbesitzer möchte nicht ständig einer Strommarktpreisdiskussion ausgesetzt sein. Der Kauf eines solchen Speichers jetzt ist optimal, ich bekomme eine KfW-Unterstützung, und der Spareffekt setzt sofort ein. Wenn ich warte, bis die Preise weiter sinken, werde ich ziemlich lange warten müssen, bis sich das bezahlt macht.«
Das stabile Segment der kleinen Dächer und Small Commercials bringt nach den Worten von Dr. Wicht in diesem Jahr monatlich etwa 200 MW, »die Freiflächen und großen Dächer bewegen sich noch, die Frage ist nur um wieviel?« In Summe, so der Marktforscher, werden es etwa 3,3 GW werden. »Wenn wir die letzten zwei, drei Jahre ausblenden würden«, so Karlstetter, »wäre das ein toller Wert. In der aktuellen Situation bedeutet es nur, dass der Markt nicht tot ist.« Wie wichtig der Markt jenseits der kleinen Dächer ist, macht Maier deutlich: »Stellen Sie sich einfach mal vor, wieviel 5-kW-Analgen wir verkaufen müssten, um auf 3 GW zu kommen, das geben die Verkaufskapazitäten der Branche überhaupt nicht her«! Dr. Wiebach und Schlumberger ihrerseits verweisen darauf, dass ein Installationsniveau von 3 GW nicht ausreichen wird, um die Energiewende voranzutreiben oder um die einmal proklamierten Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, auch wenn einige der Diskussionsteilnehmer ihre Zweifel daran äußern, das speziell letzteres überhaupt noch als aktives Ziel verfolgt wird.