Vom Rausch der Installationszahlen, so Dr. Ilka Luck, Geschäftsführende Gesellschafterin der Picon Solar, »haben die deutschen Hersteller dann nicht mehr viel mitbekommen, sie haben aufgrund ihrer Kostenstrukturen draufgezahlt und sind dann 2011/12 in die Insolvenz gerutscht«. Dass es so weit gekommen ist, hat für Dr. Luck auch mit den 30-prozentigen Umsatzrenditen zu tun, die in Deutschland in den 2000er-Jahren möglich waren. »Ohne diesen Anreiz hätte in China wohl kaum jemand einen Finger gerührt«, vermutet sie, »und es gab ja die notwendigen Anlagen dafür so schön schlüsselfertig zu kaufen«. Als dann auf einmal die GW-Produktionen zur Verfügung standen, wurden deren Produkte in den einzigen weltweit wachsenden Markt gedrückt: Deutschland.
In diesem Zusammenhang erinnert Alfred Karlstetter, Chief Sales, Marketing & Service Officer bei Samil Power, daran, »dass es hier einige Player gab, die vor drei, vier Jahren chinesische Produkte auf dem deutschen Markt erst hoffähig gemacht haben«. Die Produkte seien billig eingekauft worden, dann wurden 40 bis 50 Prozent Marge aufgeschlagen, und einige hätten sich eine goldene Nase verdient. »Da waren einige Marktteilnehmer groß dabei«, erinnert Karlstetter, der sich auch sicher ist, dass so etwas in Japan nicht passiert wäre, der Zusammenhalt zwischen den Herstellern sei dort enger.
Schnell wird in der Diskussion deutlich, dass es mit dem Zusammenhalt in Deutschland offenbar nicht so weit her ist. Das gilt sowohl in Bezug auf die PV-Branche als auch auf die Gesamtheit aller im Bereich der erneuerbaren Energien tätigen Marktteilnehmer. Sowohl Dr. Luck als auch Schlumberger machen deutlich, dass die Verbandsarbeit und damit verbunden die Lobbytätigkeit für die Branche durchaus noch verbesserungsfähig sei. Auch Vogel betrachtet die derzeitige Lobbyarbeit eher als rudimentär. »Da wird ein Eckpunktepapier vorgestellt, und dann hacken die verschiedenen Fraktionen auf diesem Eckpunktepapier herum, statt mit diesem Eckpunktepapier an die Politik heranzutreten und zu sagen: das und das sind unsere Punkte. Nur so würden wir als Branche von der Politik ernst genommen.«
»Professionell wäre es gewesen, sich vor der letzten Bundestagswahl zusammenzusetzen, ein Punktepapier auszuarbeiten und damit dann in die Verhandlungen mit der Politik zu gehen«, versichert Schlumberger, »das wäre aktives Handeln gewesen, mit dem wir Anfang 2014 etwas hätten hinlegen können, anstatt darauf zu warten, was Gabriel dann mal irgendwann sagt«. Um mehr Gewicht gegenüber der Politik in die Waagschale werfen zu können, führt nach Ansicht von Markus Schenk, Geschäftsführer der Mage Solar, kein Weg daran vorbei, sich mit den anderen Playern im Bereich regenerativer Energien zu verbünden: »Wenn die Energiewende wirklich funktionieren soll, dann müssen wir uns zusammentun, und dann haben wir 2014 meiner Meinung nach auch erstmals die Chance, langfristig etwas Vernünftiges für die Branche zu erreichen.«