In Eigenverwaltung sanieren und produzieren

ESUG-Schutzschirm bietet PV-Spezialisten zweite Chance

6. August 2012, 10:04 Uhr | Engelbert Hopf und Karin Zühlke
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In Eigenverwaltung sanieren

Bernhard Rindt, SRI: »Das ganze Konzept steht und fällt mit den drei Säulen: Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten.«
Bernhard Rindt, SRI: »Das ganze Konzept steht und fällt mit den drei Säulen: Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten.«
© SRI

Bereits am 15. Mai hatte das in Bitterfeld beheimatete Unternehmen Sovello, einer der weltweit größten integrierten Solarmodulhersteller, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung beim Amtsgericht Dessau gestellt. »Wir haben alternative Szenarien auf ihre Tragfähigkeit hin geprüft, um die Zahlungsfähigkeit unseres Unternehmens wiederherzustellen«, erläutert Dr. Reiner Beutel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sovello, »auch wenn unsere Verschuldung gering ist, schätzen wir die Lage so ein, dass das Unternehmen in dem schwierigen Marktumfeld, mit den Instrumenten der Insolvenzordnung nachhaltig saniert werden kann«.

Um wieder wettbewerbsfähig und profitabel wirtschaften zu können, will das Unternehmen seine technologischen Stärken mit Unterstützung eines passenden Investors weiter ausbauen. Ob diese Suche nach einem Investor genau zum 1. August 2012 erfolgreich abgeschlossen werden kann, lässt Dr. Beutel offen, er macht aber auch unmissverständlich klar, dass die » Investorenlösung »innerhalb weniger Wochen« unterzeichnet sein muss, um rund 500 Arbeitsplätze bei Sovello und die Perspektiven für den Solarstandort Bitterfeld-Wolfen zu erhalten.

Die Chancen, die eine Insolvenz in Eigenverantwortung bietet, haben inzwischen auch andere Unternehmen der breit gefächerten Solarbranche für sich entdeckt. So darf auch der strauchelnde PV-Maschinenhersteller centrotherm photovoltaics das neue ESUG-Schutzschirmverfahren nutzen und sich in Eigenverantwortung sanieren, wie das zuständige Amtsgericht Ulm am 12. Juli bekannt gab.

»Die Entscheidung des Gerichts ist der erste Schritt auf dem Weg in die Zukunft von centrotherm. Wir arbeiten nun mit Volldampf an den nächsten Schritten«, so der für die Eigenverwaltung zuständige centrotherm-Vorstand und Sanierungsexperte Tobias Hoefer.

Auf dieser Basis kann der Geschäftsbetrieb bei der centrotherm photovoltaics und den übrigen Gesellschaften der Gruppe derzeit unverändert weiterlaufen. »Wir sind weiter aktiv im Markt. Unsere Kunden erhalten wie gewohnt Engineering sowie Dienstleistungen, Technologie und Produkte in erstklassiger Qualität von centrotherm«, betont Vorstandssprecher Robert M. Hartung. Auch für die rund 1400 Mitarbeiter in der centrotherm Gruppe (davon rund 500 Arbeitnehmer in Gesellschaften im Schutzschirmverfahren) ändert sich derzeit nichts. »Alle Arbeitsverhältnisse bestehen mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten unverändert weiter«, betont Hartung. Mit Unterstützung einer deutschen Unternehmensberatung arbeiten die Blaubeurer derzeit bereits an einem Sanierungs- und Zukunftskonzept. »Wir werden uns dabei auf unsere technologischen Stärken und Kerngeschäftsfelder konzentrieren. In diese Kompetenzen müssen und werden wir auch weiter investieren, um unseren Wettbewerbsvorsprung zu halten«, so Hartung.

Getroffen hat die PV-Krise mit SRI auch eines der größten deutschen EMS-Unternehmen. Doch das Duracher Unternehmen hatte noch Glück im Unglück. Auch SRI muss nicht in ein klassisches Insolvenzverfahren gehen, sondern erfüllt die Voraussetzungen für den ESUG-Schutzschirm und kann in Eigenverwaltung sanieren und produzieren, weil die Gläubigerforderungen zum Stichtag der ESUG-Verfahrenseröffnung eingefroren werden. Bis September haben die Duracher Zeit, einen Restrukturierungsplan zu erarbeiten, denn die Schuldnerkommission genehmigen muss, die damit sicherstellen will, dass sie einen höheren Anteil bekommt als im Auflösungsfall.

Bernhard Rindt, Mitglied der SRI-Geschäftsführung ist optimistisch, was den weiteren Verlauf anbelangt, »aber mit Veränderungen müssen wir rechnen«. Details dazu wird es aber erst im September geben. »Das Ganze Konzept steht und fällt mit den drei Säulen: Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten«, so Rindt. Momentan produziert SRI für nahezu 100 Prozent der Kunden weiter, auch im Solarbereich. Allerdings sind die Planzahlen im Solarbereich schwierig. Das Level liegt derzeit bei 20 Prozent der ursprünglichen Planung. Im Übrigen glaubt Rindt auch weiter an das SRI Segment Energie & Umwelt. Derzeit konzentriert sich das Unternehmen vornehmlich auf die Elektromobilität und Automotive.


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