Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema – auch in der Lichtindustrie. Doch wie ist es eigentlich um die Rücknahme und das Recycling von Altlampen und Elektrogeräten bestellt? Christian Brehm, Direktor für nachhaltiges Marketing und Vertrieb bei Lightcycle, gibt Antworten darauf.
Markt&Technik: Lightcycle ist vielleicht nicht jedem ein Begriff. Bitte beschreiben Sie kurz, was Lightcycle macht.
Christian Brehm: Lightcycle ist ein nicht gewinnorientiertes Gemeinschaftsunternehmen führender Lichthersteller und organisiert bundesweit die Rücknahme ausgedienter Altlampen sowie Elektrogeräte und bietet Services zur Erfüllung des Elektroaltgerätegesetzes für Hersteller, Importeure und Händler an.
Welche gesetzlichen Vorschriften gelten für das Recycling von Altlampen und LEDs?
Neben dem Kreislaufwirtschaftsgesetz kommt insbesondere das Elektrogerätegesetz und die Behandlungsverordnung zur Anwendung.
Welche Arten von Lampen und LEDs kommen generell für das Recycling infrage?
Alle Gasentladungslampen und LED-Lampen sind fachgerecht zu recyceln. Eine Ausnahme kennt das Gesetz bei diesen Lampen nicht. Die Ausnahme gilt lediglich für Glüh- und Halogenlampen, die allerdings heute kaum mehr eine Rolle spielen.
Wie hoch schätzen Sie aktuell die Recyclingquote bei Altlampen und LEDs? Gibt es noch „Luft nach oben“?
Die Recyclingquote stellt den Anteil der stofflichen Verwertung beziehungsweise der Wiederverwendung als Sekundärrohstoff der gesammelten Altlampen dar. Die Recyclingquote lag im Jahr 2023 bei der von Lightcycle zurückgenommenen Altlampen bei 87 Prozent.
Auf eine einzelne Altlampe bzw. LED betrachtet: Wie hoch ist der Anteil der recycelbaren Materialien? Und welche Materialien sind dies konkret?
Je nach Lampendesign kann das sehr unterschiedlich sein. Je mehr Glas und Metall verwendet wird, desto besser ist die Recyclingquote, weil diese Materialien gut recycelbar sind. Da meist sehr unterschiedliche Kunststoffe verwendet werden, können diese schlecht oder oft auch gar nicht recycelt werden.
Welche Verfahren kommen für das Recycling zum Einsatz? Gibt es Unterschiede im Recyclingprozess zwischen verschiedenen Lampentypen, beispielsweise Glühlampen, Leuchtstofflampen und LEDs?
Spezielle Recyclingprozesse für LED-Lampen gibt es noch nicht. Dazu sind die LED-Lampen in ihrem Design – also in der Form, Materialzusammensetzung, etc. – zu unterschiedlich. Standardisierung und „design for recycling“ würde hier helfen. Gasentladungslampen werden nach speziellen Verfahren recycelt. Das sind unter anderem das Zentrifugal-Separationsverfahren, das Glasbruch-Waschverfahren und das Kapp-Trenn-Verfahren. Glüh- und Halogenlampen werden nicht recycelt und dürfen nach wie vor über den Hausmüll entsorgt werden.
Wo liegen die Herausforderungen beim Recycling von LED-Lampen im Vergleich zu Gasentladungslampen?
Gasentladungslampen haben meist einen sehr hohen Glas- und Metallanteil, der bis zu 100 Prozent geht. Damit lassen sie sich sehr gut recyclen. Bei LED-Lampen sieht das anders aus: Durch den Einsatz verschiedener Kunststoffe reduziert sich deren Recyclingfähigkeit. Auch Klebstoffe und sonstige Stoffe wie etwa Zement sind kontraproduktiv für den Recyclingprozess. Daher ist das Produktdesign ein wichtiger Faktor für die Kreislauffähigkeit der verwendeten Materialien.
Was geschieht mit den gesammelten Rohstoffen? Und inwieweit verfolgt Lightcycle den Verbleib und die Weiterverwertung der recyclingfähigen Materialien?
Die Altlampen werden alle in Deutschland recycelt. Lightcycle verfolgt und dokumentiert, wo die Materialien als Sekundärrohstoffe wieder zum Einsatz kommen.
Wie ist sichergestellt, dass gefährliche Stoffe aus Altlampen umweltgerecht entsorgt werden?
Das wird durch die Recycling-Betriebe sichergestellt. Diese separieren Quecksilber entsprechend der Behandlungsverordnung und sorgen dafür, dass dieses aus dem Verkehr gezogen wird.
Ist die Notwendigkeit, Altlampen und LEDs nicht einfach in den Restmüll zu werfen, schon in den Köpfen der Menschen angekommen?
Ja, das Wissen über die korrekte Entsorgung liegt bei rund 80 Prozent. Wichtig ist, dass dieses Wissen auch in konkrete Handlungen mündet und die Altlampen zu den Sammelstellen im Handel und Wertstoffhöfen gebracht werden.
Welche Maßnahmen ergreift Lightcycle, um das Bewusstsein für das Recycling in der Öffentlichkeit zu fördern?
Im Auftrag der Hersteller klärt Lightcycle sowohl private als auch gewerbliche Nutzer sowie das Elektro-Handwerk über die fachgerechte Entsorgung auf. Dazu erhalten wir sogar prominente Unterstützung. Aktuell setzen sich beispielsweise der Sportmoderator Jochen Breyer und die Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen als Botschafter für die korrekte Entsorgung ein. Über unsere Webseite und YouTube findet man die Videos dazu.
Welche Rolle kommt den Herstellern und Händlern zu, um das Recycling von Altlampen und LEDs zu optimieren?
Jeder Akteur in der Kette ist aufgefordert, mehr zu tun. Das fängt damit an, dass Hersteller mehr Produkte für lange Nutzungsdauern anbieten. Darüber hinaus sollten alle Produkte nach Nachhaltigkeitsaspekten produziert werden – inklusive dem „design for recycling“. Der Handel sollte gezielt diese Produkte nachfragen und anbieten und sich zusätzlich bei der Rücknahme als Sammelstelle engagieren.
Abschließend: Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Es kommt nicht nur auf Hersteller und Händler an, sondern insbesondere auch auf alle Verbraucher – egal ob gewerblich oder privat. Wir sollten nachhaltige Produkte nachfragen, kaufen, lange nutzen und am Ende zur Sammelstelle bringen. So schonen wir die natürlichen Ressourcen und sorgen dafür, dass die Rohstoffe als Sekundärrohstoffe im Kreislauf bleiben.
Die Fragen stellte Nicole Wörner.