Nötig ist eine differenzierte Betrachtung, die nicht alleine den Preis, sondern die Effektivität der Anschaffung zum Maßstab nimmt. Der Erfolg einer Investition (ROI, Return On Investment) bestimmt sich als Quotient der Effektivität der Anschaffung zu den Gesamtkosten.
Erfolg einer Investition (ROI) = Effektivität/Gesamtkosten
Die Gesamtkosten nennt man auch Total Cost Of Ownership (TCO). Die TCO sind in der Regel wesentlich höher als die reinen Anschaffungskosten. Zu den TCO gehören Anpassungs-, Schulungs-, Kalibrierungs-, Justage- und Update-Kosten sowie Inspektions- und Reparaturkosten. Daneben sind Ausfallzeiten, Qualität und Zuverlässigkeit ebenso wichtige Größen. Eine häufig unbeantwortete Frage ist die nach der Effektivität der Investition. Bei Messgeräten ist dies klar mit dem Quotienten der Ergebnisse pro Zeiteinheit zu beantworten. Effektivität einer Investition = Ergebnisse/Zeit Gesamtkosten und Zeit sind jedoch keine eindeutig zu ermittelnden Größen, da sie sich aus vielen Einzelpositionen zusammensetzen. Bei den Kosten sind dies die Kosten für Anschaffung, Anpassung, Schulung, Kalibrierung, Justage, Update und Reparatur. Die Gesamtzeit, in der ein Messgerät in Nutzung ist, wird durch seine Nutzungshäufigkeit und Verfügbarkeit bestimmt. MTBF (Mean Time Between Failure) und Downtime sollten beim Lieferanten nachgefragt werden, um in die Gesamtrechnung Einzug zu halten. Subjektiver wird es dann, wenn es um die Akzeptanz geht, die ein Werkzeug beim Nutzer erfährt. Diese ist nicht nur durch seine Brauchbarkeit und die mögliche Zahl von Aufgaben, sondern vor allem durch seine Nutzungsfreundlichkeit bestimmt. Beim Nutzer beliebte Werkzeuge kommen häufig zum Einsatz und spielen ihre Kosten schneller ein.
Die Beliebtheit eines Messgerätes oder Werkzeuges spiegelt aber auch seine Zuverlässigkeit wider, das wohl wichtigste Qualitätskriterium schlechthin. Neben einer möglichst zweifelsfreien Bedienung sollten technische Defekte die Ausnahme sein. Regelmäßige Systeminspektionen, letztlich auch mit dem Ziel einer vorausschauenden Wartung, sind hier zu empfehlen. Die Intervalle richten sich nach Nutzungsart und -dauer und sollten deutlich unter der MTBF liegen. Bei komplexen Messsystemen haben sich Inspektionsintervalle, bei denen man üblicherweise auch Updates vornimmt, von ein bis drei Jahren bewährt. Die durchschnittlichen Betriebskosten für Ingenieurwerkzeuge können damit vom Durchschnittswert von 8,3 % auf unter 4 % reduziert werden. Ein weiteres wichtiges Merkmal für die Beliebtheit eines Werkzeuges ist auch die Lieferanten- Unterstützung, die durch eine kompetente und reaktionsschnelle Hotline geboten werden muss.
Individuelle Systempflege anstelle der Kostenfalle
„Wartungsvertrag“ Speziell bei Prüfständen spielt die Verfügbarkeit eine entscheidende Rolle. Man möchte eine jederzeit unmittelbare Reaktion des Lieferanten sicherstellen. Die Forderung nach 24 Std. Reaktionszeit zur Fehlerbehebung steht daher im Raum und wird vom Lieferanten mit oft unrealistisch hohen Preisen pariert. Was bei der Heizungsanlage zu Hause noch eine gewisse Berechtigung hat, ist hier jedoch in Frage zu stellen. Speziell bei Entwicklungsprüfständen reicht es, wenn der Lieferant eine unmittelbare Reaktion zeigt und qualifizierte Aktionen einleitet, die das Problem schnellstmöglich lösen. Dass dies an Feiertagen oder übers Wochenende geschehen muss, ist dabei eher selten. Aber genau das ist der Punkt, an dem Wartungsverträge unnötig teuer werden. Einkäufer hegen daher berechtigte Zweifel an der Notwendigkeit und der Preiswürdigkeit von Wartungsverträgen, da sie zu Recht eine überteuerte Versicherung mit ungewisser Leistung befürchten.
Viel besser ist hier eine an die wirklichen Bedürfnisse angepasste Systempflege. Diese regelt die bevorzugte Behandlung und angepasste Reaktionen auf Fehlermeldungen aller Art. Per Fernwartung und über Web-Conferencing- Tools lässt sich ein Fehler, der oft auch nur eine Fehlbedienung ist, schnell eingrenzen. Der Zugriff auf Download-Bereiche erlaubt zudem ein schnelles Update oder das Herunterladen von Patches oder anderer technischer Informationen. Ein fester Ansprechpartner kennt den jeweiligen Messaufbau und die konkreten Aufgabenstellungen des Kunden und kann so schnell und unbürokratisch Hilfestellung geben und bei Bedarf auch unmittelbar vor Ort kommen. Eine ideale Ergänzung zu der sehr preiswerten Basissystempflege sind Elemente wie erweiterte Gewährleistungen, ein Express- Service oder eine Reparatur-/Inspektions-Flatrate, die eine unmittelbare Reparatur mit minimalen Kosten sicherstellt.
Pool-Konten reduzieren die Prozesskosten und den Aufwand bei Kleinteilebestellungen
Üblicherweise lösen Kleinteil- oder Verbrauchsmaterial-Bestellungen den gleichen administrativen Aufwand aus wie die ursprüngliche Geräte-Bestellung. Derartige „Prozesskosten“ – verursacht durch Angebotsanfrage, Angebot, Auftrag, Auftragsbestätigung, Lieferung und Zahlung – sind erheblich und übersteigen in vielen Fällen den Wert der bestellten Ware.
Der bessere Weg führt hier über so genannte Service-Pools, auf die ein bestimmter Festbetrag eingezahlt wird und die zeitlich unbegrenzt sind. Aus diesem Guthabenkonto lassen sich kleinere Anpassungen, Reparaturen, Verbrauchsmaterial und Kleinbestellungen wir z.B. Anschluss-Stecker formlos bestellen. Die Auftragsabwicklung erfolgt auf dem kleinen Dienstweg zwischen dem Kunden und der Hotline des Lieferanten per E-Mail, das Ganze auf Basis eines Festpreisangebotes. Die Erfüllung der Leistung wird jeweils vom Kunden schriftlich per E-Mail bestätigt. Auf dieser Basis erfolgt dann die Abbuchung mit Erstellung eines neuen Kontoauszugs, der dem Kunden per E-Mail zugeht. Im Gegensatz zum Wartungsvertrag steht hier jeder Zahlung eine Leistung gegenüber. Die erbrachten Leistungen und Zahlungen sind vollständig dokumentiert, und jeglicher Missbrauch ist ausgeschlossen. Der Kunde hat die vollständige Leistungs- und Kostenkontrolle. Da die Anzahlung im Voraus erbracht ist, sollte jeder Bestellvorgang angemessen rabattiert werden. Diese Abwicklung ist deutlich schneller und billiger und dabei controlling-fähig.
In der Summe lassen sich bei einer optimal abgestimmten Systempflege in Kombination mit Service Pools die durchschnittlichen Betriebskosten für komplexe Ingenieurwerkzeuge von durchschnittlich 8,3 % auf unter 3 % senken.