Stiftung: Wie lautet Ihre persönliche Zukunftsperspektive für das Jahr 2030 und was erhoffen Sie sich?
Prof. Stieglitz: Ich denke, dass wir das Leiden vieler Menschen durch die Verbesserung etablierter Therapien in den kommenden Jahren weiterhin mildern oder in bestimmten Fällen sogar ganz nehmen können. Gleichzeitig hoffe ich insgesamt auf ein pragmatisches und ergebnisorientiertes Vorgehen und dass sich in unserem Fachgebiet nicht auf jeden technologischen Hype, wie zum Beispiel die Nano- oder Pikotechnologie, gestürzt wird. Denn die meisten Prozesse im Körper laufen elektrisch ab. Wir müssen die offenen Fragen klären – etwa zu Gehäusen, Leitungen oder Mehrkanalsteckern –, damit innovative Hilfsmittel sicher, dauerhaft und stabil arbeiten und wirken können.
Stiftung: Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?
Prof. Stieglitz: Wir sind in Forschung und Industrie sehr gut aufgestellt. Bereits seit über fünfzig Jahren ist Deutschland Weltmarktführer in der Prothetik, Stereotaxie oder Neurologie. Daraus erwächst die Verpflichtung, den Erkenntnisgewinn weiter voranzutreiben und unsere Hightech-Medizin dabei gerecht über den Globus zu verteilen.
Stiftung: Warum engagieren Sie sich beim Berliner Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung?
Prof. Stieglitz: Es ist an der Zeit, dass Human Enhancement in all seinen Facetten eine öffentliche Sichtbarkeit erlangt. Das Berliner Kolloquium stellt eine geeignete Plattform dar, auf der wir uns dem Themenfeld fachübergreifend und neutral einen Tag lang widmen können. Für den gesellschaftlichen Diskurs erreichen wir nicht nur Fachpublikum, sondern zugleich die interessierte Öffentlichkeit.