Glasartige molekulare Filme aus einer Komponente, die durch Vakuumverdampfung hergestellt werden, können optisch anisotrop, also doppelbrechend sein. (4)
Diese Anisotropie ist umso stärker, je größer die Anisotropie der Moleküle ist; für stäbchenförmige Moleküle ist sie besonders hoch. Das bedeutet, dass die aufgedampften Moleküle zwar innerhalb der Schichtebene regellos orientiert
sind, aber zur Schichtnormalen eine Vorzugsrichtung aufweisen. Für Anisotropie ist das Verhältnis von Substrattemperatur TS zur Glastemperatur Tg des aufgedampften
Materials entscheidend. (5)
Während sich bei TS = Tg Moleküle aufgrund der schnellen Reorientierungsdynamik isotrop orientieren, bilden sich bei TS < 0,8 Tg vorzugsweise liegende Moleküle. Dabei ist die molekulare Dynamik an der Oberfläche des Films entscheidend, da sie um Größenordnungen schneller als im Volumenmaterial ist.
Die Erzeugung von Anisotropie lässt sich auf Wirt-Gast-Systeme von OLEDs übertragen. Allerdings unterscheiden sich rein organische, fluoreszente Farbstoffe und phosphoreszente, metallorganische Komplexverbindungen. Erstere haben in der Regel eine Molmasse, die kleiner ist als die der Matrixmoleküle, sodass die Glastemperatur der Matrix ihre Reorientierungsdynamik an der Oberfläche des aufwachsenden Films bestimmt. Für stäbchenförmige Farbstoffmoleküle (z. B. BDASBi und Cumarin-6) mit Übergangsdipolmoment parallel zur langen Molekülachse kann eine überwiegend horizontale Dipolorientierung erzielt werden. Das erhöht die Lichtauskopplung im OLED-Bauelement. Phosphoreszente Emitter