electronic displays Conference 2021

Neue Display-Spezifikation

24. Februar 2021, 14:01 Uhr | Markus Haller
Mit dem Einzug von Beständigkeitstests werden Displays nach Anforderungen getestet, die sich aus konkreten Anwendungen ergeben - damit benötigt der Display-Hersteller Zugriff auf Anwendungswissen der Display-Produktentwickler.
Mit dem Einzug von Beständigkeitstests werden Displays nach Anforderungen getestet, die sich aus konkreten Anwendungen ergeben - damit benötigt der Display-Hersteller Zugriff auf Anwendungswissen der Display-Produktentwickler.
© ra2 studio | Shutterstock.com

Das deutsche Flachdisplay-Forum erstellt eine Spezifikation für OLED-Displays, die auch Aspekte der Beständigkeitsprüfung berücksichtig. Ein Novum für eine industrieweite Display-Spezifikation, die Prof. Wolfgang Weinhold und Donald Schaffer in einer Keynote am ersten Konferenztag vorstellen.

Display-Spezifikationen vereinheitlichen die Kriterien zur Messung von optischen und elektrischen Eigenschaften eines Displays. Die aktuelle OLED-Display-Spezifikation, die innerhalb des deutschen Flachdisplay-Forums (DFF) entwickelt wird, enthält außerdem Aspekte der Beständigkeitsprüfung. Das Display wird damit nicht mehr als generische Komponente betrachtet, sondern im Kontext einer konkreten Anwendung einer Beständigkeitsprüfung unterzogen.

Ihr Keynote-Vortrag trägt den Titel »Exploring the OLED World at your Fingertip.« Es wird um Beständigkeitstests für Touch-Displays gehen. Wo sehen Sie den Handlungsbedarf?

Donald Schaffer: Generell sehe ich Handlungsbedarf in allen Anwendungen mit Touch- und OLED-Displays. Der Titel »Exploring the OLED World at your Fingertip« ist eine Kombination aus den beiden Arbeitsgruppen »OLED« und »Durability Plus« des DFF. Unser Ziel ist es, eine Spezifikation für beide Themen zu erstellen.

Prof. Wolfgang Weinhold: Eine Beständigkeitsprüfung betrachtet im Gegensatz zu einer Werkstoffprüfung das Produkt in seiner Gesamtheit inklusive der realen Einsatz- und Umweltbedingungen. Deshalb kommt zur Prüfung der Touchscreens das Lastenheft »Mensch« und die speziellen Einsatz- und Nutzsituationen zum Tragen. Dafür ist es notwendig, die Belastung der Displays durch den täglichen Gebrauch so realitätsnah wie möglich nachzubilden. Dies gilt gerade für die jetzige unsägliche Corona-Zeit durch die bedingt auch der Einfluss von Desinfektionsmittel und UVC-Strahlung auf die Produktoberfläche zu prüfen ist.

 

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Prof. Wolfgang Weinhold

Prof. Wolfgang Weinhold.
Prof. Wolfgang Weinhold.
© M. Haller | Elektronik

ist seit 1992 Geschäftsführer des Würzburger Oberflächen- und Materialprüfdienstleisters Innowep und Mitgründer des 2020 entstandenen Institute for Surface and Product Analysis (ISPA). Als Professor wurde er an die Shanghai Chinese Academy of Science (SARI) berufen. Nach dem Masterabschluss für Maschinenbau und Materialwissenschaften an der Duke University war er als Laborleiter bei MTU Aero Engines tätig und als Projektleiter bei Siemens im Automobilbereich. Er wurde mit dem Siemens Förderkreis Award ausgezeichnet, hält rund 30 internationale Patente und ist Autor von rund 80 internationalen Fachpublikationen zu Strömungslehre, Materialwissenschaften und Oberflächentechniken.

 

 Sprechen Sie allein über OLED-Displays, also vornehmlich Smartphones und Tablets?

Prof. Weinhold: Nein nicht nur, vielmehr ist die Gebrauchs- und Beständigkeitsprüfung für alle Displayanwendungen für sämtliche Industrie- und Nutzbereiche gedacht. Das Ziel ist hier eine möglichst realitätsnahe, reproduzierbare Prüfung gemäß dem Stand der Technik und den jeweiligen unterschiedlichen Anforderungen sicherzustellen.

Schaffer: Die Spezifikation soll als Richtline für OEMs und Zulieferer aus der Automobilindustrie dienen und stellt eine Erweiterung der bestehenden OEM-Spezifikation V5.1 des DFF dar. Die Nachfrage über das Erstellen einer OLED-Automobil-Spezifikation ist von allen Beteiligten Firmen in der Lieferkette gekommen. Das DFF ist hier neutral und kann diesem Wunsch nachkommen.

Prof. Weinhold, Sie waren eine der treibenden Kräfte hinter der Gründung der Arbeitsgruppe Display Durability. Welche Ergebnisse werden Sie vorstellen?

Prof. Weinhold: Die Arbeitsgruppe trägt mittlerweile den Namen »Display Durability Plus« und das mit gutem Grund: Da wir in der Arbeitsgruppe z.B. auch Fragen der humanphysiologischen und psychologischen Interaktion wie z.B. passive und aktive haptische Kommunikation mit der Produktoberfläche bearbeiten werden. In der Keynote werden wir den aktuellen Stand der Displayprüfungen insbesondere unter den drei taktilen Interaktionsmodi »Touch, Swipe and Zoom« und die daraus resultierende Gebrauchsbeständigkeitsbewertung vorstellen, sowie auch über die weiteren anstehenden Arbeitsprojekte unserer Arbeitsgruppe berichten.

 

Donald Schaffer

Donald Schaffer.
Donald Schaffer.
© D. Schaffer

ist Leiter der Automotive Business Unit Europe bei Dexerials Europe (ehemals Sony Chemicals). Er gehört dem Unternehmen seit dem Jahr 2000 an und war im Vertrieb, Marketing und der Geschäftsfeldentwicklung tätig. Nach dem Studium der Elektro- und Kommunikationstechnik begann er seinen beruflichen Werdegang als Service-Ingenieur beim Etikettenhersteller Etimark. Er ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Deutschen Flachdisplay-Forum (DFF) und gehörte von 2010 bis 2017 dem Vorstand der Media Tech Association an.

 

Herr Schaffer, als Hersteller von Oberflächenbeschichtungen für Displays unterhält Dexerial sicherlich eigene Testabteilugen und hat Routinen für Beständigkeitstests entwickelt. Wie stark wurde der In-House-Testbetrieb an die DFF-Spezifikationen angepasst?

Schaffer: Dexerials hat verschiedene Testverfahren, um Beständigkeitstests durchzuführen. Zum einen haben wir eigene Testverfahren entwickelt, zum anderen sind es Testverfahren nach Kundenwunsch. Leider unterscheiden sich all diese Testverfahren voneinander und sind sehr zeitaufwendig, sowie nicht immer 100 % aussagefähig und eins zu eins vergleichbar. Dexerials wird die DFF-Spezifikation zu den eigenen Testverfahren hinzufügen. Wir betrachten die Durability-Plus-Spezifikation als großen Meilenstein für die gesamte Industrie, weil sie als sehr praxisnah angesehen werden kann.

Können Sie den Vorteil der Testspezifikation für die Display-Industrie kurz zusammenfassen?

Schaffer: Die Spezifikation für die Oberfläche bedeutet, dass ein Standard entwickelt wird, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, der praxisnah, reproduzierbar und messbar ist. Das gibt den Kunden und den Endverbrauchern eine Sicherheit über die Lebensdauer und Qualität des Produktes. Die Spezifikation für OLED-Displays bringt eine einheitliche Richtlinie für OEMs, Zulieferer und OLED-Hersteller für die Automobilindustrie.

Prof. Weinhold: Die Spezifikation ermöglicht der Industrie, ihre Produkte vergleichbar und reproduzierbar zu qualifizieren. Durability dient dabei als notwendige Qualifizierung für den jeweiligen Einsatzfall und das Wertigkeitsempfinden des Produkts.

Keynote-Vortrag auf der edC 2021 DIGITAL

Exploring the OLED World at your Fingertip

Sprecher: Donald Schaffer, Dexerials Europe; Prof. Wolfgang Weinhold, ISPA

Konferenzsprache: Englisch

Abstract: Surfaces of displays are highly stressed by the fingertip of human beings during daily use. The human fingertip exerts pressure and rubs across the surface when tapping, swiping, and zooming, which easily abrades surface coatings of the displays. This action on the display was transferred into a DFF test specification.

Montag, 1. März, 17:15–17:45

Session 3: Display Markets & Requirements

https://events.weka-fachmedien.de/electronic-displays-conference/program

 

 

 


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